Nein, ihr habt kein Jahr unter einem Stein gelebt und etwas verpasst. Letztes Jahr hat Giants Software den Landwirtschaft-Simulator 2014 für iOS herausgebraucht, dieses Jahr nennt sich der Nachfolger Farming Simulator 16 und ist damit anscheinend seiner Zeit voraus. Verwirrend nur, dass alle anderen Portierungen für PC und Konsole die 15 im Titel führen… Ob bei dem rustikalen Spiel wirklich soviel passiert ist, ob sich der Kauf für Besitzer der Vorjahresversion lohnt und wie das bäuerliche Leben in diesem Jahr so ist – mehr dazu in diesem kleinen Review…

Beim Spielstart gibt es in der neuen Auflage Grund zur Freude, denn ein alter Bauer gibt erste grobe Anleitungen, damit man als Neuling nicht ganz wie die Sau ins Uhrwerk schaut. Doch dem alten Zausel scheint es nicht gut zu gehen, den er gibt nur wenige Grundsätze preis, bevor er sich vom Acker macht und nie wieder gesehen ward. Vielleicht war er ja auch nur der Nachbar-Bauer und will dem komischen Neuling nicht zu viel verraten. Soll er doch sehen, wie er die Furche hinbekommt! Leider muss man also auch dieses Jahr die meisten Fähigkeiten und Funktionen des Spieles sich erst mühsam mit der (deutschen) 25-seitigen Anleitung erarbeiten. Die immerhin nun offline in der App integriert wurde. Es gibt (fast) keine Missionen oder Tutorials – ein wesentlicher Kritikpunkt. Fast schon tragisch, wie hier ein riesiges Potential verschenkt wurde, dass mit kleinen Mitteln zu erreichen wäre! Nur ab und zu meldet sich Opa Zauselbart und hat einen kleinen Hol- und Bringdienst für mich…

Farming Simulator 16 Review

Teure Maschinen sind dafür oft effektiver (hier breiter)

Das Gameplay bleibt grundlegend wie beim Vorgänger: Man startet mit zwei Feldern und einer Wiese und hat auf seinem Bauernhof einen Traktor und einen Mähdrescher inklusive einiger Anhänger stehen. Wie genau der Anhänger heißt und für was er da ist, muss man erst mühsam im Handbuch nachlesen – hier fehlen OnScreen Beschriftungen, wenn man sich dem Teil nähert. Genauso wie ein schneller Hinweis, dass der Anhänger gar nicht an die aktuelle Zugmaschine anzukoppeln ist – was man, wie ich, als Anfänger erst nach vielen Fehlversuchen merkt.

So startet man auf den beiden Feldern damit, das Korn zu ernten und neu zu sähen. Man schaltet nahtlos zwischen den beiden Maschinen hin- und her und kann die KI für ein paar Mäuse sogar automatisch weiterarbeiten lassen. Wer mag, kann das Spiel also komplett als Manager-Spiel nutzen, indem er immer die KI einstellt. Dann noch schnell ein neues Mähwerk für die Wiese erstanden, geholt und angekoppelt und lecker Heu für die Viecher zu machen. Denkste! Denn dazu braucht man nach dem Mähen noch einen Zetter zum Wenden und dann einen Ladewagen. Ihr merkt schon, bei dem Spiel dauert alles eine Weile. Zum einen die Arbeit auf den Feldern und dann das Geldverdienen, um sich neue Maschinen und danach neue Felder zu leisten.

In der deutlich größeren Spielwelt gibt es nun einen Markt mit dynamischen Preisen und diversen Verkaufsstellen, wo man seine erwirtschafteten Waren loswerden kann. Manchmal lohnt sich auch das Einlagern, wenn die kleinen Pfeile vor dem Preis einen Abwärtstrend signalisieren. Schön gelöst ist die neue Übersicht, über alle 5 Verkaufsorte mit den jeweiligen Preisen – einfach die günstigste Stelle auswählen und die KI dorthin losschicken. In der Zwischenzeit kann man auf dem Feld weiterarbeiten…

Farming Simulator 16 Review iOS

Macht auch im Multiplayer Laune…

Wieder hat man den lokalen Multiplayer-Modus mit dabei, mit dem man sich zusammen via Bluetooth oder WLAN mit einem Freund in die Arbeit teilen kann. Neuerdings darf man nicht mehr nur auf Feld und Wiese arbeiten, sondern der Farming Simulator 16 lässt euch auch im Wald wühlen und Bäume fällen. Doch bevor es soweit ist, müsst ihr erst einmal eine ganze Menge rackern, da die drei benötigten Maschinen mehr als eine halbe Million Spieldollar kosten. Da muss ein alter Bauer lang für stricken tun…

Im integrierten Shop kauft man neue Zugmaschinen und Anhänger. Nahtlos darin integriert sind nicht nur die Preise für Spielwährung, sondern auch der Hinweis auf den zusätzlichen Erwerb dieser Währung für echtes Geld – falls man die richtig großen Maschinen sofort haben will. Auf der einen Seite sind die Preise mit 1€ bis 3€ (1.000.000$) wirklich moderat, auf der anderen Seite frage ich mich, ob man das wirklich zusätzlich integrieren musste. Immerhin muss ich ja schon Werbung für sämtliche Hersteller von Landmaschinen ertragen. Hier kann man sich streiten, ob dies nun ein Feature ist (Wow, sogar mit echten Lizenzen!) oder ob es nervende Werbung ist. Zugegeben, bei einem FIFA regt sich niemand über die omnipräsente Werbung auf, für die der Entwickler noch einmal dicke Kohle einstreicht. Beim Farming Simulator finde ich das aber schon etwas merkwürdig. Und ich glaube, es legt wirklich kein Spieler Wert darauf! (Oder?)

Die Optik der Umgebung und der Maschinen hat dieses Jahr in kleineren Details zugelegt und läuft immer noch ansehnlich und flüssig über den Touchscreen. Wer ein älteres iGerät besitzt, kann sogar an der Entfernungsdarstellung drehen und das Spiel anpassen.

Farming Simulator 16 Karte

Die Spielwelt ist größer, die Karte etwas versteckt…

Leider gibt es immer noch keine Ego-Perspektive, die eine Immersion wirklich deutlich erhöhen wurde. Immerhin sind die frei einstellbare Zoom-Positionen nun endlich brauchbar vom Sichtwinkel. Bei der Übersichtskarte gibt es in der neuen Version sogar einen Rückschritt, die nämlich nur noch einen kleinen Ausschnitt zeigt, eine größere Übersicht erhält hier nicht mehr. Wo ist denn nur die Gesamtkarte? Die Gesamtübersicht versteckt sich nun hinter einem neuen Button am oberen Bildschirmrand und nur hier kann man auch neue Felder kaufen.

Die Steuerung der Fahrzeuge wird entweder über die Slider oder den Neigungssensor erledigt. Leider kann man den Geschwindigkeits-Regler nur auf Null oder Vollgas einrasten, ohne ihn halten zu müssen. Die Motorsounds klingen wie beim Vorgänger ziemlich monoton, da hilft die Dudelmusik im Hintergrund ganz gut darüber hinweg.

Beim Farming Simulator 16 können Jungbauern ihrer Leidenschaft für Landwirtschaft und große Maschinen nach Herzenslust frönen. Alle anderen ’normalen‘ Spielern müssen die Motivation mitbringen sich mit dem integrierten Handbuch etwas umständlich in die Arbeitsschritte einzuarbeiten. Hier fehlen immer noch echte Tutorials und Missionen! Die Arbeit auf den Feldern mit den diversen Maschinen macht Laune, lediglich ein Funktion zum Zeitvorspulen vermisst man, wenn man die KI arbeiten lässt. Die Arbeit ist aber oft langwierig und es dauert. bis man sich neue Maschinen oder Felder leisten kann. Unterm Strich eine solide Weiterentwicklung des Vorgängers, die aber noch immer genügend Luft nach oben lässt. Wer den Vorgänger hat und auf die Wald-Neuerungen verzichten kann, muss nicht zuschlagen. Wer noch keinen Landwirtschafts-Simulator besitzt und mit Kaufgedanken spielt, bekommt hier den derzeit besten Vertreter im AppStore und obendrein noch einen unterhaltsamen lokalen Multiplayer-Modus.

[appbox appstore 992051355]
+ realistische Grafik
+ neue Maschinen / Geräte zum Vorgänger
+ automatischer KI-Modus
+ dynamischer Verkaufsmarkt für Güter
+ bessere Kamerawinkel als beim Vorgänger
+ Steuerung über Slider/Neigungssensor
+ Grafik in drei Stufen anpassbar
+ lokaler Mutliplayer via Bluetooth/WLAN
+ größere Spielwelt als beim Vorgänger
+ drei Speicherplätze
+ Tag/Nachtwechsel
+ integriertes Handbuch
+ guter Soundtrack
+ wenig Speicherbedarf
+ InAppKäufe preiswert und optional, aber…
+ komplett deutsch
+ GameCenter-Anbindung
+ Universal-App
– im Prinzip keine Missionen
– keine Tutorials
– keine Ego-Perspektive
– Ankoppeln fummelig
– keine OnScreen-Beschriftung
– Warnsymbol ohne Erklärung
– monotoner Motorsound
– … Shop-Items recht teuer
– keine iCloud Savegames