Bereits auf der diesjährigen GamesCom war ich sehr angetan von Joe Dever’s Lone Wolf aus dem Hause Bulkypix, einem Rollenspiel in Form eines interaktiven Spielbuches mit actionreichen Kämpfen in 3D, das in 3 Episoden veröffentlicht wird. Die Geschichte dazu wurde von Fantasy-Autor Joe Dever extra für das Spiel geschrieben.

Das Spielbuch dreht sich um den Hauptcharakter Lone Wolf, einen jungen Schüler der Kai-Lord Kriegermönche und spielt im fiktiven Land Sommerlund. Als eines Tages die schwarzen Lords von Helgedad die Mönche angreifen, überlebt nur Lone Wolf. Im 1. Akt Blutiger Schnee wählt man für seinen Charakter zu Beginn ganz rollenspielgemäß die Fähigkeiten aus. Als Lehensherr werdet ihr euer Bergdorf Starnfels gerufen, eine Siedlung die von wilden Giaks gezielt überfallen worden ist. Eure Aufgabe ist es nun, die Stadt von der Monster-Plage zu befreien und nach dem Grund für den Überfall zu suchen…

Bei Lone Wolf blättert man wirklich durch ein Spielbuch: Auf jeder neuen Seite erscheinen wie von Zauberhand die Zeilen der Geschichte und immer wieder kann man den Verlauf der Geschichte durch die Wahl diverse Möglichkeiten beeinflussen. Dazwischen finden sich schön gestaltete (und bewegte) Illustration. Richtig aufwendig wurden die Kämpfe in 3D umgesetzt, wofür man das iPad drehen muss und die nordisch angesiedelte Spielwelt in eine detaillierte Form gegossen wird.

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Besonders eindrucksvoll ist der Übergang zwischen den Illustrationen und den Kampfszenen gelungen, überhaupt ist das Spiel einer der schönsten Titel, den ich in letzter Zeit auf meinem iPad hatte. Hier wurde mit viel Liebe zum Detail gearbeitet, wodurch er sich ruhig mit Kollegen wie Infinity Blade messen kann.

Die Kämpfe gegen die eindrucksvollen Monster sind rundenbasiert und laufen größtenteils über verschiedene Quicktime-Events ab: Einmal zeichnet man Figuren nach, drückt möglichst schnell oder zur rechten Zeit auf einen Punkt. Doch zeitweise nervt es, vor allem wenn man wieder mal zu spät oder daneben getouched hat. Doch nicht nur Geschick ist gefragt, immerhin kann man bei der Auswahl der Waffen taktisch vorgehen.

Für Lone Wolf solltet ihr euch nicht nur auf Grund der kalten Umgebung im Buch warm anziehen, auch der knackige Schwierigkeitsgrad ist ein Grund dafür. Gerade am Anfang sollte man die Kämpfe strategisch geschickt angehen und nicht selten habe ich schon bei den ersten Feinden das Zeitliche gesegnet. Wenigstens bekommt man die Möglichkeit den verlorenen Kampf noch einmal zu wiederholen und so die Geschichte fortzusetzen – bis jetzt habe ich schon über drei Stunden im Spiel verbracht und ein Ende ist noch nicht abzusehen…

Im Hauptmenü findet man eine Übersichtskarte von Sommerlund mit den bisherigen Wegpunkten, dazu kann man die eigenen Fähigkeiten und das Inventar verwalten sowie das Questlog oder die Chronik des Spiels nachlesen. Für Abwechslung sorgt das Knacken von Schlössern mit einem Dietrich als Minispiel. Bei Händlern kann man neue Gegenstände erwerben, den eigenen Hausrat zu Geld machen oder beim Schmied die Waffen verbessern.

Neben der Grafik spielt natürlich auch der Sound eine ebenso wichtige Rolle bei Lone Wolf und wurde zum Glück gebührend aufwendig produziert. Beim Lesen bekommt man die passende atmosphärische Kulisse geliefert, der stets ein dramatischer Moll-Unterton anhaftet, wodurch der Inhalt noch stärker wirkt. Nur selten hat ein Autor die Chance seinen Lesern gezielt die passende Atmosphäre mitzuliefern – in diesem Fall geht es.

Lone Wolf ist eine erfrischende Mischung aus Rollenspielbuch und rundenbasierten 3D-Kämpfen. Die Geschichte lässt sich danke wunderbarer Übersetzung ins Deutsche gut lesen. Noch schöner ist der Umstand, dass man sie selbst mitbestimmen kann. Die Rollenspiel-Komponenten sind komplex, nur die Kämpfe mit den Quicktime-Events nerven zeitweise – sind seit dem Update aber besser. Unterm Strich bekommt ihr hier das derzeit beste deutsche Spielbuch, was es zu einer Empfehlung für Rollenspieler und Fantasyfans macht. Ein Spielerlebnis der ganz besonderen Art – ich freue mich schon auf die nächste Episode!

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+ gute deutsche Übersetzung
+ Spielbuch mit schöner Story
+ Kämpfe in 3D
+ schöne Animationen
+ atmosphärischer Soundtrack
+ verschiedene Spielwege
+ drei Nutzerprofile
+ komplexes Gameplay
+ keine InAppKäufe
+ GameCenter Anbindung
+ Universal-App
– schwer
– Kämpfe mit Quicktime-Events
– Wechsel zwischen Hoch- und Querformat
– kein iCloud-Support