Freunde der gepflegten Adventure-Unterhaltung sollten sich bei Finding Teddy nicht vom Titel und ersten Eindruck in der Annahme falsch gehen, dass es sich hier um ein seichtes Spiel für Kinder im Vorschulalter handelt. Weit gefehlt! Trotz der bunten und Optimismus versprühenden Pixelart-Grafik, findet man sich schnell in einem bitterbösen Spiel mit schönen Rätseln.

Gameplay

Einem kleinen Mädchen wird nachts der Teddy gestohlen. Doch es war kein gewöhnlicher Dieb – schlimmer: Aus ihrem Schrank kommen zwei riesige behaarte Spinnenbeine, die ihr das Kuscheltier mit Präsidenten-Namen entführen. Wild entschlossen ihn wiederzufinden, steuert man als erste Handlung das Mädchen ins Ungewisse, in den Schrank. Ähnlich wie bei Narnia fungiert dieser als Portal in eine andere Welt – oder ist doch alles nur ein Traum? Das soll man nun in drei Kapiteln herausfinden…

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Ist das etwa Schwarzkäppchen beim Froschkönig…?

Die Welt auf der anderen Seite des Schranks ist wundervoll bunt gepixelt und verströmt eine niedlich-morbide Atmosphäre. Hier trifft man häufig auf Wesen, die es aber nicht immer gut mit der Kleinen meinen. Das dieser Ort gefährlich ist, wird spätestens klar, wenn sie gefressen, erstochen, erstickt oder zerquetscht wird. Kein Spiel für Kinder. Aber man trifft auch auf wohl gesinnte Kameraden, die einem hilfreich zur Seite stehen und unsere Protagonistin sogar begleiten.

Gesteuert wird das Mädchen problemlos durch Antippen von Ausgängen oder von Gegenständen. Tippt man sie direkt an, erscheint ein Inventar, tippt man zwei mal auf ein Ziel, läuft sie schneller.

Ein richtiges Interface gibt es nicht, bei Bedarf blenden sich einige Elemente ein. Sobald man die Notenzeile zur Verfügung hat, wird es aber etwas fummelig, da sie vom Bildschirmrand herunter gezogen wird und bei diesem Versuch manchmal der nächste Spielbildschirm betreten oder Apples Mitteilungszentrale aufgerufen wird.

Die Rätsel sind meist musikbasiert und oft auch nur so zu lösen. Statt Notenwerten gibt es kryptische Zeichen, die auch als Kommunikationsmittel dienen und in einer Notenzeile eingegeben werden – Schrift gibt es in diesem Spiel nicht. Leider begegnen dem Mädchen aber auch Rätsel, die ausschließlich auf das Hören von Tonhöhen abzielen, womit der ein oder andere Spieler sicher sein Problem haben wird.

Während die meisten Rätsel mit Logik oder zumindest mit Trial/Error zu lösen waren, hatte ich immer wieder Phasen, in denen ich ratlos alles ablief – ohne Erfolg. Hier half nur der Blick ins Netz, wo es ganz gute Walktroughs gibt.

Leider fehlt eine Hilfsfunktion, die wenigstens Tipps gibt. Auch ein richtiges Tutorial vermisst man schmerzlich – spätestens dann, wenn man sich in der Hälfte des Spiels fragt, was der kleine Runde Punkt in der Ecke bedeutet… In vielen Bildschirm findet man nämlich versteckte Punkte, die kleine Bilder als Bonus freischalten. Das hätte ruhig etwas offensiver präsentiert werden können.

Grafik / Präsentation

Das Artwork ist wirklich ein Hinkucker und in wunderschönem Pixelstyle gehalten, der sehr bunt und mystisch in 2D daher kommt. Die Animationen der einzelnen Objekte sind toll geworden und oft realistischer, als man sie bei solch einer Retrografik erwartet hätten. Die einzelnen Spielbildschirme sind leider nicht ganz so interaktiv wie bei Sword & Sworcery – hier kann man nur mit aufnehmbaren Objekten agieren oder zum nächsten Wegpunkt schreiten. Kleine versteckte Interaktionen oder freie Begehbarkeit der Orte hätten dem Spiel noch mehr Leben eingehaucht.

Hier ein kleines Gameplay-Video, wo ich die ersten Rätsel löse und leider ein paar Tode sterbe…

Sound

Wie schon erwähnt, spielt der Sound eine tragende Rolle bei Finding Teddy – wer an der Bushaltestelle ohne Sound spielt, wird es wesentlich schwerer haben. Kopfhörer sind hier dringend empfohlen, um richtig ins Spiel einzutauchen. Der Soundtrack mischt dabei echte Umgebungsgeräusche mit 8bit Samples, die relativ zurückhaltend und fast schon meditativ sind. So entsteht schnell eine tolle Atmosphäre. Doch gibt es kleine, aber ärgerliche Kritikpunkte. So hört man von vielen Aktionen keine Soundeffekte, was die Illusion einer lebendigen Spielwelt mindert – warum gibt es beispielsweise keine Laufgeräusche? Schade.

In den Optionen kann man nur den kompletten Sound deaktivieren. Das ist aber halb so schlimm, da hier der Sound eh ein großes Ganzes ist und so über die physikalischen Tasten reguliert werden kann.

Fazit

Tobi meint:

Finding Teddy ist ein tolles Adventure, was in erster Linie durch klassischen Pixellook und musikalische Rätsel besticht. Die Suche nach dem Teddy ist genauso toll wie gefährlich, doch man hilft dem Mädchen gern bei der Suche – da unterm Strich das Spiel schön präsentiert ist. Kleinere Kritikpunkte in Bezug auf Sound und Lebendigkeit sind zu vernachlässigen, nur die Hilfsfunktion vermisst man schmerzlich. Ein Tipp für Adventure-Liebhaber der alten Schule mit Liebe zur Musik.

+ tolles Pixelartwork
+ leichte Steuerung
+ viele musikbasierende Rätsel
+ atmosphärischer Sound
+ kommt ohne Text/Schrift aus
+ Kontrast zwischen Niedlichkeit / Bedrohlichkeit
+ 3 Speicherplätze
+ Universal-App
– keine Hilfsfunktion
– kein richtiges Tutorial
– teilweise musikalisches Gehör benötigt
– Rätsel nicht immer logisch
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