Wenn Apple ein Spiel ganz oben im AppStore bewirbt, dann kann schon mal sicher sein, dass es exklusiv dort erscheint. So auch bei Tempo von Warchest Games. Zumal das Actionspiel keine InAppKäufe hat und im Trailer verdammt schick aussah – ein guter Grund sich das Spiel näher für euch anzusehen!

Gleich vorweg: Wer hier von den Screenshots auf einen reinrassigen Shooter schließt, der braucht nicht weiterlesen. Tempo ist eher ein Bündel aus animierten Zwischensequenzen, die man mit kurzen Reaktionsspielchen, spricht Quick-Time-Events (QTE), vorantreibt. Die Story selbst ist absolut linear, hier gibt es keine Entscheidungsmöglichkeiten wie bei den Telltale-Spielen… Wie hatte es Kollege Harzzach aka Seniorgamer treffend zusammengefasst? „… dass ich QTE eigentlich nur in Tanz- und Musikspielen für sinnvoll halte, weil das der zentrale Kern der Gameplay-Mechanik ist und ansonsten die Verwendung von QTE ausserhalb dieser Genres für einen Straftatbestand halte …“ Kann man so unterschreiben.

Tempo iOS Review Wer aber mit diesem Tatbestand der QTE prinzipiell zurecht kommt, wird hier mit temporeichen und daher kurzen Missionshäppchen abgespeist. In der Regel ist man nach 40 Sekunden und 3 bis 5 QTE mit einer Mission durch. Insgesamt gibt es drei grundlegende QTE: Einmal wird ein Ring eingeblendet und man muss einen zweiten Ring im richtigen Moment mit einem Touch anhalten. Dann gibt es Stellen, wo man mit möglichst schnellem Tippen ein Dreieck füllen muss. Und zuletzt kommt man noch an Stellen, wo man eine kurze Linie nachzeichnet. Also Abitur braucht man für dieses Spiel nicht, nicht mal die Qualifikation zur Einschulung – davon abgesehen, dass es nichts für Kinder ist. Doch trotzdem hat mich das Spiel am Bildschirm gehalten, vielleicht gerade weil es so kleine Häppchen sind und ich gut vorangekommen bin. Ein ideales Spiel für Zwischendurch.

In der Story übernimmt man die Leitung über ein Sondereinsatzkommando, dass Bösewicht Moloch zur Strecke bringen muss. Der hat nämlich kurzerhand London mit Bomben versehen und fordert nun Unmengen an Geld oder er jagt alles in die Luft. Daher wurde die Hauptstadt kurzerhand evakuiert, ich nehme an auf Antrag der Programmierer, die dadurch weniger Arbeit hatten. Da es sich bei Tempo mehr um einen interaktiven Film handelt als um ein Actionspiel, war ich auf die Story gespannt. Und wurde enttäuscht. Auch wenn es einen roten Faden gibt, wird die Handlung durch die extrem kurzen Missionen sehr auseinander gerissen und belanglos. Wenn schon die Story das Spiel tragen soll, dann hätte es gern mehr davon und weniger oberflächlich sein können!

Dafür wird man wenigstens grafisch entschädigt: Die einzelnen Szenen/Missionen sind toll animiert und sehen knackig scharf aus. Vor allem mit den Kamera-Perspektiven wird schön gespielt, hier steht das Spiel einem Actionfilm in Nichts nach. Auch Zwischenfilme, Sounds von Waffen und Musik gefallen – wer mag, schaut sich ein Making Of an, mit wie viel Liebe und Aufwand hier gearbeitet wurde.

Doch es gibt auch hier Abstriche. Leider sieht man immer wieder die selben Animationsabläufe, nur an anderen Orten und mit anderen Personen. Lassen wir es 20 Hauptanimationen und drei verschiedene GameOver-Animationen sein. Und leider kann man das Spiel nur auf deutsch spielen (und das sag ich!), da hier hier die Synchronsprecher zwar professionell sind, aber sie die Grundaussage absolut nicht treffen – sie lesen eher den Text runter. Das in Kombination mit einer eh schon lapidaren Story ist ziemlich dürftig. Die englischen Original-Sprecher sind deutlich besser! Hier hilft nur, die Sprache des iGerätes in den Systemeinstellungen umzustellen… Meine Empfehlung an euch!

Im Laufe des Spiels kämpft man sich durch das verwaiste London und erledigt jede Menge von Molochs SciFi-Schergen mit dem Gewehr, liefert sich Messer-Kämpfe mit Endgegnern, sprengt Kisten in die Luft und nutzt häufig ein scheinbar allmächtiges Handy, mit dem man wie in Watchdogs alles kontrollieren kann.

So schaltet man immer neue Kämpfer frei, einen davon kann man für jede Mission wählen und mit besseren Uniformen ausrüsten. Dazu gibt es die Möglichkeit einmalige PowerUps für das schwer verdiente Gehalt zu kaufen – wie mehr Zeit in den Missionen, stärker Kämpfer oder langsamere QTE – sprich Cheats. InAppKäufe gibt es zwar nicht, das Spiel nervt aber trotzdem zwischendurch mit Hinweisen, dass man diese PowerUps kaufen kann. Spätestens wenn man beim dritten der fünf Kapitel ankommt, wird das Spiel so schwer, dass man grinden muss. Also noch einmal mit einem neuen Charakter zurück in einfacherer Missionen und alles nochmal. Das nagt auf Dauer doch am Spielspaß…

Tempo ist jetzt nicht die große Action-Offenbarung für mobile Zocker, aber irgendwie schafft es das wahrhaft kurzweilige Spiel (oder eher der interaktive Film) zu motivieren und mit den kleinen Reaktions-Spielchen an der Story zu halten. Obwohl die recht dünn ist und zerhackt erzählt wird. Verdammt nochmal, irgendwie macht es trotzdem Spaß. Zumindest am Anfang. Schuld daran ist die tolle Präsentation mit guten Animationen, das kurzweilige Gameplay und ständig schaltet man was frei oder bekommt jemand dazu. Wer den Speicherplatz hat und wem es reicht einen Actionfilm mit Quick-Time-Events voranzubringen und dabei seine Reaktionsfähigkeit zu testen, kann sich Tempo zulegen.

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+ schicke, scharfe Retina-Optik
+ natürliche Animationen
+ schöne Präsentation
+ Wetter-Effekte
+ läuft flüssig
+ motiviert
+ drei verschiedene QTE
+ einfache Steuerung
+ PowerUps / Anzüge
+ verschiedene Charaktere
+ gute Soundkulisse
+ keine InAppKäufe
+ komplett deutsch
+ GameCenter-Anbindung
+ Universal-App
– Story mau
– superkurze Missionen
– einmalige PowerUps, dann nachkaufen
– deutsche Synchronsprecher eher mittelmäßig
– Animationen wiederholen sich oft
– nervt mit Kauf-Erinnerungen
– keine iCloud Savegames
– großer Speicherbedarf (2,1 GB)