Review: Flockers – Team17 legt Lemmings neu auf

Vom Entwickler Team17 habt ihr sicher schon gehört, spätestens wenn ihr an den Klassiker Worms denkt, müsste euch der Name geläufig sein. Nun hat sich das Team einem anderen Klassiker angenommen, mit Flockers wird nämlich das legendäre Lemmings aufgenommen. Zumindest die älteren Semester werden es noch gespielt haben.

Hier noch mal kurz die Zusammenfassung des Spielprinzips, für die Jüngeren unter euch: Bei Flockers muss man eine Horde Schafe durch ein Level lotsen. Dabei geht es über Plattformen, vorbei an gefährlichen Hindernissen und tödlichen Abgründen. Die Schafe laufen automatisch, man kann ihnen aber spezielle Fähigkeiten verleihen und so an passender Stelle helfen. Man kann ihnen aber auch Befehle geben, sie lassen sich stoppen, um nachfolgenden Schafen den Weg zu versperren oder man stapelt sie als Treppe.

Den Schafen verleiht man mit einem passenden Kleidungsstück verschiedene Fähigkeiten. Eine lila Mütze beispielsweise lässt sie große Abgründe überspringen, während Schafe mit einer roten Decke Wände hochrennen können und auch Sprünge in den Abgrund überleben. Im Gegensatz zum Vorbild lassen sich bei Flockers die Schafe auch mit mehreren Fähigkeiten ausstatten, die ebenfalls nicht limitiert sind. Schöne Idee.

Bei Lemmings konnte man damals mit Glück, Kreativität und geschicktem Einsatz der verschiedenen Lemming-Fähigkeiten häufig neue Lösungswege finden. Flockers dagegen nimmt den Spieler stark an die Hand, so gibt es nur eine perfekte Lösung, um alle Schafe ins Ziel zu bekommen. So recht für die moderne Spielergeneration? Kann man mögen, muss man nicht.

Kritik gibt es an Details: Ganz furchtbar finde ich die Menüs, hier sind alle Buttons gleich groß und nach einem Level ist man erst mal am Suchen, wo der Button fürs nächste Level ist – ah, gibt es nicht, man muss den Button zurück zur Level-Karte nehmen, gleich neben den großen Facebook-Buttons. Aaaaargh!Soll man sich hier nicht zurechtfinden? Ebenfalls daneben finde ich persönlich die erste abstrakte Umgebung mit ihren grau-braunen Metall-Konstruktionen, während die passenderen Wiesenlandschaft erst später kommt.

Baut man die Schafe als Treppe oder Blockade, muss man dazu ein Symbol platzieren. Das geht aber nicht in Echtzeit, sondern fällt mit rund 2 Sekunden Verzögerung vom Himmel – eine ärgerliche und unpräzise Idee, die oft einen Levelneustart nötig machte, da die Schafe an meiner Vorgabe vorbei rannten. Auch ein genauen Platzieren ist so unmöglich und es kann passieren, dass die Schafe wegen ein paar Pixeln am Ende der Treppe wieder umdrehen. Außerdem stehen die Schafe als Turm mit einigen Füßen in der Luft – das Spiel hat so wenige Animationen, hier hätte man ruhig noch mehr Details spendieren können!

Die Steuerung ist an sich gut gelungen, zumal man die Zeit für ein taktisches Verteilen von Fähigkeiten anhalten kann. Es lässt sich auch ein Auswahl-Kasten ziehen, um mehreren Schafen mit einmal etwas zuzuweisen.

Für jede Spielwelt kann man drei Sterne verdienen (Level geschafft, im Zeitlimit und alle nötigen Schafe gerettet) sowie die Spielwährung Wollknäuel. Wer nicht weiterkommt kann ein Level für Spielwährung überspringen oder kauft sich dafür eine Lösung. Im Shop kann man für echtes Geld noch Wollknäuel nachkaufen, mit denen man auch neue Schaf-Design kaufen kann. Dies ist aber nicht notwendig.

Der Klassiker Lemmings hatte ein tolles Gameplay und Flockers greift es in großen Teilen auf. Leider macht das Spiel den Einstieg mit sehr abstrakten ersten Spielwelten und furchtbaren Menüs schwer, auch beim Gameplay ärgert es den Spieler mit ungenauen und verzögerten Block-Formationen der Schafe. Durchhalten lohnt sich aber, denn spätere Spielwelten werden schöner, die Rätsel sind gleichbleibend fair (wenn auch linear) und werden im Laufe angenehm komplex. Eine durchwachsene Spielerfahrung, die wie guter Wein, mit der Zeit immer langsam besser wird. Durch meine Lemmings-Nostalgie gibt es noch 3.5/5 Punkte.