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Review: Hell – Befehligt ihr lieber Gut oder Böse?

Wenn die Strategie-Experten Slitherine und Hunted Cow kooperieren, wird es interessant. Herausgekommen ist dabei das rundenbasierte Hell: Fight for Gilrand für das iPad.

Im Einzelspieler-Modus steht eine umfangreiche Kampagne bereit: In einem ersten kleinen Tutorial lernt man die Grundlagen gut aufbereitet kennen. Danach gibt es zwei große Missionen mit je zehn Leveln, die davon erzählen, wie das Königreich Gilrand von Dämonen aus der Hölle überrannt wird. Während ihr in der ersten Mission die Ausgeburten der Hölle zurückschlagen müsst, wechselt ihr im zweiten Kapitel die Seite und befehligt die vereinten Kräfte aus der Unterwelt. Schöne Idee.

Die Missionsaufgaben selbst sind nicht besonders einfallsreich, die Spielwelten eher ein kleines Spielbrett, dennoch zieht sich sich das Gameplay angenehm komplex in die Länge. Man muss Truppen setzen, die passenden Angriffe auswählen und danach sind die Gegner dran. Hier spielt man eher bedacht und ohne Zeitdruck. So kann man schon mal für eine der 20 Singleplayer-Missionen 30 bis 45 Minuten bei leichter Schwierigkeit einrechnen, bevor man „Zug beenden“ drückt gehen teilweise schon ein paar Minuten ins Land.

Erfreulicherweise sind die Menüs und Texte komplett deutsch lokalisiert (kleine Fehler sind geschenkt) und haben sogar Schmiss mit etwas Humor – so beschwert sich ein Dämon beispielsweise, dass man gerade seine Bediensteten gekillt hat, schließlich sei es doch so schwer, gute Angestellte in der Hölle zu bekommen…

Ein kleines Manko merkt man schon in der ersten Mission, als man mit rund 10 Einheiten in einem Dorf nach dem Rechten sehen soll: Man muss jede Einheit einzeln ziehen und befehligen. Klar, bei der recht beengten Umgebung kann man nicht mal einfach so 10 Einheiten mit einmal von A nach B ziehen, ohne dass ein paar Truppen irgendwo hängen bleiben. Trotzdem wäre eine Möglichkeit zur Auswahl mehrerer Einheiten wünschenswert.

Experten dürfen sogar unter die Haube schauen! In den Optionen findet man zum Beispiel eine detaillierte Auflistung der Kämpfe mit Würfelzahlen und allen berechneten Faktoren – erst hier wird klar, dass eigentlich ein Würfelspiel mit klarem Regelwerk zu Grunde liegt. Ich dagegen habe mich gefreut, dass sich das Spiel mit so etwas vornehm zurück hält und einen Einstieg leicht macht. Als Option aber durchaus toll für Hardcore-Strategen, zumal die noch den Schwierigkeitsgrad erhöhen können. 

Es gibt dazu noch einen Online Multiplayer-Modus, für den ihr aber ein Konto beim Entwickler Slitherine anlegen müsst. Dies ist problemlos direkt im Spiel mit der Eingabe von einem Spielernamen und einer gültigen E-Mail-Adresse möglich. Einserseits nervt es zwar, dass man vom Server des Herstellers abhängig ist, andererseits sind so Crossplattform-Schlachten mit PC-Spielern möglich. Interessant ist die Möglichkeit, die rundenbasierten Schlachten auch asynchron über mehrere Tage oder Wochen zu führen. Eine GameCenter-Anbindung gibt es leider nicht. 

Anders als bei vielen Strategiespielen ist die Umgebung komplett in 3D gestalet und beliebig zoom- und drehbar. Aber auch hier wurde an Oldschool-Liebhaber gedacht, die in eine 2D-Vogelperspektive schalten können. Leider ist die Grafik nicht komplett an das Retina-Display angepasst, hier muss man mit etwas verwaschenen Texturen und Schriften leben. Es gibt zwar nette Details, auch die Landschaft ist mit Liebe gestaltet, dennoch hätte ich mir die Kämpfe noch packender gewünscht. Derzeit bleibt jede Einheit auf ihrem Feld stehen und führt dort ihre Kampfanimationen aus. So eine richtiges Schlachtgetümmel wäre toll…

Wer anspruchsvolle rundenbasierte Taktik sucht, ist bei Hell: Fight for Gilrand bestens aufgehoben. Die Fantasy-Welt sieht nicht nur schick aus, sondern bietet vor allem komplexe Kämpfe, die man mit beiden Seiten in unterschiedlichen Gefechten austragen kann. Neben dem langem Singleplayer-Modus kann man sich noch mit selbstgezimmerten Skirmish-Spielen und online auf dem iPad austoben. Das Gameplay ist durch das Fehlen von Sammel-Zügen etwas Feinarbeit, die Entwickler haben aber die Balance in Punkto Vorwärtskommen und Schwiereigkeitsgrad hinbekommen. Wer dagegen ein kurzweiliges Strategiespiel sucht, wird sich hier wahrscheinlich langweilen. Hell ist etwas für ausgedehnte Spielsitzungen und -abende auf dem Sofa, die dann auch den verhältnismäßig hohen Preis rechtfertigen.

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+ 3D Optik
+ lange Runden
+ komplexes Gameplay
+ schönes Fantasy-Setting
+ kleine Animationen
+ Spielfeld frei dreh- und zoombar
+ alternative Vogelperspektive
+ drei Schwierigkeitsgrade
+ ausführliches Tutorial
+ viele Einheiten
+ Skirmish-Modus
+ lange Kampagne mit 20 Missionen
+ asynchroner Online-Multiplayer-Modus
+ crossplattform
+ beliebig viele Speicherplätze
+ keine InAppKäufe
+ komplett deutsch
– teilweise keine Retina-Grafik
– keine iCloud Savegames
– keine Gruppen-Auswahl
– Kämpfe nur optisch angedeutet
– kein GameCenter
– Multiplayer nur über Entwickler-Server

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