Wenn wir über das schwierige Marktumfeld sprechen, so müssen wir auch den klassischen Spielejournalismus ansprechen. Als 2013 Oceanhorn veröffentlicht wurde, hat sich der „klassische“ Spielejournalismus vornehm zurückgehalten. Die Gamestar hat das Spiel gar nicht getestet. Auch nicht, als es später auf dem PC veröffentlicht wurde. Stattdessen hat sich der Spielejournalismus immer auf Themen wie EAs Dungeon Keeper Desaster gestürzt und sinnbildlich gesagt: „Seht ihr? Wir haben schon immer gesagt, Mobile Games sind Abzocke.“ – Wie bewertest Du die Vorurteile des Spielejournalismus was Mobile Games betrifft?

Ernsthaft, ich glaube die Schuld liegt hier eher bei Jamba & Co als bei den Redaktionen. Mit ziemlich sinnfreien Apps wie dem „Nacktscanner“ usw. die samt undurchsichtigem Jamba-Abo an die Leute gebracht wurden, ist der Grundstein für einen schlechten Stand von Handyspielen gelegt worden. Ich erinnere mich noch gut daran, wie teilweise mit Freunden oder sogar Fremden sofort ein Streit anfing, wenn ich gesagt habe, dass ich Handyspiele entwickle. Das ging noch weit bis in die iOS-Zeit hinein.

Sowas bleibt natürlich lange in den Köpfen, auch bei den Spielemagazinen. Fairerweise muss man aber sagen, dass J2ME-Spiele damals schon in der einen oder anderen Videospielezeitung getestet wurden, genauso wie auch Smartphonespiele. Oceanhorn auf iOS hat seinen Weg damals auch in die M! Games gefunden, wenn mich nicht alles täuscht. Und auch in viele andere seriöse Print- und Onlinemedien.

Das alles hat sich aber deutlich geändert. Auch Mobile Games sind nun Mainstream. Wieso Mobile Games aber auch heute nicht ernst genommen werden, verstehe ich allerdings nicht wirklich. Es gibt grandiose Spiele: The Room, Monument Valley, Implosion. Teilweise aufwendiger als manch ein PS Vita oder 3DS Spiel. Wieso also immer dieser Beef und Hate den Smartphonespielen gegenüber? Verstehe ich nicht… Ich lade jeden der immer gegen Mobile Games wettert dazu ein, zu uns zu kommen und ein Spiel mit uns zu entwickeln. Viele haben einfach nur eine große Klappe, wollen sich profilieren, Klicks erhaschen – whatever. Alles leere Worte. Der F2P Ripoff sowie Werbepopupspam in vielen Spielen mögen hier allerdings auch was dazu beigesteuert haben.

Außerdem, wieso sind Mobile Games eigentlich immer nur Spiele auf Smartphones? Vita und 3DS sind ja auch mobile Endgeräte, also per Definition Mobile Games. Und das Nintendo Switch? Mobile oder stationär? Definitiv ein Hybrid, aber das sind iOS und Android Geräte mit dem richtigen Equipment auch. Und das Pippifax-Argument, dass „Mobile“ das englische Wort für Handy ist, zählt hier nicht! Manchmal labern Menschen einfach nur um des Laberns Willen. Oft kommt dabei nichts Sinnvolles raus.

Anstatt ein cooles Spiel plattformunabhängig zu genießen, wird darüber philosophiert, ob man es mögen darf oder nicht?

 

Es fehlen allgemein Medien, die Mobile Games ernst nehmen. Selbst TouchArcade kommt mir manchmal wie eine Clickbait-Schleuder vor. Während man dort noch vor zwei oder drei Jahren echt gute Berichterstattung bekam, habe ich heute nicht mehr das Gefühl. Ansonsten gibt es noch Blogs wie die Appgemeinde oder PocketTactics. Aber ein paar private Blogs können nur unzureichend über alle Premium-Spiele berichten. Selbst wenn man, wie es Tobi Donnerstags in den Neuveröffentlichungen handhabt, den Freemium-Anteil der wöchentlichen Erscheinungen aussiebt, bleibt immer noch viel mehr über, als man als normaler Mensch spielen kann. Eigentlich krass, oder?

Mit dem Stichwort „Clickbait“ hast du schon alles gesagt. Da brauch ich nicht mehr viel hinzufügen. Es ist aber in der normalen Presse nicht anders. Schau dir Spiegel Online an, um nur ein Negativbeispiel zu nennen. Das Niveau ist dort ins Bodenlose gesunken, die Headlines reißerischer als je zuvor. Auch die Presse muss den marktwirtschaftlichen Regeln von Angebot und Nachfrage folgen. Die User entscheiden hier mit ihren Klicks. Im Falle von TouchArcade auch mit ihrem Geldbeutel, siehe deren Patreon-Aktion. Dass bei iOS / Android Spielen kein Interesse an Presse besteht, sieht man hier ja schön. Ihr Ziel von lächerlichen 10.000$ im Monat verfehlen sie mittlerweile auf traurigste Art und Weise. Eigentlich schade. Aber auch hier wieder: Es gibt zu viel Angebot. Da habt ihr vielleicht ein ähnliches Problem wie wir. Und es muss immer alles gratis sein. Wieder selbes Problem wie wir.

Außerdem, kann man keinen guten Journalismus erwarten, wenn ein Tester für einen Testbericht gerade mal 50 Euro, Dollar oder Pfund bekommt. Youtube und Twitch haben mittlerweile eine immense Bedeutung, vielleicht sogar mehr als alle Blogs und Seiten zusammen. Vielleicht ist auch einfach die Zeit für das Format des klassischen Blogs abgelaufen. Keine Schlemmerei: Ich bevorzuge Blogs und Webseiten. Bei den Kids sieht das aber schon wieder anders aus…

Es kommt aber auch hinzu, dass sich die Leute in unseren Breitengraden generell weniger für mobile Spiele und das Drumherum interessieren. In Asien sieht das wieder anders aus. Siehe Tokyo Game Show. Früher der feuchte Traum eines jeden Zockers, heute eine Mobile dominierte Spielemesse, die Heerscharen von Japanern anzieht.