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Review: Corto Maltese: Die Geheimnisse von Venedig – Gute Idee mit grausamer Portierung

Die Story wirkt ziemlich an den Haaren herbeigezogen: Sie spielt im heutigen Venedig, wo man auf die Legende von Corto Maltese: Die Geheimnisse von Venedig (im Original: Secrets of Venice) stößt – ein Adventure von Bulkypix, dass sich auf ein erfolgreiches Comic des Italieners Hugo Pratt bezieht. Von einem zwielichtigen Barkeeper wird man kurzerhand vergiftet und muss sich auf die Suche nach einem Schatz für ihn machen, erst dann bekommt man das Gegengift. So sind viele Zwischensequenzen auch traumartig, viele Dinge entschuldigt der Entwickler mit dem unter Drogen stehenden Protagonisten. Irgendwie macht es das aber auch interessant und wenig hervorsehbar. Die Geschichte wirkt sehr gestrafft, viele Akteure geben geheime Informationen schon nach zwei Sätzen preis, dadurch wirkt das Gameplay leider überhastet und unglaubwürdig.

Für die Lösung des streng linearen Adventures steht eine Zeitung zur Verfügung, in der man neben Hinweisen auch originale Comic-Schnipsel von Corto Maltese, Konzeptzeichnung und einige Erklärungen zur Randgeschichte findet. Ein schöner Mehrwert für Fans des Comic. Dazu bekommt man einen alten Kompass-Würfel, der viele Informationen und geheime Schalter bereithält – auch hier alles unglaubwürdig. Es sieht so aus, als hätten die Entwickler gern ‚The Room‘ nacheifern wollen – kommen aber nicht an den Detailgrad und die plausible Darstellung heran.

Das Besondere an den Rätseln sind die stets wählbaren zwei Schwierigkeitsgrade. Auf ‚leicht‘ stellen die Rätsel meist wirklich keine Hürde dar und lassen einen schneller in der Story vorankommen. Auf ’schwer‘ muss man für die Lösung schon eher nachdenken und teilweise wird vom Spiel gefordert, dass man im Internet nach einer Lösung recherchiert. Für die Rätsel gibt es dann auch ein Eingabefeld, in das man mit der Tastatur die Lösung frei eintragen kann. Hier sollte also für alle etwas dabei sein, zusätzlich gibt es noch eine Hilfsfunktion.

Zumindest bis zum zweiten Kapitel, ab hier geht gar nichts mehr: Abgesehen von einer grausamen deutschen Synchronisation (mehr dazu im nächsten Abschnitt) werden hier benötigte Hinweise in der Zeitung einfach nicht angezeigt, man sieht nur ein weißes Papier!

Das Spiel ist komplett in Deutsch lokalisiert, das allerdings häufig mit Rechtschreibfehlern, sinnentstellender Übersetzung, zu langen Textpassagen (die dann abgeschnitten sind) und nicht ganz konsequent – so sieht man immer wieder einzelne Bildschirmelemente in französischer oder englischer Sprache, manchmal fehlt auch einfach ganz Text. Ein Beispiel? „Er ist der Narr, dass ich in der Buchhandlung entdeckt habe. Er hat gerade eine Bombe in dem Lagen geworfen!“ Der Hinweis auf das Lösen eines Türcode lautet dann „Hast-du gedacht, die Marke von digitalen Code in Zahlen zu transkribieren? „. Das hinterlässt einen sehr lieblosen Eindruck, so etwas hätte man merken müssen! Dann soll man es lieber ganz lassen, als Spieler mit so einem Mist das Geld aus der Tasche zu ziehen!

Jeder der Rätsel-Bildschirme wurde mit einem fotorealistischem Bild umgesetzt, die man mit 3D Effekt leicht bewegen kann, was aber bei der Lösung keinen Zweck hat, sondern nur als Spielerei dient. Auch die Orte kann man nicht wechseln, einmal angekommen, muss man diesen Ort ,lösen‘. Dazu kommen animierte Bilder des Original-Comics sowie Fotos. Alles in allem ist das Spiel eine bunte Collage, die als Gesamtes wieder stimmig ist. Die Soundkulisse ist gut und besteht aus aufwendiger Musik und Hintergrundgeräuschen, passend zur jeweiligen Szene. Sprachausgabe gibt es keine.

Navigiert wird mit einfachen Taps, allerdings werden benutzbare Stellen der Szene nicht hervorgehoben und sind auch schwer zu erkennen. Wer nicht wild auf alles tippen will, hält den Finger längere Zeit auf den Bildschirm, jetzt werden interaktive Objekte hervorgehoben. Ärgerlich: Da man die Szenen in 3D verschieben kann, erkennt das Spiel nicht immer, das man den Finger halt, hier wird es manchmal fummlig.

Die Optik des Adventures ist schick, auch die Aufmachung mit einer auf den Comic zurückblickenden Story ist eine gute Idee, um noch einmal von außen auf Geschehnisse von Corto Maltese zu schauen. Doch die Steuerung ist häufig nervig und vor allem die Rätsel mit ihren zweifelhaften Hinweisen zusammen mit der polterigen Hinleitung über zu gestraffte Dialoge ist einfach nur lieblos portiert. Corto Maltese: Die Geheimnisse von Venedig könnte ein spannendes Point&Click Adventure sein – wenn da nicht die grausame Umsetzung wäre. Noch schlimmer ist sie in der deutschen Version – absolut unspielbar! Hier heißt es derzeit nur Finger weg, das Spiel funktioniert nicht! Spart euch das Geld.

[appbox appstore 933914745]
+ schicke Mix aus Comic / 3D Schauplätzem
+ Hilfsfunktionen
+ mit originalem Comic / Konzeptzeichnungen
+ spielt heute, bezieht sich auf den Comic
+ keine InAppKäufe
+ gute Soundkulisse
+ deutsch
+ GameCenter-Anbindung
+ Universal-App
– grausame Übersetzung
– Steuerung manchmal hakelig
– Story sehr hahnebüchen
– Dialoge zu gestrafft
– dezeit ab Kapitel 2 unspielbar!
– keine iCloud Savegames

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