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Review: Calvino Noir – Düster Schleichen sollte reichen?

Das düstere Schleich-Spiel Calvino Noir von Calvino Noir Limited ist gleichzeitig für iOS, Steam und die PS4 erschienen. Das Besondere daran, alle drei Plattformen zeigen im Prinzip das gleiche Spiel – hier bekommen also iOS Zocker einen wirklich schicken Stealth-Titel. Wie der Name schon andeutet, ist die Farbpalette recht monoton-monochrom und es wird bei dem 2D Spiel viel mit Silhouetten gearbeitet. Das es dazu noch in den 1930er Jahren angesiedelt ist, tut sein übriges für eine schöne Atmosphäre…

Gleich das erste Level des ersten Aktes ist nicht nur Tutorial, sondern wie eine Voraussage des ganzen Spiels: Es ist überaus düster, es regnet in Strömen und man bekommt einen mysteriösen Auftrag von einer hübschen Auftraggeberin. Die lineare Story scheint übrigens in Österreich angelegt zu sein, sprechen doch alle Akteure mit einem sehr komischen englischen Akzent – immerhin mit komplett deutschen Untertiteln. Allzuviel Spieltiefe darf man von der Geschichte nicht erwarten, immerhin erklärt sie sie Missionen aber plausibel und die Charaktere sind allesamt recht bedrückt und grummeln schön vor sich hin. Schön Noir eben.

Hallo Wache! Doch sie sieht mich nicht…

Wie es sich für ein Schleichspiel gehört, kann man schleichen, laufen und rennen. Alle Gangarten machen verschieden viel Krach und ziehen so die Aufmerksamkeit von Gegnern auf sich. Genau wie die Verwendung der Taschenlampe. Gesteuert wird bequem mit einem Finger, interagiert wird über Symbole, die in der Nähe eingeblendet werden. Das aktuelle Ziel wird mit einem kleinen Pfeil markiert. Möglichkeiten zum Verstecken werden mit einem Augen-Symbol gekennzeichnet. Wachmänner haben eine Anzeige über dem Kopf, wie sehr etwas verdächtig finden… Leider agieren sie aber recht dumm und laufen schon mal an gerade geöffneten Bodenluken vorbei, ohne Verdacht zu schöpfen oder vergessen plötzlich eine Verfolgung, wenn man ihnen eine Tür vor der Nase zumacht. Ärgerlich.

Wird man doch entdeckt, bleibt nur noch der Kampf. Dazu wird über Gegnern ein Faust-Symbol eingeblendet – ob man den Kampf gewinnt, entscheiden viele Faktoren, was die automatisch ablaufenden Fights zur Glückssache macht. Im schlechtesten Fall hat der Gegner eine Wumme und ballert mit einem einzigen Schuss das Gehirn aus dem Schädel. Zum Glück lädt das Spiel schnell an einen der Savepoints, die gern noch etwas engmaschiger verteilt sein könnten. Hier hätte man wieder mit einem Schwierigkeitsgrad arbeiten können, statt dessen muss man frustrationsresistent sein.

Im späteren Spielverlauf muss man die Missionen mit mehreren Charakteren lösen, zwischen denen man jederzeit hin- und her schalten kann. Natürlich haben sie auch unterschiedliche Fähigkeiten, so kann beispielweise der Maulwurf als offizieller Mitarbeiter ohne Gefahr an Wachen vorbei, während Wilt Gegner niederschlagen und Arno Maschinen bedienen kann. Leider ist das Gameplay zu linear, als das man wirklich die Wahl hätte, die Fähigkeiten verschieden einzusetzen. Lediglich wählen kann man, ob man eine Wache ausschaltet oder sich unbemerkt vorbeischleicht.

Übrigens findet man immer wieder in der Spielwelt Geld, mit den man seinen Charakter verbessern kann – dies aber nur kosmetischer Natur. Einen echten Nutzen hat es nicht.

Düster, aber mit schönen Lichteffekten

Grafisch ist Calvino Noir für iOS Verhältnisse mit der schicken Umgebung und den nebligen Stadt-Szenen wirklich ein Hinkucker. Zur düsteren Optik gibt es den passenden Sound: Es prasselt der Regen, man hört in der Ferne Hunde bellen, seine Absätze auf dem Asphalt und viele Umgebungsgeräusche. Stets im Hintergrund die passende Jazz-Musik. Vorreiter L.A. Noir lässt deutlich grüßen. Nur die Synchronisation klingt mit dem auf Akzent getrimmten Englisch wirklich grausam, abgesehen vom Hauptcharakter Wilt.

Wundert euch nicht, wenn ihr den Preisunterschied der iOS Version (4€) gegenüber der Steam-Version (17€) anseht. Während die Steam-Version bereits alle drei Akte mitbringt, müssen die in der iOS Version noch einmal separat per InAppKauf nachgelegt werden. Die sind hier aber für 7€ immer noch billiger als auf den anderen Plattformen. Für das komplette Spiel bezahlt man also derzeit 11€ im AppStore. Grund dafür könnte der Speicherplatz sein, denn schon der erste Akt belegt 700MB. Wenn man während der Dialoge eine Auswahl trifft, kann ich bei Akt 1 noch nicht sagen, ob sich dies auch auf spätere Akte auswirkt – da ich nur Akt 1 angespielt habe.

Calvino Noir ist ein kleines, aber schönes Gangster-Schleichspiel in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Der Ansatz ist gut und die iOS Umsetzung auch technisch gelungen. Das Spiel krankt aber an der dummen KI, der gewöhnungsbedürftigen Synchro und den recht weit gestreuten Savepoints. Wer sich damit arrangieren kann und Frustresistenz besitzt, den vermag das Spiel mit seiner düsteren Atmosphäre, der Gangster-Story und dem taktischen Vorgehen in seinen Bann zu ziehen.

[appbox appstore 921527450][appbox steam 316890]
+ schöne 30er Jahre Optik
+ dichte/düstere Atmosphäre
+ leichte OneTouch-Steuerung
+ schöne Lichteffekte
+ nette Story
+ mehrere Charaktere
+ Charakter-Wechsel jederzeit
+ Tutorial
+ keine InAppKäufe (bis auf weitere Akte)
+ deutsche Untertitel / Menüs
+ GameCenter-Anbindung
+ Universal-App
– Gegner dumm
– grausame Synchro
– Savepoints recht weit
– Kämpfe sind Glückssache
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