Ältere Zocker-Semester werden schon bei den Screenshot in Erinnerung schwelgen: Ganz klar, der Arcade-Racer Highway Runners von Brownieless Games macht kein Hehl daraus, dass es beim einst sehr beliebten OutRun Maß genommen hat. Und das muss ja auch nichts Schlechtes sein.

Wie in den guten alten Zeiten der Videospiele kann man hier mal wieder über die endlos scheinenden Highways im sonnigen Kalifornien brettern, als ob es kein Morgen gäbe und das Gaspedal sich verklemmt hat. Als sicher sehr maskuliner Fahrer springt zum Fahrtbeginn auch noch passend eine adrette Beifahrerin mit in den Wagen. Dann kann es ja losgehen.

Highway Runners geht andere Wege

Liest man den Artikel bei den Kollegen von Appgefahren, merkt man leider wieder einmal, dass sie das Spiel geladen und vielleicht drei mal angespielt wurde. Standard-Text reingeklimmpert, Affiliate-Link drunter, nächstes Spiel. Leider geht so einiges verloren… Denn normalerweise steigern sich Spiele in ihrer Schwierigkeit, um den Einstieg zu erleichtern und Spieler an sich zu binden. Doch nicht so Highway Runners, hier muss man schon etwas länger spielen! Es geht nämlich mit einem recht schweren Fahrmodus los, bei dem es viel Verkehr auf den Straßen gibt. Um den zweiten Fahrmodus (den Zen-Modus) freizuschalten, benötigt man 1.000$, was im Spiel rund 10 Fahrten bedeutet. Erst dann (!) wird es einfacher, denn im Zen-Modus gibt es weniger Autos (plus mehr Münzen) und man kommt weiter und bekommt mehr Geld.

Highway Runners

Highway Runners ist levelbasiert und verzweigt sich

Nach zwei Kollisionen ist übrigens Schluß und der Wagen Schrott, was einen Neustart bei Level 1 bedeutet. Wenn man im Zen-Modus dann weiter fährt, merkt man auch, dass es level-basiert ist und sogar Abzweigungen bietet. Hat man die ersten drei Level durchfahren, kann man (während der Fahrt) wählen, ob man danach links durch die Stadt brettern oder rechts in der Wüste Staub aufwirbeln will. Jedes der 15 Level und Umgebung hat dabei ihre Eigenheiten und Hindernisse. Gerade im Zen-Modus kann eine Fahrt schon mal an die 5-10 Minuten gehen, hier gibt es also eine Menge Umfang. Allerdings muss man halt trotzdem immer wieder bei Level 1 starten.

Noch ein Wort zur Fahrmechanik: Man kann frei steuern, muss also nicht fest auf den Fahrbahnen fahren. Der Wagen lässt sich im Notfall sogar auf den Seitenstreifen lenken, wodurch man zwar Kollisionen vermeidet, aber auch Geld abgezogen bekommt.

Für Steuerung des Cabriolets muss man die Neigungssteuerung nutzen, während man für einen zusätzlichen Drift (= stärkeres Einlenken) noch auf den Bildschirm tippt. Ich mag ja eher keine Neigungssteuerung, konnte mich aber hier gut damit arrangieren. Dazu hatte ich das Gefühl, das Highway Runners manchmal doch bei der Berechnung von Kollisionen ein Auge zugedrückt und mich „knapp vorbei“ fahren lassen hat. Knapp vorbeifahren hat übrigens Vorteile in Form von zusätzlichen Punkten, die für den maßgeblichen Highscore wichtig sind.

Shut up and take my money

Highway Runners

Neben verschiedenen Umgebungen gibt es auch Tageswechsel

Für eingesammelte Münzen kann man sich einige Dinge kaufen: So zum Beispiel die recht teuren Tageszeiten und neue Spielmodi – was sie genau bringen, weiß man aber vorher nicht. Und das ist auch die Motivation, weshalb ich hier nicht spoilern will, sondern euch nur die Namen nenne: Nach dem Zen-Modus kommen noch Money Money Money, Turbo Tires, Player Dice, Lucky Tail, Shut Up And Take My Money, Rush Hour sowie Super Coin. Auf InAppKäufe verzichtet Highway Runners komplett.

Auch wenn das Spiel ein echtes Arcadespiel ist, zeigt es immer wieder faire Gesten. So kann man zum Beispiel nach den zwei Fehlversuchen doch noch weiterfahren – vorausgesetzt man investiert eine Münze. Die kann man aber nicht kaufen, sondern nur in späteren Leveln einsammeln.

Derzeit ist Highway Runners nur für das iPhone optimiert und fühlt sich mit seinem recht groben 16bit Pixel-Artwork dort auch wohl. Natürlich kann man es auch auf einem iPad spielen, hier wird es aber vergrößert und fügt den Augen schon erhebliche Schmerzen zu. Ja, ich weiß, früher war das auch so – aber wir haben 2016 und man ist verwöhnt. Auch spielerisch hat man Nachteile, denn man erkennt bei hoher Geschwindigkeit erst recht spät aus den herannahenden Pixelhaufen, wo die kostbaren Münzen sind.

Auf der anderen Seite habe ich jetzt schon eine längere Zeit im Spiel verbracht (auf dem iPad) und habe mich daran gewöhnt – mehr sogar: Ohne diesen groben Look würde das Spiel seinen Charme verlieren! Trotzdem kann man iPad-Besitzer doch lieber raten, noch auf ein Update als Universal-App zu warten. Die passende Chiptune-Musik von Cactusbear ist übrigens sehr fetzig und fügt sich nahtlos in die Zeitreise ein.

Highway Runners spricht echte Oldschool-Zocker an: Das geht bei der stilechten (und groben) OutRun-Optik los, weiter über die Steuerung bis hin zum Soundtrack. Wer es eher modern und poliert mag, zockt lieber Horizon Chase. Wer es dreckig und original mag, kommt aber an Highway Runners nicht vorbei. Hier wähnt man sich wirklich an einem alten Videospiel-Automaten! Mit seinen verschiedenen Streckenteilen, den Spielmodi, ganz ohne InAppKäufe und drei Kilo Retro an Bord, kann man beruhigt die Motoren starten – insofern man sich durch den schweren Start kämpft und ein Hawai-Hemd plus Schnurri hat. Eigentlich wollte ich erst 3.5 Sterne geben, aber nachdem ich rund eine Stunde auf der Strecke war und mich gut unterhalten fühlte, gibt es nun doch 4.5 Retropunkte…

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