Francisco und seine Tochter Amelia sind Flüchtlinge, die wie viele andere auch ins heilsbringende Spire über den Wolken wollen. In ihrer Wüstenheimat ist ein Leben kaum noch möglich. Doch der Weg bei Cloud Chasers: A Journey of Hope ist lebensgefährlich und führt durch unwirtliche Wüsten, die voller Gefahren sind. Dabei müssen sie sechs Städte passieren, in denen sie kurz rasten und ihre Vorräte auffüllen können, bevor sie hoffentlich irgendwann einmal in Spire ankommen. Und die Hoffnung stirbt zuletzt…
Die Schweizer Entwickler Blindflug Studios greifen hier also ein sehr aktuelles Thema auf und lassen euch die Flucht aus der umgekehrten Perspektive erleben – mit den Augen von Flüchtlingen. Gerade in Deutschland ein perfekter Zeitpunkt für einen Release eines solchen Spieles… und ein wichtiges dazu.
Unter der Haube handelt es sich bei dem Spiel eigentlich um ein klassisches Spielbuch, nur dass man die kleine Familie eben über eine 3D Landschaft schickt und sich den Weg aussuchen kann. Hier passieren immer wieder zufällig ausgewählte Ereignisse: Man trifft in der Wüste auf diverse Leute, die häufig feindlich eingestellt sind, man findet Pflanzen oder Höhlen und muss sich oft entscheiden – zu was eine Entscheidung führt, ist oft ungewiss.
Zwischendurch liegt der Fokus aber immer auf dem Wasser, sprich dem Überleben in der Wüste. Selbst wenn man nur dasteht, verbraucht man wertvolles Nass – hier heißt es also immer in Bewegung bleiben und möglichst unter Wolken kommen. Dann setzt Franciso seine Tochter nämlich auf einen Gleiter, mit dem man in einem Minispiel in den Wolken Wasser einsammelt und den Gleiter lenkt.
Doch das Anrecht auf Wasser hat sich die Regierung des Wüstenstaates gesichert und sammelt so mit eigenen Drohnen kräftig ab. Das dabei Land und Leute zu Grunde gehen, ist ihnen anscheinend egal. Eine, wie ich finde, treffende Kritik auf die Wasser-Politik von großen Firmen wie Nestlé und Co. (Dazu sei euch auch der Film Bottled Life sehr empfohlen!) Die Drohnen und Geschütztürme eröffnen auch oft das Feuer, weshalb man sich vorsehen und den Gleiter häufig reparieren muss. Auch Windströmungen und Berge gilt es zu berücksichtigen.
Der Schwierigkeitsgrad ist hoch, bei meinen 10 Versuchen habe ich zwar bisher rund 2 Stunden im Spiel verbracht, bin aber immer verdurstet und habe es höchstens bis zur vierten Stadt geschafft. In den Städten kann man zwar für Wasser als Zahlungsmittel Medizin und Waren erstehen, ein Speichern gibt es aber nicht. Das hätte ich mir aber mit einem Leicht-Modus gewünscht – wobei es vielleicht auch gegen die eigentliche Spielidee und die damit verbundene Erfahrung spricht. So macht man sich wirklich um jede Entscheidung Gedanken und wägt ab.
Die grafische Aufmachung ist schick und die Entwickler verstehen es, alle Spielelemente mit einem homogenen Artwork zu versehen. Auch die deutschen Texte sind gut geschrieben und der Soundtrack kann sich mit seiner aufwendigen Orchestrierung und dem Abenteuer-Feeling hören lassen. Natürlich gibt es keine InAppKäufe – im Gegenteil, der Entwickler spendet einen Betrag des Kaufpreises an die Migrant Offshore Aid Station!
Cloud Chasers ist ein wichtiges Spiel und es macht dazu noch Spaß. Allerdings muss man sich häufig mit dem Tod der kleinen Familie abfinden und einen Neustart wagen, bevor man Spire erreicht – mir hat das häufige Scheitern aber etwas an der Motivation genagt. Taktik und Glück sind bei dem Spielbuch im gleichen Maße von Nöten. Die Ereignisse sind abwechslungsreich und stellen den Spieler immer wieder vor wichtige Entscheidungen. Das Wasser-Sammel-Minispiel ist noch okay und bietet dank einigen Gefahren auch Herausforderung. Meiner Meinung nach, sollten auch Schüler dieses Spiel (wie auch Valiant Hearts) in der Schule spielen. Ein Stück Software, dass wieder einmal beweist, das Spiele nicht nur für Kinder zum Zeittotschlagen sind. Und für euch, liebe Leser? Hier gibt es eine Download-Empfehlung von mir.
[appbox appstore 1020583460] | |
+ schöne Grafik + Entscheidungen treffen + jeder Fluchtversuch anders + wichtige Gesellschaftskritik + verschiedene Routen möglich + komplett deutsche Texte + Minispiel zum Wasser-Sammeln + gute Soundkulisse + leichte Steuerung + keine InAppKäufe + Spende an Flüchtlingshilfe + Universal-App |
– schwer – keine Statistik der Versuche – kein Leicht-Modus mit Speichern – keine iCloud Savegames |