Statt den hundertsten Plattformer auf Super Marios Spuren zu spülen, bekommt man mit Mushroom 11 von amerikanischen Entwickler Untame einen angenehm unabgegriffenen Stil-Mix unter die Finger. Im Herzen ist das Spiel ein Plattformer, wurde aber mit jeder Menge Physik-Puzzles sowie post-apokalyptischem Flair und OneTouch-Steuerung aufgejazzt.

Zerstöre es, damit es wächst

Mushroom 11 folgt einer fast schon philosophischen Grundidee: Man zerstört seine Spielfigur, wodurch sie erwächst und sich weiterentwickelt. Oder in diesem Falle fortbewegt.

Mushroom 11

Manche können nur mit Druck arbeiten…

Ganz konkret: Man steuert einen grünen Haufen Zellen. Oder ist es Schleim? Der Finger agiert als riesiger Radierer, mit dem man die grüne Masse vor sich herschiebt. Oder wenn man schnell ist, kann man sie damit auch zerstören. In den 2D-Welten schiebt man den grünen Haufen so von A nach B, vorbei an dicht verteilten Savepoints.

Doch so einfach ist es nicht. Die grüne Masse muss durch allerlei Gänge gedrückt werden. Mal nach oben, mal nach unten um die Ecke. Mal über tödliche Lava, mal über Abgründe. Man bedient (physikalisch korrekt) Schalter, bewegt mit dem Eigengewicht Wippen, durchquert Maschinen oder kämpft in jedem der sieben Kapitel gegen einen Boss-Gegner. Unterwegs sammelt (oder eher absorbiert) man noch allerlei Pflanzen, die sich die grüne Masse einverleibt und damit wächst.

Das Leveldesign ist durchdacht und die düsteren Spielwelten bieten immer wieder Abwechslung und vor allem neue Herausforderungen. Je länger man spielt, desto besser wird das Spiel. Rund fünf Stunden könnt ihr einplanen.

Alles steht und fällt mit der Steuerung

Mushroom 11

Die Endgegner erfordern besondere Aufmerksamkeit.

Besonders am Anfang habe ich Mushroom 11 für seine hakelige Steuerung verflucht. Die grüne Zellwurst wollte einfach nicht so, wie ich wohl wollte… Klar, man benötigt zum Vorwärtsschieben der Masse nur einen Finger. Aber das macht es nicht einfacher oder präziser. Für dieses Spiel braucht man ein paar Level als Fingerübung. Und eine Weile, bis man weiß, wie die träge Masse reagiert und wie man sie in die gewünschte Richtung bewegt. Denn die Level werden ja nicht einfacher. Später kommt dann noch ein Präzisionsmodus hinzu, mit dem man feiner Verdrängen kann. Circa ab dem zweiten Kapitel hat es mich dann gepackt und ich hatte die Steuerung gemeistert.

Übrigens wurde das Spiel für die mobile Variante nicht nur einfach portiert (auf Steam ist es ja auch erhältlich), sondern komplett neu aufgesetzt. Daher gibt es auch MultiTouch-Eingaben, mit denen man so manchem Rätsel eine neue Lösung geben oder auch zu zweit an einem Touchscreen agieren kann. Sogar Force-Touch wird auch neueren iPhones unterstützt, mit dem man den Radierer schnell umschaltet. Trotzdem hat man den Luxus, dass man sogar die Auflösung und den Zoom einstellen kann.

Auch das Gesamtpaket stimmt. Optisch erschaffen Untame hier ein schaurig-schönes Szenario, dass mit ruinierten Gebäuden und fantastisch mutierten Pflanzen Aufsehen erregt. Die dicken Synthie-Flächen kommen von keiner geringen Band als von The Future Sound of London. InAppKäufe gibt es keine und es ist komplett auf Deutsch lokalisiert.

Mushroom 11 ist ein angenehm frischer Genre-Mix mit dichter Atmosphäre und intelligentem Level-Design. An die Steuerung muss man sich eine ganze Weile heranarbeiten (und wenn, dann idealerweise auf einem Touchscreen statt mit der Maus). Dann wird man aber mit tollen Physik-Rätseln und einer ungewöhnlichen Spielmechanik belohnt. Auch die Savepoints sind meist gut und dicht verteilt, so das es nur wenige richtig frustrierende Momente gibt. Ein ungewöhnlicher Plattformer, der erst nach einer Weile seine Vorzüge preis gibt und einen Download wert ist.

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