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Review: Drylands – Postapokalyptische Ödnis wohin man schaut

Drylands ist ein Action-RPG, das bereits Mitte April veröffentlicht wurde. Aufgrund von Kompatibilitätsproblemen zu iOS 8.3 wurde das Spiel aber schon zwei Tage später wieder aus dem Store genommen, um es nochmal einer Generalüberholung zu unterziehen. Nun, mit einiger Verspätung, ist Drylands nun für alle spielbar und ich freue mich sehr darüber. Denn hier haben wir es mit einem sehr interessanten Titel zu tun, den ich in dieser Form so auch noch nicht gesehen habe.

Die Geschichte spielt in den namensgebenden Drylands. Eine postapokalyptische Zukunftsvision, in der vor allem Öl die wichtigste Ressource darstellt. Das Spiel wird damit eröffnet, wie eine Gang die Stadt Serenity beinahe vollständig zerstört. Es gibt nur wenige Überlebende, so unsere Hauptfigur: Ein namenloser, muskelbepackter Sträfling, der aus dem Gefängnis entlassen wird und nun mithelfen soll, Serenity aufzubauen und den anderen Gangs gehörig in den Hintern zu treten.

Spielerisch kredenzt uns das Entwicklerteam von Angry Bugs ein Jump & Shoot mit Rollenspielelementen. Der Antiheld ist mit allerlei Pistolen, Messern, Sturmgewehren, Granatwerfern und anderen Waffen ausgerüstet und ballert sich durch feindliche Gangs sowie mutierte Insekten und Monster. Dabei lassen die Gegner nach ihrem Tod etwas Munition, Geld und manchmal auch Waffen zurück.

Erfahrungspunkte gibt es für das Erfüllen von Quests, von denen es zahlreich im Spiel gibt. Sie laufen immer nach demselben Schema ab: Eine Person hat irgendein Problem und irgendwo am Ende der Welt sollen Gegenstände beschafft werden. Das Interessante hierbei sind die Charaktere an sich, die herrlich verschroben und schwarzhumorig ausgearbeitet wurden. Da macht das Lesen der Dialoge rund um den Wiederaufbau von Serenity viel Freude.

Nach den ersten Tutorial-Missionen wird einem Schritt für Schritt vor Augen geführt, was für ein Umfang in dem 177 MB großen Spiel steckt: Das fängt damit an, dass es ein ganzes Netz mit ineinander verwobenen Sidequests gibt. In deren Verlauf werden einige Gebiete freigeschalten, die man nicht zu sehen bekommen würde, würde man allein den Hauptquests folgen. Steigt der Charakter eine Stufe auf, bekommt er nicht nur mehr Lebensenergie, sondern auch Lernpunkte. Diese lassen sich in einer Vielzahl von Perks investieren. So kann man sich später in Computer hacken, wodurch man in fremden Mails lesen kann. Wer aufmerksam ist, bekommt auf diese Weise etliche Zugangscodes für Türen und Safes. Mit den Computern lassen sich häufig auch Sicherheitsmaßnahmen und Fallen entschärfen.

Durch Aufrüstung des Rucksacks können mehr Gegenstände getragen werden, ihr könnt die Fähigkeit freischalten mit zwei Pistolen und Gewehre gleichzeitig zu schießen usw. Das Spiel bietet einem viele Möglichkeiten, es ist aber nicht so viel, dass man als Spieler erschlagen wird. Wer gewissenhaft alle Nebenmissionen spielt, bekommt so viele Erfahrungspunkte, dass sich früher oder später alle Fähigkeiten lernen lassen.

Die Levels bieten eine Vielzahl an Geheimnissen. Angefangen mit brüchigen Wänden, die ihr mit Granaten einreißen könnt, bis hin zu Bonusräumen. Gerade hier lassen sich besonders starke Waffen, Geld oder auch blaue Kristalle finden. Letztere könnt ihr in der Forschungsstation von Serenity untersuchen. Dafür bekommt ihr Erfahrungspunkte, Boni auf Lebenspunkte oder sogar einige Lernpunkte. Es lohnt sich daher immer nach diesen Kristallen Ausschau zu halten. Das Schöne bei Drylands ist, dass das Spiel ab einem bestimmten Zeitpunkt recht offen wird und die Linearität ein Stück weit verlässt.

Grafisch bietet Drylands allerfeinste Pixelkunst. Hier wird einmal mehr deutlich, dass Pixelgrafik nicht gleich Pixelgrafik bedeutet. Viele Indie-Spiele setzen auf den Grafikstil, weil es ziemlich schnell geht, Objekte und Sprites mit Pixeln zu designen. Das Ergebnis sieht dann auch sehr grobschlächtig aus (wie zuletzt bei Sword of Xolan). Hier dagegen kann ich mich gar nicht sattsehen, so viele Kleinigkeiten stecken in den Hintergründen, an den Fassaden der Häuser oder in den Sprites mit ihren kleinen Animationen. Kleine Würmer, die man in der Kanalisation zertritt, Schutzschilder welche vom Waffenfeuer immer ramponierter aussehen – hier wurde viel Wert auf Kleinigkeiten gelegt. Und das macht den Unterschied aus. Hier kommt richtig viel Atmosphäre auf – das schaffen nur wenige Spiele mit Pixeloptik.

Apropos Atmosphäre: Es gibt im gesamten Spiel keine Hintergrundmusik. Neben den obligatorischen Schuss-Geräuschen hört man Hintergrundgeräusche von Maschinen in den Fabriken. Oder schmatzende Geräusche von Monstern und lauter solche Kleinigkeiten. Es ist ziemlich mutig, ein Spiel komplett musikfrei zu produzieren – es funktioniert aber perfekt. Denn auch so wird die trostlose Ödnis der Spielwelt transportiert. Ich bin allgemein ein Fan davon, wenn solche Entscheidungen in der Präsentation der Immersion einer Spielwelt unterworfen werden. Das sorgt in den ersten Minuten für Befremden, vielleicht auch etwas Langeweile – aber mit der Zeit hat mich dies überhaupt nicht mehr gestört. Im Gegenteil: Es passt hervorragend zur Spielwelt.

Drylands ist in vielerlei Hinsicht ein Musterbeispiel. Die Immersion der trockenen und trostlosen Spielwelt ist hervorragend. Die Charaktere sind herrlich schrullig, ohne zu albern zu wirken. Überall stecken kleine Referenzen an Filme wie Mad Max. Aber auch gameplaytechnisch weiß Drylands zu überzeugen. Die Ballerei macht erstaunlich viel Laune, es gibt genug Geheimnisse zu entdecken und der Rollenspiel-Anteil wirkt nicht aufgesetzt, sondern motiviert ungemein, den Charakter zu entwickeln. Es gibt keinen Leerlauf, da die Quests reichhaltig sind und man sich auch selbst immer wieder neue Aufgaben, wie das Lösen von Geheimnissen, stellen kann. Der Schwierigkeitsgrad hängt davon ab, wie gründlich ihr das Spiel angeht. Wer sich genau umschaut und Geheimnisse entdeckt sowie viele Sidequests erledigt, bekommt so genug Lernpunkte, um den Charakter zu entwickeln – derjenige wird hier einfacher durch das Spiel kommen als Spieler, die schnell durch das Spiel rushen möchten.

[appbox appstore 635361610]
+ relativ offene Spielwelt
+ actionreiches Gameplay
+ Pixelkunst auf hohem Niveau
+ Buttons frei platzierbar
+ keine InAppKäufe
+ GameCenter-Anbindung
+ Universal-App
– kein Controller-Support
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