Das Raumschiff landet auf dem unbekannten Planeten, an Bord die erfahrensten Kämpfer der galaktischen Koalition. Hier beginnen wir die Suche nach den verschwundenen Siedlern einer Weltraum-Kolonie. Ich verlasse das Raumschiff mit BalKyn Gray, einem erfahrenen Pakall Jäger. Kaum ausgestiegen, sehe ich mich um: Ich befinde mich auf einer Art Metall-Plattform eines alten Außenpostens. War das dort hinten gerade ein Wesen? Kaum das ich um die Ecke schaue, wird aus Vermutung Gewissheit: Dort lauert mir ein Prain-Pirat auf. Der Kampf ist heftig, aber kurz – mit Level 3 hat er keine Chance gegen mich. Ich würfle eine neun, greife beherzt mit meiner Jägerklinge an, blocke kurz zur Regeneration und schon bald haucht der Pirat sein Leben aus. Jetzt durchsuche ich erst einmal die Kiste, hinter der er sich versteckte und finde zum Glück ein Medikit… Und nun weiter. Etwa hinaus in die Wildnis, wo ich komische Türme sehe? Oder sollte ich nach links gehen, wo mir ein dunkler Abwasserschacht auffällt?

Ihr merkt schon: Bei Galactic Keep von Gilded Skull Games handelt es sich um ein Weltraum-Abenteuer mit offener Spielwelt und einer groß angelegter Story, durch die man sich mit einer illustren Heldentruppe spielt. Und das alles auf Basis eines rundenbasierten Brettspiels mit Würfeln – man bewegt sich über Felder anhand seiner Würfelergebnisse und man kämpft auch damit.

Galactic Keep iOS Review

Zu Beginn „baut“ man sich jeden Charakter zusammen

Nachdem ich das erste Mal gestorben bin, dachte ich schon frustriert, dass ich nun wieder von vorn anfangen muss. Doch weit gefehlt, denn Galactic Keep motiviert mit folgender Idee: Stirbt ein Charakter, darf man mit einem anderen der Heldentruppe im letzten Spielbereich einsetzen und weiterspielen. Wenn man es schafft, sich wieder zu ihm durchzukämpfen, dann kann man seine Überreste nicht nur nach Hause beamen (wodurch er wieder spielbar wird!), sondern auch noch sein Inventar plündern und so fast nahtlos weiterspielen. Toll daran ist auch, dass man so wirklich in den Genuss kommt, mal alle Charaktere auszuprobieren, ohne gleich in komplett neues Spiel zu starten. Das ist meiner Meinung nach einzigartig. Ebenfalls toll ist, dass alle Charaktere ihren Level behalten und man selbst über den Tod hinaus noch seine Erfahrung nutzen kann. Auch die Gegner bleiben so verletzt zurück, dass man sie mit dem nächsten Helden so weiterbeackern kann.

Echte Hardcore-Spieler schreien nun auf: „Waaaaas! Und diese Kindergarten-Mechanik soll mich motivieren?!“ Gemach, gemach, liebe Leute! Für euch gibt es noch einen Hardcore-Modus, indem ihr die Charaktere nicht wiederbeleben könnt. Auch die Gesundheit regeneriert sich nicht so einfach. Hier sollte also etwas für jede Spielernatur dabei sein.

Das Weltraum-Rollenspiel hat zwar eine offene Spielwelt, aber eine feste Story, in der man vorankommen kann. Die finde ich recht spannend und sie überrascht teilweise mit schönen Wendungen oder spielbestimmenden Multiple-Choice-Entscheidungen. Das Spiel ist komplett in Englisch und es gibt eine Menge zu lesen, jede noch so kleine Aktion wird schön beschrieben. Da es alles eher auf Textebene stattfindet, muss man sich die Geschichte parallel im Kopf vorstellen, was den Vorteil hat, dass sie mehr in ihren Bann ziehen kann. Selbst wenn man im Englischen nicht so sattelfest ist, bekommt man die Eckpunkte mit und kann es spielen. Nur beim Tutorial, dass sich über die erste Spielstunde zieht, sollte man genau hinlesen – alternativ gibt es noch eine ausführliche Offline-Hilfe in den Optionen.

Galactic Keep Review

Die Kämpfe kann man strategisch angehen…

Noch ein Wort zum Brettspiel-Charakter: Seit dem neuesten Update kann man nun automatisch würfeln lassen, was den Effekt hat, dass man es so im Prinzip gar nicht mehr merkt. Mit dieser Option wird es zu einem ’normalen‘ rundenbasiertem Rollenspiel. Die Kämpfe werden natürlich auch mit Würfeln ausgetragen und sind trotz ihrer vier Möglichkeiten komplex, so dass man strategisch vorgehen kann. Neben einem normalen Angriff, kann man Blocken, was etwas Gesundheit zurückgibt. Dazu hat jeder Charakter noch eine Spezialfähigkeit. Außerdem kann man in einem Zug auch einen Gegenstand aus dem Inventar nutzen, zum Beispiel ein Medikit oder eine Bombe. Mit jedem Sieg bekommt man Erfahrungspunkte, mit denen man im Level aufsteigt und so seine Werte für Stärke, Intelligenz, Ausdauer oder Glück verbessert.

Das Artwork selbst mit den handgezeichneten Bildern der außerirdischen Wesen ist wirklich toll, auch die Comic-Aufmachung mit den Sprechblasen hat Stil. Ebenso gezeichnet ist die Spielwelt, die allerdings wie ein Spielbrett nur als 2D Plan aus der Vogelperspektive daliegt. Auch die Charaktere sind nur eine Art Eishockey-Puck. Man gewöhnt sich daran, aber zum einen hätte ich mir ein 2D/3D Mix wie bei den Scorcery! Spielen gewünscht, zum anderen geht so manche interessante Stelle in der Spielwelt leider unter. Hier hätte man wichtige Details noch mehr markieren können, so hilft wirklich nur alles abzugrasen und auszuprobieren…

Wenn man sich einmal mit Galactic Keep angefreundet hat, lässt es einen so schnell nicht wieder los. Die schöne Story und der faire Schwierigkeitsgrad motivieren genauso wie das Ausprobieren der verschiedenen Charaktere und der unglaublich umfangreichen Ausrüstung. Es macht Laune seine Heldentruppe durch das Abenteuer zu führen und mit ihnen so manch versteckten Winkel zu erkunden und den unterschiedlichsten Geheimnissen der offenen Spielwelt auf die Schliche zu kommen. Durch die Würfel-Kämpfe kommt noch eine Glückskomponente ins Spiel, die es ebenfalls spannend hält. Auch die rege Nacharbeit der Entwickler mit bereits angekündigten weiteren Updates ist zu loben. Wer sich mit dem Englisch arrangieren kann und damit klar kommt, dass es durch das Brettspiel-Gameplay etwas behäbiger zur Sache geht, bekommt hier ein umfangreiches und liebevolles Weltraum-Abenteuer der besonderen Art.

[appbox appstore 971788369]
+ schönes Comic-Artwork
+ schöner Genre-Mix
+ langer Spielspaß
+ offene Spielwelt
+ Rollenspiel-Elemente
+ viiiiiele Waffen/PowerUps/Items
+ schöne Story / teilweise Multiple Choice
+ viele Charaktere
+ zwei Schwierigkeitsgrade
+ kann man nahtlos durchspielen
+ rührige Entwickler
+ gute Soundkulisse
+ keine InAppKäufe
+ iCloud Savegames
+ GameCenter-Anbindung
+ Universal-App
– Spielwelt nicht immer übersichtlich
– englisch
– teilweise etwas lahmes Gameplay