Da bin ich wieder! Sicher wird sich der eine oder andere treue Leser gefragt haben: „Wann kommt wieder ein Artikel von Axel?„ Die Antwort ist: In den letzten Wochen und eigentlich Monaten hat mich das Mobile Gaming an die Konkurrenz des PCs und der Konsolen verloren. Für mich ist zu wenig spannendes passiert, dass ich mich aufraffen konnte für die AppGemeinde ein paar Texte zu schreiben.

Warum ich ausgerechnet mit dem Handheld GPD XD von der chinesischen Firma Gamepad Digital wieder in der AppGemeinde aufschlage, liegt auch ein wenig darin begründet, warum ich zeitweise aufgehört habe. Viele Spiele sind zu generisch, um mich länger als 5 Minuten zu fesseln. Das liegt zum einen daran, dass die Spiele entweder zu sehr auf Touch-Steuerung ausgelegt und damit häufig an Komplexität verlieren oder aufgrund fehlender Eingabemöglichkeiten gar nicht richtig steuerbar sind.

Sicher, man kann Controller per Bluetooth an die Geräte anschließen, doch richtig praktikabel ist das vor allem für den Einsatz unterwegs auch nicht. Zum Glück tauchte in den letzten Wochen der GPD XD aus dem Jahr 2015 auf dem Radar meines sozialen Netzwerks auf. Ein spezifischer Spiele-Handheld mit Android-Betriebssystem. Da durch die Verbreitung von günstigen MOGA-Controller der Support für Gamepad bei Android-Spielen etwas höher ist als für iOS, habe ich mich einfach mal getraut die Konsole aus China zu bestellen und zu schauen, ob sie meinen Ansprüchen genügt.

Die technischen Daten des GPD XD

Was mir sofort aufgefallen ist, sind die Abmessung des GPD XD: Mit 15,5 x 2,4 x 8,9 cm hat der XD dieselbe Maße wie der Nintendo 3DS! Das macht sich gut in der eigenen Handheld-Sammlung. Jedoch ist das Gerät, welches es in drei Versionen mit 16GB, 32GB und 64GB gibt, mit rund 300 Gramm anfangs recht schwer – doch man gewöhnt sich sehr schnell daran.

GTA-GPD

Endlich GTA Vice City stilgerecht auf einem Handheld spielen!

Der Handheld kommt im schlichten, aber recht schicken Clamshell-Design daher. Das heißt, dass der Handheld zugeklappt werden kann. Der Bildschirm wird somit von äußeren Einflüssen geschützt. Der obere 5-Zoll-Bildschirm gibt eine Auflösung von 1280 x 720 Pixeln aus. Für die allermeisten Spiele reicht die Auflösung, aber dazu später mehr. Natürlich bietet der Bildschirm auch eine Touchscreen-Funktion.

Der unter Teil gehört ganz allein den Knöpfen. Es gibt zwei Analogsticks, ein Digitalpad, die klassischen vier Tasten A,B,X,Y, mit L3 und R3 zwei zusätzliche Tasten und natürlich zahlreiche Systemtasten für Lautstärke und Home-Menü, sowie einen Power-Knopf, eine Start- und Select-Taste und eine Taste um im Internetbrowser vor- und zurück zu navigieren. Auf der oberen Seite gibt es dazu noch vier Schultertasten: R1, R2 sowie L1 und L2.

An der Oberseite sind auch der Slot für die Micro-SD-Karte, ein Micro-USB-Anschluss, ein HDMI-Anschluss und eine Buchse für den Kopfhörer angebracht. Der GPD XD kann SD-Karten bis zu 128GB lesen. Jedoch: Solltet ihr Euer System updaten wollen, dann verwendet eine Karte bis zu 32GB, da das System Recovery Menü von Android nur FAT32 Partitionen lesen kann.

Für die richtige Leistung sorgen nicht nur 2GB RAM, sondern auch der CPU-Chip Rockchip RK3288 sowie der GPU-Chip ARM Mali-T764 600MHz. Beides Komponenten, die normalerweise für TV-Boxen verwendet werden. Daher kann die Wärme des Handhelds bei längerem Spielen von CPU-aufwendigen Titeln etwas höher werden. Jedoch nie so heiß, wie man es von den frühen Smartphone- und Tablet-Modellen kennt.

Bluetooth und mobiles Internet sind nicht an Bord. Das XD aber primär als Spielgerät dienen soll, braucht man beide Funktionen auch nicht unbedingt. Das XD wurde dafür gemacht sich daheim vom Play Store die Spiele auf das Gerät zu laden und unterwegs damit zu zocken.

Der verbaute Akku hält bei normale Android-Spielen rund 7-8 Stunden, bei Emulationen alter Spiele deutlich länger – rund 10-12 Stunden. Es gibt sogar einen HDMI Ausgang, um das Gerät an den Fernseher anzuschließen. Leider ist der HDMI-Output sehr zeitversetzt, schnelle Actionspiele sind also nicht möglich. Da die Hersteller jedoch fleißig Updates veröffentlichen, könnte es sein, dass diese Probleme irgendwann gelöst werden. Dann wäre das GPD XD sicherlich auch als Alternative zur NVIDIA Shield oder zum Apple TV denkbar.

Die Software des GPD XD

Grundlage des XD ist ein leicht angepasstes Android-Betriebssystem der Version 4.4.4. – das ist zwar nicht mehr die allerneueste Android-Iteration, für Spiele aber definitiv ausreichend. Grundsätzlich könnt ihr alle Spiele aus dem Google Play Store und anderen Quellen installieren. Das Menü wird wahlweise als Metro-Design, wie man sie aus Windows 8 kennt oder mit der klassischen Android-Oberfläche angezeigt. Das Metro-Design eignet sich dabei besonders für den Einsatz des Gamepads und ist meiner Ansicht nach auch sehr hübsch und übersichtlich.

GPD Mapping

Die Tasten können mit dem Touchscreen verlinkt werden

Was mich sehr überzeugt hat, ist die Leistung der Hardware. Auch anspruchsvollere Spiele wie Grim Fandango Remastered oder GTA San Andreas laufen ruckel- und fehlerfrei. Bei sehr modernen High-End-Spielen wie Assassin’s Creed Identify könnenen jedoch leichte Ruckler entstehen, bleiben aber immer noch gut spielbar.

Das Gamepad, wahlweise als XBOX oder PS3-Gamepad erkannt, wird jedoch nicht von allen Spielen korrekt integriert. Spiele wie Horizon Chase machen sogar Probleme. Hier hilft es nur in den Optionen die NULL-Controller-Funktion zu verwenden. Damit wird die Controllererkennung für Spiele komplett abgeschaltet. Ihr könnt dann mit einem Mapper immer noch die Tasten des Controllers mit den Schaltflächen auf den Touchscreen verwenden, das funktioniert in den meisten Fällen recht gut.

Ein Traum für Mobile Gamer? Es gibt aber auch Kritikpunkte…

Zum einen wird das Gerät von den Apps als Tablet erkannt. Das macht natürlich Sinn, weil damit auch die Spiele gestartet werden können, die für Tablets entwickelt wurden. Jedoch wirkt das auf dem 5-Zoll-Bildschirm sehr klein und besonders Spiele mit sehr kleinen grafischen Elementen wie Pinball Arcade sehen dann nicht mehr gut aus. Hier hätte ich mir gewünscht, dass man einstellen kann, dass die Apps das Gerät entweder als Tablet oder als Smartphone erkennen. Auch die Touchsteuerung in Apps wie dem ES Datei Explorer oder dem Internetbrowser wird so besonders für größere Finger zur Qual, da man sich sehr schnell vertippt und Mühe hat, die kleinen Schaltflächen zu treffen.

Obwohl das Gerät SD-Karten bis zu 128GB erkennt, können seitens des Android-Systems die Apps nicht von Haus aus einfach auf solch eine Karte kopiert werden. Hier ist man dann auf einen Root und einige spezielle Apps angewiesen. Das ganze Prozedere kann dann je nach Erfahrungsgrad mit dem Android-System zur Bastelstunde ausarten. Ich als Android-Noob hatte für einige Aufgaben hier und da Probleme und Schwierigkeiten. Aber mit Hilfe von den Communities im Netz bekommt man jedes Problem in den Griff.

Ansonsten gibt es die üblichen Krankheiten, die ein Android-System mit sich bringt. Apps die in der einen Version noch funktionieren, können in der nächsten Version Probleme bereiten und all diese Geschichten. Man muss sich bewusst machen, dass auf Android die von Apple bekannte just works Philosophie so nicht umgesetzt werden kann, aufgrund der vielen Geräte mit den unterschiedlichsten Spezifikationen auf den Markt. Jedoch kann ich für den XD sagen, dass ich dahingehend bisher wenige Probleme hatte und ich habe bereits einige Spiele getestet.

GPD XD und Emulatoren

Ganz klar: Einer der Hauptgründe für mich waren die diversen Emulatoren auf dem Android-Markt. Hier muss man sagen, dass man den GPD XD sehr gut als Emulationsmaschine verwenden kann. Bei den klassischen 8- und 16-Bit Konsolen – von NES über PC Engine bis hin zu SNES und Mega Drive – kommt man mit den Emulatoren von Robert Broglia die beste Performance auf dem XD. Selbst Dreamcast per Reicast Emulator und die PS1 per ePSXe laufen sehr gut. Wobei sich der Reicast Emulator noch in einem frühen Stadium befindet und einige Spiele Glitches haben. Dies liegt aber nicht an der Hardware. Selbst grafisch einfache PSP Spiele werden mit PPSSPP gut emuliert. Alle anderen Emulatoren für Sega Saturn, Gamecube oder Nintendo DS lassen sich eher als technische Machbarkeitsstudien verbuchen.

Um ehrlich zu sein: Die überschwänglichen Jubelrezensionen im Netz kann ich nicht ganz teilen. Dafür ist der GPD XD nicht gut genug. Der Bildschirm ist für besonders detailreiche Spiele zu klein, die Touchnavigation durch die Apps aufgrund der Bildschirmgröße zum Teil fürchterlich. Es bleibt zudem abzuwarten, inwiefern zukünftige Spiele auf dem GPD XD noch spielbar sein werden. Mit dem jetzigen Spiele-Angebot kommt das Gerät aber gut zurecht. Auch, dass viele Apps den Controller nicht richtig erkennen gehört zum Nervfaktor. Dies will ich dem Gerät selbst aber gar nicht vorwerfen – vielleicht noch, dass man auch einen Mode für die MOGA Controller gebrauchen könnte.

Und obwohl ich den GPD XD nicht als DAS Wundergerät ansehe, für das oft hochgejubelt wird, bleibt es ein erstaunlich solider bis guter Handheld. Als Zweit- beziehungsweise Drittgerät und zur Ergänzung von Smartphone und Tablet kann man das XD gut gebrauchen, besonders wenn man die Spiele auf einem dezidierten Handheld spielen möchte. Ansonsten bleibt jedem selbst überlassen, ob er die mindestens 170€ (z.B. hier (bei Eigenimport billiger) oder bei Amazon) dafür bezahlen möchte oder ob ein handelsübliches Smartphone nicht doch ausreicht.

+ Android Betriebssystem
+ Sticks/Tasten im Controller-Design
+ viele unterschiedliche Tasten
+ kompaktes, schlichtes Design
+ heller, scharfer Bildschirm
+ erweiterbar auf bis zu 128GB Speicher
+ Akkulaufzeit von mindestens 7 Stunden
+ Mapping-Funktion
+ regelmäßige Updates
 – einige Spiele erkennen den Controller nicht richtig
– HDMI-Output zeitversetzt
– zu kleiner Bildschirm für einige Tablet-Apps