Website-Icon appgemeinde

Nintendos Miitomo – Endlich mal ein soziales Netzwerk?

Habt ihr euch eigentlich schon mal gefragt, wann soziale Netzwerke aufgehört haben sozial zu sein? Wenn wir ehrlich sind, dienen Facebook, Twitter oder Instagram nicht mehr wirklich dazu mit anderen Menschen unkompliziert über Gott und die Welt zu kommunizieren, sondern nur für Informationen. Gleichzeitig reden einem diese Netzwerke ständig ein, immer irgendetwas Wichtiges zu verpassen. Wohin das führt, sieht man tagtäglich auf Deutschlands Straßen, wenn die Menschen gedankenversunken in ihre Smartphones schauen – was übrigens auch sehr gefährlich ist.

Hier kommt Nintendo ins Spiel: Schon lange war man auf die erste App der japanischen Traditionsfirma gespannt: Was wird Nintendo mit dem Smartphone anstellen? Relativ früh war natürlich klar, dass man kein klassisches Super Mario Spiel auf dem Smartphone veröffentlichen würde. Denn damit würde man ja das eigene Geschäft untergraben. Mit dem Programm Miitomo hat sich Nintendo hingegen Gedanken gemacht, wie sich Menschen in einer digitalisierten Gesellschaft besser kennenlernen können.

Der Name Miitomo setzt sich zusammen aus Mii (den typischen Avataren von Nintendo) und tomo, das ist japanisch und steht für Freund oder Kompagnon. Und genau darum geht es auch in dieser App, um das Kennenlernen seiner Freunde.

Zuerst wird die App eingerichtet. Darin verbindet ihr Miitomo mit Facebook und Twitter. Haben eure Facebook-Freunde oder Twitter-Follower ebenfalls die App installiert, könnt ihr euch auch in der App Freundschaftsanfragen schicken. Alternativ haltet ihr einfach eure Smartphones nebeneinander. Leider kann man sich nicht mit der Nintendo ID oder dem neuen My Nintendo Account hinzufügen, was eigentlich logisch wäre. Aber vielleicht kommt das ja noch…

Habt ihr Euch mit euren Freunden in der App verbunden, geht der Spaß los. Im zentralen Mittelpunkt stehen Fragen und Antworten. Die Fragen werden dabei vom Programm vorgegeben und ihr könnt eine Antwort mit maximal 190 Zeichen eingeben. Tippt ihr euren eigenen Mii an, werden euch Fragen gestellt und die Antworten sind anschließend für alle eure Freunde sichtbar. Tippt ihr hingegen die Miis eines Freundes an, werden die Antworten nur zwischen den beiden Miis wiedergegeben. Wenn ihr die Gedankenblasen eurer Mii-Freunde antippt, könnt ihr die Antworten auf die allgemeinen Fragen eurer Freunde entdecken. Es bleibt aber nicht nur bei Fragen und Antworten, die Antworten lassen sich auch kommentieren und so entsteht eine Konversation wie man sie aus Facebook kennt.

Alle Antworten auf Fragen und die Kommentare zur Antwort werden übersichtlich in einer Liste zusammengeführt, so das man auch problemlos Konversationen über längere Zeit führen kann, ohne das etwas verloren geht. Das ist ein sehr großer Vorteil zu Konversationen auf klassischen sozialen Netzwerken.

Die Fragen sind teils sehr allgemein und trivial. Etwa wenn nach euren Lieblingsserien gefragt wird. Manchmal sind sie auch ungewöhnlicher, zum Beispiel Fragen nach lokalen Essensgerichten. Häufig gibt es aber auch Fragen, wo man durchaus ein wenig nachdenken muss – Beispiel: „Welche Sache, die dich zurzeit interessiert, würdest du anderen empfehlen und warum?“ oder „Was für ein Ereignis fällt dir ein, bei dem du als Kind Herzklopfen bekommen hast“?

Wenn man also fleißig Fragen beantwortet, bekommen die anderen Menschen, mit denen man verbunden ist, ein durchaus gutes Bild von der eigenen Persönlichkeit. Deswegen sollte man natürlich auch vorsichtig sein, wem man in die Miitomo-Freundesliste aufnimmt. Denn hier geht es wirklich darum, sich gegenseitig kennenzulernen und manche Fragen können durchaus etwas persönlicher werden, etwa wenn gefragt wird, was einem gerade Kopfzerbrechen bereitet. Natürlich können die Fragen auch übersprungen werden, wenn einem gerade nichts einfällt – aber das gehört natürlich weniger zum Konzept der App.

Zeitdruck gibt es hingegen nicht, denn egal ob ihr nun ein paar Tage nicht in der App seid, ihr werdet nie Antworten und Kommentare eurer Freunde verpassen. Dies ist ebenfalls ein sehr schönes Gegenkonzept zu klassischen Netzwerken. Auch kann man keine eigene Fotos verschicken, was natürlich der kinderfreundlichen Politik Nintendos geschuldet ist. Zudem wird man gebannt, wenn man persönliche Daten wie Adresse und Telefonnummern eingibt.

Damit man animiert bleibt, Fragen zu beantworten, Antworten eurer Freunde anzuhören oder Antworten zu kommentieren, gibt es für jede dieser Aktionen Münzen. Diese kann man im Shop ausgeben, um neue Kleidungsstücke freizuschalten. Wechselt man die Kleidungsstücke häufig, steigt man im Rang auf und bekommt wiederum Geschenke. Das können beispielsweise Gutscheine für das integrierte „Mii auf dem Kopf“ Minispiel sein. Das sind kleine Pachinko-Automaten, in denen ebenfalls neue Kleidungsstücke freigeschaltet werden. Kleidungsstücke lassen sich optional auch gegen echtes Geld eintauschen, aber nur optional.

Ein noch größere Anreiz besteht jedoch dann, wenn man Miitomo mit dem neue My Nintendo Account verknüpft. Denn dann könnt ihr Platinmünzen sammeln, die eurem Account automatisch zugeschrieben werden. Bei My Nintendo handelt es sich um den Nachfolger des Club Nintendo Prämienprogramms. Wann immer ihr neue Spiele für den 3DS oder der Wii U kauft oder eben auch mit Apps wie Miitomo spielt, bekommt ihr Punkte gutgeschrieben. Diese lassen sich dann gegen exklusive Spiele, Themes und Preisreduzierungen ausgewählter Spiele eintauschen. Derzeit kann man für 1.000 Platinpunkte etwa die exklusive Zelda-Edition des beliebten Rätselspiels Picross für den Nintendo 3DS bekommen, sofern man diese Punkte bis zum Oktober sammelt.

Diese spielerische Symbiose aus Smartphone-App, Prämienprogramm und dem neuen Accountsystem zeigt nicht nur, dass Nindendo aus der Internetsteinzeit herausgekommen ist. Gleichzeitig ist dies sicher nur ein Anfang von dem, was man von Nintendo noch erwarten kann.

Technisch ist Miitomo, wie könnte man es von Nintendo auch anders erwarten, erste Klasse. Die Menüführung ist intuitiv, die Animationen sind humorvoll und selbst die eingesetzte Sprachsoftware ist nicht mal schlecht und macht zumindest bei deutschen Wörtern und Sätzen eine verdammt gute Figur! Der Werbeanteil ist zudem sehr gering. Hier und da begegnet einem eine Link-Mütze im Shop oder ein Super Mario Anzug, aber das war es auch. Ähnlich wie bei den Free to Play Spielen auf dem 3DS kann ich mir aber vorstellen, dass man Miitomo in Zukunft auch zur Cross-Promotion der eigenen Spiele nutzen wird.

Hinter Miitomo von Nintendo steckt eine wirklich tolle Idee und eine hübsche Ergänzung zu Facebook und WhatsApp. Das Programm bietet eine sehr fröhliche, einfache und positive Möglichkeit, die digitalen Freunde besser kennernzulernen. Es regt zur Konversation an und ist dadurch in der Tat sozialer als klassische soziale Netzwerke. Kinder und Jugendliche werden zudem geschützt, da man keine eigenen Fotos verschicken kann und nur die Menschen Zugriff auf die Antworten haben, mit denen man sich aktiv in der App verbunden hat. Besitzer von Nintendo-Konsolen bekommen mit der Verbindung zum My Nintendo Account auch Anreize Punkte zu sammeln und diese gegen weitere Spiele und Preisrabatte für 3DS und Wii U einzutauschen.

[appbox appstore 1073816197][appbox googleplay com.nintendo.zaaa]
+ Freunde und Bekannte durch Fragen besser kennenlernen
+ Konversationen werden gefördert
+ kein Zeitdruck, man kann nichts verpassen
+ ausgeprägter Jugendschutz
+ niedlicher Nintendo-Humor
+ kostenlose Universal-App
 – Freunde nur per Facebook / Twitter hinzufügen
Die mobile Version verlassen