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Review: Retro City Rampage DX – Bekloppt ist nicht genug!

Die Geschichte von Retro City Rampage DX beginnt im Jahre 1988 in Theftropolis: Ich habe mich soeben als Handlanger von Superschurke Harlekin qualifiziert, da sein eigentlicher Fahrer gerade von der Polizei platt gemacht wurde. Nach wilder Verfolgungsjagd entkommen wir durch die Kanalisation und ich muss untertauchen. Da plötzlich taucht ein schickes Auto auf… ein DeLorian! Ich steige ein und bin plötzlich in einer anderen Zeit. Da ich den eigentlichen Zeitreisenden zufällig umlege, hält mich dieser komische Doktor für den EINEN. Na gut, ich werde es ihm kaum auf die Nase binden, dass er mich verwechselt.

Um den Flax-Kombobulator der Zeitmaschine nach der (Bruch-)Landung zu reparieren, müssen wieder einige Aufgaben erledigt werden. Zum Beispiel muss ich in einer Militär-Basis eindringen und dort im Alleingang alles platt machen. Oder sogar ein Fahrrad klauen, nebenbei trage ich darauf für Fischaugen Louie Zeitungen aus. Die ich aber aus Faulheit einfach mit der automatischen Zielfunktion nur von weitem in Richtung Briefkästen schleudere. Das muss doch reichen!

Die Polizei hat einen oft auf dem Kieker.

Ihr merkt schon, die Story ist herrlich bekloppt und strotzt nur so vor Humor und Verweisen. Die Missionen selbst sind zwar in der Regel gewöhnliche Kost aus kleinen Bring&Hol Aufträgen, hier mal ein Überfall, dort mal ein Autodiebstahl. Sie werden aber schön abgewechselt, so dass man sich immer mal wieder heranwagen möchte. Und zwischendurch macht es Laune, die liebevoll gestaltete Spielwelt mit dem Retrocharme zu entdecken.

Die Stadt ist lebendig: Überall wuseln die unterschiedlichsten Leute auf den Fußwegen umher, daneben rollt der Verkehr. Pkw, Lkw, Einsatzwagen, Motorräder oder Fahrräder. Alles lässt sich natürlich in GTA-Manier klauen und fahren. An jeder Ecke gibt es Läden. Ein Optiker für den guten Look, Waffen-Shops, eine Autowerkstatt, in der man seinem Gefährt nicht nur einen neuen Anstrich geben, sondern es auch im Parkhaus noch speichern kann.

Man ist auch mal auf dem Skateboard unterwegs.

Daneben findet man noch den Schönheitschirurgen Face-R-Us, den Hut-Spezialisten Wonder Hats, einen Frisör oder eine Spielhölle mit funktionierenden Arcade-Automaten, mit denen man allein schon minutenlang Spaß haben kann. Außerdem sind in der offenen Spielwelt noch viele Beutesäcke und ominöse Flyer an öffentlichen Telefonen zu finden.

RCR ist ein König der Anspielungen auf alles, was mit den 80ern und aktuellen Popkultur-Phänomenen zu tun hat. Um nur ein paar Dinge zu nennen, denen man in Bildern, Worten oder ganzen Missionen begegnet: Zurück in die Zukunft, Paper Boy, Monkey Island, Robocop, Mega Man, SuperMario, GTA, Super Meat Boy, Minecraft, DonkeyKong, A-Team, Ghostbusters, BitTripRun oder Knight Rider. Um nur ein paar zu nennen… Und es macht riesig Spaß, alle diese mehr oder weniger versteckten Hinweise zu finden.

Die Steueurung ist nur über Touch-Eingaben zu erledigen, einen Support für iOS Controller gibt es leider nicht. Das ist schade, denn man merkt dem Spiel an, dass es schon darauf ausgelegt ist. So sieht man auch im Optionsmenü einen XBOX-Controller mit der Belegung. Prinzipiell funktioniert die Steuerung auch gut, nur beim Fahren selbst wird es bei schnelleren Wagen echt fummelig bis unkontrollierbar. Einen wertvollen Wagen ohne große Schäden schnell ans Ziel bringen? Keine Chance, ohne dabei die Karre zu Schrott zu fahren, im Schneckentempo zu tuckern oder zu tausenden Fußgänger umzunieten. Daher bin ich bevorzugt zu Fuß oder mit sehr langsamen Fahrzeugen unterwegs gewesen – sooooo groß ist die Stadt ja dann auch nicht.

Die Grafik ist (mit Absicht) ziemlich grob gestrickt und kann zum Glück in mehreren Zoom-Stufen dargestellt werden. An sich kann ich mich damit gut arrangieren, nur bei schnellen Fahrten wird es schnell unübersichtlich – dazu kommt noch ein D-Pad mäßiges Lenken in lediglich 8 Richtungen, was es zusätzlich hakelig macht. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran, so richtig anfreunden kann ich mich damit aber persönlich nicht. (Abhilfe in Punkto Optik schafft hier übrigens der Nachfolger Shakedown Hawaii, der bereits angekündigt ist. Hier ein Trailer.) Der Sound passt mit seinem Chiptune-Songs perfekt dazu. Man darf nicht vergessen, dass die Entwickler das komplette Spiel auf 12MB minimiert bekommen haben, DAS nenne ich mal retro. Nebenbei: Das Spiel ist wirklich ein echtes 8bit Spiel, programmiert auf einem Rechner von 1989, hier ein kleines Erklär-Video vom Entwickler dazu…

Übrigens, die „remasterte“ DX Version beinhaltet sowohl den überarbeiteten Story-Modus als auch den Arcade-Modus, bei dem im Hauptmenü für schnelle Action ein der 40 Herausforderungen wählen kann. Dazu gibt es hier nun einen Zoom-Modus, praktisch fürs Zocken auf dem kleinen iPhone-Display.

Retro City Rampage DX ist einfach nur ein verrückt-unterhaltsames OpenWorld-Spiel a la GTA. Bei mir kam sofort wieder dieses schöne Spielgefühl auf, wie damals, als ich das erste Mal GTA 1 gespielt habe – nur das RCR noch viel bekloppter ist und Ideen der heutigen Zeit mit einbaut. Dazu gibt es eine Menge Anspielungen an alle möglichen Popkultur-Dinge und Klassiker an jeder Ecke, selbst wenn das Zusammenspiel manchmal mehr gewollt als gekonnt ist, macht es dennoch Laune. Genauso wie der Wechsel zwischen Missionen, Fahrten und kleinen Arcade-Spielchen… Ich finde es vor allem für iOS passend, da ich solch ein Spiel lieber auf einem handlichen Bildschirm als auf 27″ spielen will. Einen kleinen Abzug gibt es für die Steuerung beim Fahren. Die 60 Missionen sind herrlich bekloppt, abwechslungsreich und sprühen vor schönen Spielideen, parallel dazu kann man aber auch die offene Spielwelt unsicher machen. Und selbst wenn dies nach ein paar Stunden langweilig werden sollte, ist das Spiel bis dahin locker sein Geld wert!

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+ lange Hauptmissionen
+ viele Nebenmissionen
+ Arcade-Missionen
+ offene Spielwelt
+ Innenlevel
+ PowerUps
+ viele Wagen / Waffen
+ gute OneTouch-Steuerung
+ Steuerungsalternativen
+ nette Pixel-Optik
+ Zielautomatik
+ verschiedene Farb-Themes
+ viele Optionen / individuell
+ langer Chiptune-Soundtrack
+ keine InAppKäufe
+ wenig Speicherbedarf
+ deutsch
+ GameCenter-Anbindung
+ Universal-App
– Steuerung beim Fahren fummelig
– manchmal unübersichtlich
– Fahrgeräusche nur beim Anfahren
– keine iCloud Savegames
– kein iOS MFi Controller Support
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