Auch in der iOS Portierung des „Strategiespiels“ Kingdom New Lands von Raw Fury gieren finstere Kreaturen nach Gold und anderen Schätzen. Besonders auf die Krone des einsamen Herrschers, der einzigen Figur, die man im Spiel steuert, haben sie es abgesehen.

Um sich vor den Raubzügen zu schützen, muss eine Siedlung mit dicken Mauern und fähige Soldaten her. Dazu reitet man mit gerade mal zwei Bewegungsrichtungen durch eine wirklich wunderschöne 2D-Pixelwelt und sammelt Münzen ein.

Viele Möglichkeiten mit einfacher Bedienung

Das Hauptziel jeder Mission ist es, ein altes Segelschiff wieder seetauglich zu machen, um damit zu entkommen oder sämtliche gegnerischen Portale zu zerstören.

Kingdom New Lands

In Kindom: New Lands packt einen auch mal das Fernweh

Dazu reduziert Kingdom die gewohnte Mechanik von Aufbau-Strategiespielen auf ein Minimum und interpretiert dieses Genre auf eine eigene erfrischende Art und Weise. Es spielt sich in Kombination mit den bewusst simplen Eingabemöglichkeiten sehr intuitiv und wirkt wie für den Touchscreen gemacht, ohne aber ein motivierendes Maß an Komplexität zu vernachlässigen.

Neben dem Ausbau des Dorfzentrums können mit güldenen Talern auch Siedler aus den, in der Spielwelt verstreuten Zeltlagern für die eigene Sache gewonnen werden. In Werkstätten werden dann Waffen und Werkzeuge gekauft, die sich bereits rekrutierte Einwohner selbständig schnappen und damit an die Arbeit machen. Bauern produzieren neues Geld, Baumeister errichten Verteidigungsanlagen oder fällen Bäume. Jäger und Ritter wiederum verteidigen in der Nacht die Mauer oder werden zum Angriff auf die Portale entsendet, aus denen die Gegner strömen. Die meisten Bau – und Aktionsmöglichkeiten in Kingdom muss man sich aber selber erarbeiten, denn bis auf ein Grundlagen-Tutorial wird einem vom Spiel nichts erklärt.

Verschmerzbare Ecken und Kanten im Gameplay

Kingdom New Lands Frust und Faszination liegen bei Kingdom: New Lands manchmal nahe beieinander. Aufgrund der extrem simplen Steuerung zockt sich das Spiel zwar fast wie von selbst, besitzt aber auch Eigenarten, die gelegentlich zu Ärger führen. Wenn zum Beispiel des Nachts die dunklen Horden Richtung Stadtzentrum stürmen, kann man nur im Schutz der Mauern ausharren und hoffen, dass sich die eigenen Truppen gut schlagen.

Durch das minimalistische Gameplay von Kingdom sind dem Spieler in solchen Situationen leider die Hände gebunden und es schmerzt mit ansehen zu müssen, wie die Verteidigung gegen eine übermächtige Welle von Angreifern fällt. Ist dann auch noch der Geldbeutel leer, lassen sich die Verluste nicht sofort ausgleichen. Dann ist es sehr schwer an diesem Punkt wieder ins Spiel zurück zu kommen und die Mission überhaupt noch zu gewinnen. Mit dem Einbruch der Nacht folgt meist schon der nächste Angriff…

Motivierend, auch über längere Zeit

Glücklicherweise ist die Lernkurve bei Kingdom steil. Schnell hat man den Dreh raus, wie sich ein ständiger Nachschub an Münzen gewährleisten lässt, man mit den gegebenen Rohstoffen haushält oder die Verteidigung der Siedlung verbessert.

Ist das rettende Schiff noch zu retten?

Schade nur, dass sich mit der Zeit eine gewisse Routine ins Gameplay schleicht. Für die optimale Aufbaureihenfolge der Befestigungsanlagen inklusive Rekrutierung von Bewohnern und die Reparatur des Schiffs gibt es einen roten Faden. Der lässt meiner Meinung nach nicht wirklich viele Variationsmöglichkeiten zu und hängt von der Beschaffenheit der zufallsgenerierten Spielwelt ab.

Auch die insgesamt fünf verschieden, aber zufällig generierten Inseln spielen sich nach dem immer gleichen Prinzip: Schaffe genügend Geld und Arbeiter ran, verteidige dich und fliehe mit dem Schiff oder rette die Krone.

In der Wildnis gibt es einiges zu entdecken

Abwechslung bringt da der steigende Schwierigkeitsgrad und kleine Details am Wegesrand. So gibt es in den ersten beiden Kapiteln noch einen fahrenden Händler, der mit geringer Investition recht viel Geld generieren kann. Der fällt im späteren Spielverlauf weg, dafür lässt sich zum Beispiel im Wald ein Baumeister anheuern, mit dessen Hilfe man mächtige Ballisten-Türme errichten darf. Außerdem warten Altäre, mit denen sich zum Beispiel die Mauern zeitweise verstärken lassen.

Nach mehr als 15 Stunden Spielzeit kann ich aber noch lange nicht sagen, dass Kingdom seinen Reiz verloren hätte oder mich gar langweilt. Denn trotz des hohen Schwierigkeitsgrades eignet sich der Titel besonders zum Runterkommen und „einfach mal vor sich hin“ spielen.

Kingdom: New Lands zeigt eindrucksvoll, wie schön ein aktuelles Spiel im Retro-Pixel-Look aussehen kann und sticht sogar aus diesem Optik-Trend hervor. Spielerisch wird eine minimalistische und interessante Interpretation eines Aufbau-Strategiespiel mit „Wuselfaktor“ geboten. Leicht ist Kingdom aber keineswegs – gerade in den späteren Missionen spielt es sich beinahe wie ein motivierender Vertreter des RougeLike-Genres, auch dank steiler Lernkurve. Potentiellen Leerlauf und überschaubare Variationen im Gameplay kaschiert das Strategiespiel gekonnt mit seiner Spielwelt. Diese lädt mit vielen kleinen Details zum Erkunden und Bestaunen ein. Durch den atmosphärische Tag- und Nachtwechsel, stimmige Wettereffekte und einen abwechslungsreichen Soundtrack besitzt Kingdom dazu noch eine ganz eigene, fast schon meditative Komponente.

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