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Review: Biz Builder Delux – Die Kulmination aller Kairosoft-Spiele?

Anders als mein geschätzter Kollege Tobi bin ich kein Kairosoft-Fanboy. Schnell hat mich der Grafikstil gelangweilt, die Spielideen waren zwar alle in unterschiedlichen Settings angelegt, aber im Endeffekt lief es immer auf dieselbe Grundstruktur hinaus: Innerhalb einer vorgegebenen Zeit viel Geld verdienen. Häufig haben die zahlreichen Kairosoft-Spiele für mich den Geschmack einer Fließband-Produktion. Ob sich das bei dem neuesten Titel Biz Builder Delux ändert?

Was als Erstes auffällt, ist die Tatsache, dass ihr nicht nur das Management eines Geschäftes übernehmt, sondern das übergeordnete Ziel besteht darin eine ganze Kette von Geschäften in einer Stadt aufzubauen. Das Spiel beginnt dabei typisch für ein Kairosoft-Spiel: Zu Beginn des Spiel wählt ihr eine bestimmte Geschäftsart aus. Zur Auswahl stehen eine Burger Bar, ein Videospielgeschäft oder eine Boutique. Für den Start eignen sich das Videospielgeschäft und der Klamotten-Laden am besten.

Dann geht es auch schon los. Ihr bezieht ein kleines Ladengeschäft, stellt die ersten Regale auf, platziert die Kasse und stellt noch 1-2 Mitarbeiter ein. Die ersten Kunden können kommen. Doch schnell wird es langweilig, also heißt es neue Waren zu erforschen. Indem bereits bestehende Waren aufgewertet werden, der Laden größer wird, mehr Kunden kommen, usw. Am Wichtigsten ist aber die Verbesserung der existierenden Waren. Diese können anschließend für mehr Geld verkauft werden und auch der Appeal-Wert macht einen Sprung nach oben. Hierfür verwendet ihr Items, die von glücklichen Kunden zurückgelassen werden.

Mit fortlaufender Spieldauer können nicht nur neue Waren erforscht werden, auch Dekorationsgegenstände für die Geschäfte werden freigeschaltet. Irgendwann kommt ihr mit euren Ladengeschäft an die Kapazitätsgrenze und spätestens jetzt kommt die große Stadtkarte ins Spiel: Die sich ständig verändernde Spielwelt wird auf einer großen Stadtkarte angezeigt. Hier entstehen Wohnhäuser, Fabriken, Geschäfte und Parks. Beim Bürgermeister habt ihr die Möglichkeit indirekt Einfluss zu nehmen, indem ihr ihm sagt, welche Bereiche Priorität haben sollten. Das Wachstum der Stadt geschieht automatisch. Wohnhäuser sorgen für mehr Kunden, in Fabriken und Geschäften könnt ihr eure Läden unterbringen und in den Parks können eure Mitarbeiter Expeditionen veranstalten. Hierbei lassen sich viele neue Items, Geld und Einrichtungsgegenstände finden. Diese sollten daher, neben dem stetigen Verbessern der Waren, regelmäßig durchgeführt werden.

Zurück zu unserem Problem, dass unser Laden zu eng geworden ist. Bis jetzt gibt es noch keine größeren Ladenflächen. Also eröffnen wir, damit es nicht langweilig wird, einen zweiten Laden. Jedes Ladengeschäft braucht einen Manager. In regelmäßigen Abständen eröffnen Konkurrenten in eurer unmittelbaren Umgebung eigene Geschäfte. Am Ende des Monats wird ausgerechnet, wie viel Umsatz beide Geschäfte haben. Der Laden mit dem meisten Umsatz gewinnt die Runde. Das geht solange, bis die Kapazität eines Ladens gen Null sinkt. Dann wird der Laden entweder geschlossen oder ihr könnt gegen eine Finanzspritze die Kapazität wieder auffüllen. Wird der gegnerische Laden geschlossen, bietet sich die Gelegenheit dessen Manager abzuwerben. Mit diesen können dann weitere Geschäfte eröffnet werden. Bis zu drei Geschäfte könnt ihr selbst verwalten. Gut laufende Geschäfte können des Weiteren in den Auto-Modus gesetzt werden – hier kümmert sich ein Manager selbstständig um ein Geschäft und ihr bekommt sämtliche Mitarbeiter und Dekos, die ihr vorher in das Geschäft investiert habt, zurück. Am Ende des Jahres winken für gut laufende Geschäfte im Auto-Modus fette Bonis finanzieller Natur.

Mit den Managern lässt sich aber noch mehr anstellen. So findet in regelmäßigen Abständen eine Bürgermeisterwahl statt. Und spätestens jetzt wird das Spiel richtig interessant. Gewinnt einer eurer Manager die Wahl, habt ihr nun den vollständigen Zugriff auf die Stadtverwaltung. Konnte man vorher nur den Schwerpunkt bestimmen, lassen sich nun Wohnhäuser, Fabriken und Ladenflächen aufwerten. Dadurch entstehen auch größere Ladenflächen, die ihr für eure eigenen Geschäfte anmieten könnt. Es können mit der Zeit verschiedene Gebäude gebaut werden, welche die Attraktivität der Stadt erhöhen. Findige Spieler setzen beispielsweise eine Schule direkt neben der eigenen Boutique und des Videospielgeschäfts. Der Flughafen eignet sich dagegen in der Nähe von Restaurants oder Buchläden. So entsteht mit der Zeit eine stadtübergreifende Wirtschaftsmacht. Alle Aktionen im Bürgermeisterbereich werden mit Herzen bezahlt. Diese bekommt ihr, neben den Geschenken, ebenfalls von zufriedenen Kunden.

Wichtig ist aber auch die Ausbildung der eigenen Mitarbeiter. Jeder Mitarbeiter kann in den Bereichen Ausdauer, Geschwindigkeit, Geschicklichkeit, Service und Vorbereitung geschult werden. Gerade letzterer Wert ist extrem wichtig für Restaurant-Geschäfte, da dort die Waren selbst hergestellt werden, während in Boutigen, Videospielgeschäfte und Buchläden die Waren einfach nur einsortiert werden. Die Aufwertung geschieht mit denselben Items, die ihr für die Aufwertung der Waren verwendet – und durch eine ganze Stange Geld. Neue Mitarbeiter werden durch einen Scouter gesucht. Je höher Euer Biz-Wert ist, desto bessere Angestellte können gefunden werden. Die einzelnen Geschäfte können ihrem Erscheinungsbild verändert werden, die je nachdem die Werte der Geschäfte verändern. Ein hoher Life-Wert sorgt beispielsweise für mehr Besucher. Ein hoher Asst-Wert hat Auswirkung auf die Landpreise und auf die Größe der Ladengeschäfte. Hier muss man entscheiden, was einem gerade wichtiger erscheint.

Zurück zu den Mitarbeitern. Eine weitere Möglichkeit die Werte zu steigern stellen die Wettbewerbe dar, die zweimal im Jahr stattfinden. Und am Ende eines Geschäftsjahres können Medaillen an Mitarbeiter vergeben werden – dies sorgt ebenfalls für einen Werte-Boost. Dazu gibt es noch viele Kleinigkeiten. Mit Werbung werden neue Zielgruppen gewonnen. Wie in anderen Kairosoft-Spielen beeinflusst auch die Art, wie die einzelnen Elemente in den Geschäften angeordnet sind, die Zahlungsmoral der Kunden. Es können verschiedene Events in der Stadt ausgetragen werden. Die Liste lässt sich beliebig verlängern.

Das Ganze klingt nach sehr viel Stoff und in der Tat erreicht Biz Builder Delux eine für Kairosoft ungewöhnliche Spieltiefe. Daher hat man dieses Mal auch komplett drauf verzichtet, irgendein Zeitlimit einzubauen. Ihr könnt euch eure Ziele selbst suchen und genau das macht den Reiz des Spiels aus. Die Spielwelt ähnelt einem Sandkasten, indem ihr nicht linear irgendwelche Ziele vorgesetzt bekommt, sondern ihr definiert sie einfach für euch selbst.

Grafisch bietet Biz Builder Delux bewährte Kairosoft-Kost. Die Spielfiguren kennt man schon aus anderen Spielen der Firma und bieten nichts Neues. Auch sämtliche Animationen hat man schonmal gesehen. Es gibt hier nur wenige Neuerungen. Fans wird es gefallen, ich persönlich kann diesen Grafikstil nach über 20 Spielen aber einfach nicht mehr sehen. Auch das ständige Gedudel im Hintergrund fängt extrem schnell an zu nerven. Gut, dass man den Ton auch ausstellen kann und das Spiel auch lauffähig ist, wenn man mit dem iGerät nebenbei Musik oder einen Podcast hört.

Axel meint: Wie Anfangs beschrieben, sehe ich die Kairosoft-Spiele immer mit einer gehörigen Portion Skepsis. Und daher überrascht es mich, dass mich Biz Builder Delux einige Stunden unterhalten konnte. Die Spieltiefe ist nicht zu oberflächlich und dennoch zugänglich. Es macht Spaß sich immer wieder neue Ziele zu setzen und zielstrebig darauf hin zu spielen. Dennoch kommt auch bei Biz Builder Delux eine Eigenart zum Vorschein, die ich nicht mag: Hat man seine Geschäfte erst einmal optimiert, dann heißt es langes Warten, bis man so viel Geld zusammen hat um die nächsten Schritte zu machen. Hier wird es sehr häufig langweilig, da man sich an die wuselnden Pixelfiguren schnell sattgesehen hat.
Fans des Herstellers können ohne zu zögern zuschlagen. Ansonsten bietet aber auch Biz Builder Delux, trotz des enormen Umfangs, unter der Oberfläche zu wenig Neues um die Kairosoft-Spiele auf ein neues Level zu heben. Schade!

Tobi meint: Okay, ich habe mich wirklich in die Kairosoft-Spiele verliebt und mir wirklich jedes Spiel gekauft – auch wenn sie alle recht gleich sind, schafften es die meisten, mich ihren Bann zu ziehen. Die umfangreiche Mixtur bei Biz Builder Delux war anfangs etwas verwirrend, hat sich im Spielverlauf aber dann doch als gute Idee erwiesen, sich als Über-Geschäftsmann in der Stadt breitzumachen. Ich habe mich nicht gelangweilt, irgendwie empfand ich die Wartezeiten sehr erträglich, irgendwas gab es schließlich immer zu schauen, zu optimieren und einzustellen. Unterm Strich nur oder wieder ein weiteres Spiel in der typischen Kairosoft-Manier. Es stellt aber eins der komplexeren Spiele dar und ist vielleicht mit World Cruise Story zu vergleichen, bei dem ihr neben dem Aufbau eures Bereiches Einfluss auf die Städte nehmen konntet. Hier gibt es jedenfalls (für geneigte Spieler) eine lange Spielzeit mit Suchtgefahr.

[appbox appstore 973789555]
+ vergleichsweise großer Umfang
+ angenehme Spieltiefe
+ verschiedene Geschäfte und Settings
+ Automatik-Modus für Geschäfte
+ kein Zeitlimit
+ non-lineares-Spielsystem
+ keine InAppKäufe
+ Universal-App
– recycelte Grafiken
– nervige Musik
– streckenweise recht langweilig
– unterm Schnitt zu wenig Neues
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