Website-Icon appgemeinde

Review: Monster Hunter Freedom Unite – Auf zur Monsterhatz!

Willkommen in einer prähistorischen Fantasywelt! In einer Welt wo große Monster, Dinosaurier, Drachen und andere Tiere darauf warten, zartes Menschenfleisch in die Pranken zu bekommen. Fleischfresser jagen Pflanzenfresser, Flora und Fauna passen sich den jeweiligen Klimazonen an. Wir als Jäger durchstreifen diese Welt am Tage und zur Nacht, auf der Suche nach den nächsten Jagdtrophäen. Wir durchqueren eisige, kalte Höhlen, setzen uns giftigen Tieren im Dschungel aus und kämpfen nicht nur gegen die tückische Tierwelt, sondern auch gegen unseren Hunger und die Zeit. Willkommen bei Monster Hunter Freedom Unite!

Und bevor wir richtig in dies Spiel einsteigen, sei erklärt, dass dieses Spiel nicht irgendein Spiel ist. Es war das Spiel des Jahres 2008. Allein in jenem Jahr wurde der Titel über 2.5 Millionen mal in Japan abgesetzt und damit der erfolgreichste Titel des Jahres. Das war deswegen überraschend, weil dieses Spiel exklusiv für die damalige PSP (Playstation Portable) von Sony erschien und der Handheld zu jener Zeit schon als tot galt. Nintendo dominierte mit dem DS den Handheld-Markt und es war bereits beschlossene Sache, dass die PSP so langsam in die Versenkung verschwindet. Doch dann kam Monster Hunter. Ein überraschender Systemseller sondersgleichen. Er hauchte der PSP neues Leben ein und zumindest in Japan sollten noch etliche Leckerbissen für Sonys Handheld folgen. Zudem war der Titel der kommerzielle Startschuss für die heute beliebteste Videospielreihe nach Dragon Quest im Land der aufgehenden Sonne. Im Westen dagegen konnte Monster Hunter nie mehr als einen kleineren Kreis von Hardcore-Gamern erreichen. Weil das Spiel, und darauf werde ich im folgenden Review eingehen, ein durch und durch japanisches Spiel ist.


Aller Anfang ist schwer

Fangen wir mit der Ausgangslage an: Nachdem Ihr Euch einen Charakter erstellt habt, seht ihr diesen in einer Videosequenz von einem Eisberg in die Tiefe stürzen – den Kampf gegen ein Monster habt ihr nur knapp überlebt. Ihr wacht darauf in Pokke-Dorf auf, einem kleinen Jägerdörfchen im Schneegebirge. Dort werdet Ihr die ersten Spielstunden verbringen, denn schon allein das Tutorial des Spiels wird ungefähr 4-5 Stunden dauern. So gibt es Trainingsmissionen, die Euch Stück für Stück mit dem Gameplay vertraut machen.

Wie schneide ich Fleisch aus den Tieren? Wie bereite ich aus diesem Fleisch herzhafte Nahrung zu um den Hunger zu stillen? Wie fange ich Fische? Was haben die 11 verschiedenen Waffenarten für Vor- und Nachteile? Wie stelle ich Fallen für die Jagd auf? Wie kann ich Tränke herstellen? In diesen Themen, welche nur einen kleinen Auszug darstellen, werdet Ihr Euch in den ersten Stunden einarbeiten müssen. Es gibt nicht nur Trainingsmissionen, sondern auch viel zu lesen: In den ersten Stunden werdet Ihr mit Tutorialtexten geradezu überhäuft. Diese sollte man auch aufmerksam lesen, denn später wird im Spiel gar nichts mehr erklärt – dann ist man auf sich allein gestellt. Zwar kann man die anfänglichen Tutorialtexte aus dem Menü auswählen, es gibt dann aber keine weiterführende Hilfestellung mehr!

Das Spielprinzip baut auf scheinbar klassischen „Besiege Monster und hole Trophäen“ Quests auf. Manchmal gibt es auch Quests, wo man diverse Ressourcen finden muss, die man beim Bergbau oder beim Angeln bekommt. Und immer sind diese Quests mit einem Zeitlimit versehen, schafft man es nicht im vorgesehenen Zeitfenster, wird die Aufgabe abgebrochen und man wird ins Dorf zurückgebracht. Beträgt dieses Zeitlimit anfänglich noch 50 Minuten pro Quest, können es später auch gerne einmal 10 oder gar nur 5 Minuten sein. Eine Quest gilt dann als erledigt, wenn man das gesuchte Item innerhalb der Zeit in die rote Truhe im Lager gelegt hat.

 

Im Kern eine actionorientierte Jagdsimulation

Im Prinzip ist Monster Hunter ein Actionspiel. Während man aber aus westlicher Sicht annehmen könnte, dass ein Spiel mit dem Titel „Monster Hunter“ sicherlich ein reines Hack & Slay wäre, spielt sich dieser Titel eher wie eine prähistorische Jagdsimulation in einer Fantasywelt. Und hier kommt der japanische Einschlag zu tragen, den ich anfangs ansprach: Japaner haben große Probleme mit Spielen, die ein stressiges 3D-Gameplay erfordern, so wie man es beispielsweise von Ego-Shootern oder der God of War Reihe kennt. Damit kommen Japaner nicht zurecht. Selbst Spiele wie Super Mario 64 können bei Japanern Stress und Übelkeit hervorrufen (wer sich fragt, warum die letzten 3D Spiele aus der Super Mario Reihe wieder klassische 2D Gameplay-Passagen haben, hat nun die Antwort).

Demzuolge ist auch Monster Hunter vor allem auf das japanische Publikum ausgerichtet. Anstatt sich nun gehetzt von einem Monster zum nächsten zu schnetzeln, sind die großen Monsterkämpfe eher Belohnung statt die Regel. Denn die meiste Zeit wird man sich mit kleineren, aber nicht minder gefährlichen Tieren herumschlagen müssen, bevor man in den späteren Spielstunden einen großen Dinosaurier überhaupt nur zu Gesicht bekommt.

Simulation trifft es sehr gut, denn neben dem Kämpfen gegen Tiere und Monster werdet Ihr auch viel Zeit mit ruhigeren Beschäftigungen wie Angeln oder Bergbau verbringen. Nachdem Ihr den Boden nach geeigneten Würmern abgesucht habt, könnt Ihr Euch an eine Angelstelle stellen und Fische fangen, die wiederum in Seltenheitsgrad eingeteilt sind: Seltene Fische kann man nicht nur teuer verkaufen, häufig braucht man diese auch für die Herstellung von stärkeren Waffen und Rüstungen. Dasselbe gilt für Erz aus dem Bergbau und allgemein alles, was man so im Spiel findet oder sich in Kämpfen erbeutet.

Und genau daraus zieht das Spiel seinen großen Bann: „Für die nächstbeste Rüstung fehlen nur noch ein paar Ressourcen? Na, diese Zutaten werde ich sicherlich in der nächsten Stunde noch finden.“ Mit diesem einfachen, aber geschickten Kniff sorgt das Spiel dafür, dass Stunden um Stunden vergehen. Immer auf der Suche nach neuen Items, die man für Waffen, Rüstungen, Nahrung, Tränke und Fallen verwenden kann. Charakterlevel- und werte gibt es dagegen keine, deswegen die häufige Einordnung in das RPG-Genre auch falsch ist.

Viel mehr bekommt der Spieler selbst diese Erfahrungswerte, was an dem sehr hohen, aber fairen (!) Schwierigkeitsgrad des Spiels liegt. Monster Hunter ist, und das streiche ich an dieser Stelle klar heraus, nichts für Casual Gamer! Auch wenn es fünf verschiedene Schwierigkeitsgradoptionen gibt, es bleibt eine knallharte Jagdsimulation, die keinen Fehler verzeiht. Alle Tiere und Monster haben ihre eigene Bewegungs- und Angriffsmonster. Manche Tiere sind allein, manche im Rudel. Häufig besiegt man ein bestimmtes Tier mit einer der 11 verschiedenen Waffenarten. Denn alle Waffenarten haben Vor- und Nachteile die wiederum zu den verschiedenen Vor- und Nachteilen der Gegner passen. Diese Kombinationen lassen sich häufig erst nach mehreren Versuchen und genauer Beobachtung herausfinden. Oder schleicht man doch unerkannt in das Jagdrevier und legt Fallen aus? Möchte man Gegner töten oder fangen? Töten geht einfacher, man bekommt am Ende aber weniger Belohnung vom Questgeber. Während man auf wertvolle Jagdtrophäen verzichten muss, wenn man die Tiere am leben lässt.

Das Ziel des Spiels ist es, die eigene Spielweise herauszufinden und zu perfektionieren. Während Ihr verschiedene Gegenden wie das Schneegebirge, den Dschungel, die Wüste, Sumpf- und Vulkangebiete, große Wälder und Türme erschließt, wird nicht der Charakter auf dem Bildschirm besser, sondern Eure Skills und Eure Erfahrungen, die dann in das Spiel Einzug halten. So muss man auch immer im Auge behalten, dass die Spielfigur regelmäßig Hunger bekommt und die Waffen stumpf werden. Neben der eigentlichen Questaufgabe müsst Ihr regelmäßig Nahrung zubereiten und Wetzsteine herstellen oder finden.

Dargestellt wird das Spiel aus der 3rd-Person-Perspektive. Mit dem Analogstick wird die Figur gesteuert, mit den umliegenden Digitalkreuz durch das Menü navigiert. Mit dem Wischen nach links und rechts kann die Kamera justiert werden. Wenn kein Controller angeschlossen ist, werden auf der rechten Seite noch Buttons für die Angriffe, Verteidigung und ausweichen angezeigt. Aus der unteren Leiste werden die Gebrauchsgegenstände aus dem Inventar benutzt. Die obere, grüne Leiste zeigt die Lebenspunkte an, die direkt darunterliegende gelbe Leiste die Ausdauer. Dank der Ausdauer kann man sprinten, aber auch schwere Items tragen, Ranken erklettern oder Ausweichrollen nach links und rechts vollführen. Je mehr Hunger die Figur bekommt und umso kälter die Umgebung wird, desto weniger Ausdauer steht zu Verfügung.

Eine klassische Geschichte bietet das Spiel nicht. Die braucht es auch nicht, da eben so schon sehr viel geboten wird. Die einzelnen Gebiete sind sehr groß und voller Geheimnisse und kleinen Dungeons. Die Quests sind zwar vom Prinzip gleich, spielen sich aber immer wieder anders, weil man sich je nach gesuchtem Objekt und vorgegebener Zeit neue Strategien zurechtlegen muss. Im Großen und Ganzen kann man Monster Hunter mit einen riesigen Abenteuerspielplatz vergleichen.

 

Die iOS-Anpassung

Diesen Abschnitt können wir kurzhalten: Schaut her Square, so geht’s! Das PSP-Original wurde inhaltlich 1:1 übertragen. Bei Spielstart könnt Ihr aus fünf verschiedenen Sprachen (unter anderem Deutsch) wählen. Alle Tutorialtexte im Spiel wurden inhaltlich an die iOS-Steuerung angepasst, dazu gibt es Mfi-Controllersupport. Vor allem die Grafik sieht wunderschön aus und toppt das PSP-Original um Längen. Es macht auf einem großen iPad-Bildschirm nochmal viel mehr Spaß auf Jagdtour zu gehen, was auch an den wunderschönen Umgebungstexturen liegt. Ein toller Soundtrack und eine sphärische Geräuschkulisse runden das positive Gesamtbild ab.

Die Touchsteuerung geht ebenfalls erstaunlich gut von der Hand. Zwar wird alles mit virtuellen Buttons und Sticks gespielt, aber dafür wurde die Bewegung der Spielfigur an die Touchsteuerung optimiert. Nach einer Weile werdet Ihr Euch gut zurecht finden. Am besten spielt sich das Spiel aber mit einem Controller mit zwei Analogsticks.

Das PSP-Original bot außerdem einen Multiplayermodus. Damit konnte man mit anderen Spielern zusammen auf Jagd gehen. Auch diesen Modus hat es per WiFi-Verbindung in die Portierung geschafft. Man kann sogar online mit GameCenter-Freunden spielen! Lediglich iCloud Spielstände hätte ich mir noch gewünscht, vielleicht wird das mit einem Update ja noch nachgereicht. Ansonsten konnte ich keine großartigen Bugs feststellen und alles spielt sich genauso wie auf der PSP!

Wenn nicht noch ein Wunder passiert, wird Monster Hunter Freedom Unite mein persönliches iOS Spiel des Jahres! Die PSP-Version wurde optisch nochmal aufgehübscht und es macht genauso viel Spaß wie vor ein paar Jahren. Monster Hunter ist eines dieser wenigen, ganz besonderen Spielreihen, die es nur einmal im Jahrzehnt gibt und einem das Medium Computerspiel komplett neu erleben lässt. Nichtsdestotrotz ist MHFU lange nicht für Jedermann geeignet. Wer hier ein schnelles, unkompliziertes Actionspektakel westlicher Art erwartet, wird bitter enttäuscht. Wer aber geduldig ist, sich stundenlang (!) durch zig Tutorialtexte und Trainingsmissionen arbeiten will und Spaß daran hat, nicht nur Monster zu jagen, sondern auch zu angeln, Erz zu schürfen, Gegenstände zu sammeln und zu kombinieren sowie auch kein Problem damit hat, Quests mehrmals zu versuchen, bis man endlich die Lösung hat, der darf die 13,99€ definitiv investieren! Denn belohnt werdet Ihr mit einem riesigen Abenteuerspielplatz, der Euch mindestens 70 – 80 Spielstunden fesseln wird. Zudem ist die Portierung einfach nur superb gelungen!

[appbox appstore 744769918]

+ packendes, sehr komplexes Gameplay
+ viele Tutorials
+ tolle Grafik
+ riesiger Umfang (min. 70 Std. Spielzeit)
+ inhaltlich 1:1 zur PSP-Version
+ gute Touchbedienung
+ kooperativer Online-Modus
+ Mfi-Controllersupport
+ gute Soundkulisse
+ deutsch
+ keine InAppKäufe
+ GameCenter Anbindung
+ Universal-App
– kein iCloud-Support
Die mobile Version verlassen