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Review: Final Fantasy VII G-Bike – Lohnt sich das Warten?

Wir schreiben das Jahr 1997. Ein Jahr, welches für viele Gamer das bis heute einschneidendste Erlebnis bereit halten sollte: Final Fantasy VII für die PlayStation. Ein Titel, der nicht nur zur Killer Application für die damals noch junge Konsole von Sony avancierte, sondern auch ein Titel, der für viele Gamer die erste Berührung mit dem JRPG-Genre war – welches bis Dato höchstens ein paar eingeweihten Nerds mit importierten Konsolen kannten. Die Geschichte rund um den Soldier Cloud und seiner Nemesis Sephiroth fesselte die Spielerschaft viele Stunden vor dem Bildschirm. Heute gilt Final Fantasy VII als einer der kultträchtigsten und beliebtesten Ableger der Final Fantasy Reihe und er war damals auch der Startschuss für eine ganze JRPG-Flut, die in den nächsten Jahren über Nordamerika und Europa hereinbrach.

Szene aus Final Fantasy VII (1997)

So wundert es nicht, dass in den letzten Jahren immer wieder nach einem HD-Remake von FFVII seitens der Spielerschaft gerufen wurde. Doch stattdessen wurde man in der Vergangenheit mit lieblosen SpinOffs wie das schwer auszuhaltende, weil überkitschige Crisis Core für die PSP abgespeist. Und nun, im Jahr 2014, nachdem nun sämtliche Final Fantasy Titel der 8- und 16-Bit-Ära zum hundertsten Mal neu aufgelegt wurden, warten die Spieler wieder auf Final Fantasy VII, diesmal für Smartphones und Tablets. Stattdessen wurde am 30.Oktober 2014 in Japan der Freemium-Titel Final Fantasy VII G-Bike veröffentlicht. Wann das Spiel in den Westen kommt ist noch nicht bekannt. Das kann bei Square Enix durchaus ein paar Wochen bis Monate dauern. Macht nichts, ich habe mir für Euch die japanische Version angeschaut und verrate Euch nun, ob sich das Warten lohnt.

 

Zurück auf den Straßen von Midgar

Auf den Straßen von Midgar

Das Gameplay von FFVII G-Bike ist sehr schnell erklärt. Es basiert auf dem G-Bike Minispiel aus dem Originalspiel, dass damals die Flucht aus Midgar symbolisierte und das man zudem in der Golden Saucer spielen konnte. Auch in diesem Titel seid Ihr mit Cloud und seinem Motorrad auf den Straßen Midgars unterwegs. Dabei sind die Straßen immer dreispurig und man wechselt zwischen diesen Spuren. Und wie im Minispiel von damals stellen sich diverse Gegner wie Bomber, Soldiers und Roboter in den Weg.

Der große Unterschied zum Original: Ihr könnt weder frei fahren noch selbst kämpfen. Cloud schwingt sein ikonisches Soldier-Schwert automatisch, wenn er in die Reichweite von Gegnern kommt. Euch bleibt lediglich die Straßenspuren zu wechseln. Somit erinnert das Gameplay nur oberflächlich an das Original. In Wahrheit spielt es sich wie eines der zigtausend Endless Runner, die man im App Store findet.

Und dieses Gameplay wird auch beim x-ten Aufguss nicht spannender. Auch hier weicht Ihr Hindernissen aus und attackiert die Gegner mit diversen Schlagcombos. Gelegentlich wehren sich die Gegner auch, etwa wenn Bomben nach Cloud geworfen werden.

Hat man eine Mission beendet, geht es an eine Slot-Machine in die Gold Saucer. Je nachdem, welche Wertung Ihr in der vorherigen Mission erspielt habt, könnt ihr hier verschiedene Ressourcen wie Bronze oder Gold gewinnen. Diese werden benötigt, um Schwert und Motorrad aufzuwerten. Zudem können bestimmte Materia wie Feuer, Eis oder Wind freigespielt werden. Die kann man ausrüsten, um in den Missionen Magie-Attacken auszuführen. Zudem lassen diese sich zu stärkere Materia fusionieren oder an Schwert und Motorrad koppeln.

Ihr könnt vor einer Mission aus verschiedenen Partymitgliedern des Spiels wählen, die euch höhere Charakterwerte verschaffen und eine Sequenz in den Limit Break Attacken haben. Diese Limit Breaks werden aktiviert, wenn man eine bestimmte Schlagzahl im Spiel erreicht hat.

 

Nach dem Tutorial kommt die Paywall

Tifa und andere Partymitglieder haben Cameos

Die ersten Missionen im Spiel dienen als Tutorial. Dort bekommt man alles erklärt, was ich soeben beschrieben habe. Nach dem Tutorial allerdings wird ziemlich schnell die Paywall runtergelassen. So können Supportcharaktere nur einmal aller halbe Stunde ausgewählt werden, die Preise für die Upgrades werden schnell astronomisch hoch und dazu kommt auch in diesem Spiel ein mehr als nerviges Energiesystem. Nach gut sechs Versuchen ist Schluss und man darf zwei Stunden warten, bis man weiterspielen kann.

Dieses System mag zwar in Japan bestens funktionieren, wo Mobile Games hauptsächlich auf dem Arbeitsweg gespielt werden, aber aus der Sicht eines normalen westlichen Gamers ist das einfach nur nervend. Natürlich lassen sich diese ganzen Einschränkungen auch mit Diamanten umgehen, diese allerdings müssen per In App Kauf erworben werden.

Wie nicht anders zu erwarten ist das Spiel technisch gar nicht so schlecht. Die Grafik sieht wirklich knorke aus und trotz des sehr simplen Gameplays macht es Spaß zuzuschauen, denn die Kämpfe sind Square Enix typisch fulminant in Szene gesetzt. Die Remixe des altbekannten FFVII Soundtracks tun ihr übriges dazu.

Wenn doch nur das nervige Freemium-System mit seinen ganzen Timern nicht wäre… Dann wäre Final Fantasy VII G-Bike vielleicht eine Empfehlung für Hardcore-Fans und ich hätte mich noch auf drei Wertungssterne hinreisen lassen. So verkommt das Spielchen aber  zur nervigen Warterei und Geldschinderei mit einem sowieso schon sehr gebeutelten Franchise. Das Spielkonzept ist zu simpel und erinnert eher an Asphalt Overdrive als an das alte G-Bike-Minispiel. Lasst Euch von dem Trailer nicht blenden, dort sind lediglich Cutscenes aus den Bosskämpfen zusammengeschnitten – das eigentliche Gameplay ist viel langweiliger. Das Spiel ist optisch zwar hübsch umgesetzt, aber Optik ist eben nicht alles. Wer sich mehr von diesem Spiel erhofft hat, wird enttäuscht. Das warten lohnt sich also nicht. Ich für meinen Teil werfe dann doch lieber den RetroArch-Emulator auf dem Tablet an und spiele das Original von 1997.

+ mit Cloud durch die Straßen Midgars rauschen
+ sehr hübsche audiovisuelle Aufmachung
+ GameCenter-Anbindung
+ Universal-App
– langweiliges Gameplay
– Freemium-Mechaniken wohin man schaut
– nervige Timer
– Upgrades zu teuer
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