Nach einem Jahr im Gefängnis, können nun auch endlich iOS Spieler in die Freiheit streben: Almost Human Games bringen mit Legend of Grimrock ein klassisch angehauchtes Dungeon-Spiel heraus, das gar nicht so sehr an den Touchscreen angepasst werden musste – und es spielt sich hier sogar besser als mit der Maus… Doch fangen wir vorn an.

Bei dem Spiel steuert ihr eine Gruppe von vier Gefangenen, die auf dem Berg Grimrock ins Gefängnis geworfen wurden. Ohne jede Hoffnung? Doch, schon bald entdeckt ihr einen Ausweg – und dieser führt durch die steinigen Katakomben. Immer tiefer, aber dennoch in die Freiheit!

Schwer, aber fair?!

Schon nach dem ersten Tutorial-Stockwerk wird klar: Der Weg in die Freiheit wird nicht leicht. Und lang. Auf dem Weg nach unten muss ein dunkles Gewirr aus Gängen durchquert werden, dass voller Fallen, Schalter, Geheimtüren, Monster und Wachen ist. Legend of Grimrock ist recht anspruchsvoll vom Balancing, aber dennoch fair durch die Speicher-Möglichkeit. Selbst wenn ein Party-Mitglied stirbt, kann man es mit einem magischen Kristall wiederbeleben. Dazu gibt es eine Quicksave-Funktion, mit der man jederzeit abspeichern kann. Das nimmt den Schrecken vor so mancher Stelle, Hardcore-Gamer müssen es ja nicht nutzen. Zu Beginn kann man noch einen der drei Schwierigkeitsstufen wählen, wobei im Hardcore-Modus nicht einmal eine Karte zur Verfügung steht.

Der Kenner sieht den Knopf sofort...

Der Kenner sieht den geheimen Knopf sofort…

Der Dungeon-Crawler ist, wie erwähnt, recht klassisch an Spieler der 90er Jahre angelehnt. Es läuft zwar alles in Echtzeit ab, aber man steuert ausschließlich über sechs Buttons für WASD-Bewegungen und 90° Drehungen. Das ist bei der Bewegung erst einmal gewöhnungsbedürftig, hat aber großen einen Anteil an der besonderen Stimmung des Spiels!

Hier rennt man nicht durch dunkle Gänge, sondern man ist regelrecht gezwungen, sich Schritt für Schritt, Feld für Feld, vorzutasten. Man weiß nie so recht, ob hinter der nächsten Ecke ein Gegner oder eine Falle lauert – zumal man oft schon jemanden hört. Außerdem hat man so die Möglichkeit, sich die Wände genau anzusehen, denn ab und an findet sich hier ein versteckter Knopf für eine Geheimtür.

Die Old-School-Bewegungsart macht vor allem die Kämpfe schön strategisch. Statt einfach möglichst schnell draufzuhauen, muss man hier mit einer guten Kombination aus geschickter Bewegung und der Auwahl der richtigen Waffe kontern. Die Gegner greifen auch nicht permanent an, sondern nehmen erst eine direkte Position ein – diagonales Kämpfen gibt es nicht. So kann man geschickt ausweichen, warten bis der Gegner nachgezogen hat, einen Angriff starten und wieder ausweichen…

Wie früher, nicht nur beim Gameplay…

Auch sonst geht es ziemlich retro zur Sache: Zur Orientierung gibt es eine Karte, die automatisch mitzeichnet – doch statt diese permanent einzublenden, muss man immer erst ins Karten-Menü gehen und nachschauen. Genauso beim Speichern: Statt einer Taste, muss man jedesmal ins Menü, und dann nach dem Speichern-Button noch dem Savegame einen Namen geben. Ja, so war das früher…

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Party ausrüsten und Schalterrätsel…

Jedes Mitglied der Gruppe kann eine Waffe tragen, die man über einen Schnellzugriff-Button auslöst. Je nach Waffe und Zauberspruch braucht es aber eine gewisse Zeit, bis man sie wieder benutzen kann. Daneben haben die vier Gefangenen spezielle Fähigkeiten, die man im Laufe des Spiels auflevelt. Gefundene Gegenstände wie Kleidung, Rüstung und Ringe lassen sich einsammeln und ausrüsten. Dazu muss man seiner Truppe regelmäßig Nahrung und Schlaf zuführen, damit sie nicht zu früh schlapp machen. Viele Items, wie Waffen oder Rüstung, können nur von bestimmten Charakteren richtig sinnvoll eingesetzt werden, da sie das passende Talent voraussetzen. Das Interface ist gut, Items lassen sich schnell austauschen und anziehen – lediglich der Werte-Vergleich zweier Items ist umständlich.

Die Grafik wurde sehr gut auf das iPad portiert, es läuft flüssig und die Texturen sind knackig scharf. Die dunklen Gänge werden nur ab und zu von flackernden Fackeln beleuchtet, umso mehr fallen so die schönen Lichteffekte auf. Leider bedienen sich die Entwickler bei der Kamera-Ansicht eines leichtes Fischaugen-Effektes, der zwar alles gut sichtbar hält, aber bei mir manchmal für leichte Übelkeit gesorgt hat – hallo Oculus Rift. An Soundkulisse darf man nicht viel erwarten, statt einem epischem Soundtrack (wie im Hauptmenü) hört man im Spiel nur den kalten Wind durch die dunklen Gänge pfeifen und unheimliche Geräusche aus der Ferne. Atmosphäre statt Bombast. Passt! Kopfhörer sind Pflicht, um die Gegner zu orten.

Der Umfang des Spiels ist ordentlich: Schon um ins dritte Level zu kommen, habe ich auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad fast 3 Stunden gespielt. Durch die vielen Schalter-Rätsel und den labyrinthartigen Aufbau mit den taktischen Kämpfen hat mich das Spiel aber super motiviert. Insgesamt gibt es 13 Level, bevor ihr den Abspann seht – das dürfte euch locker 20-30 Stunden beschäftigen.

Tobi meint: Auch wenn man keinen der 90er Jahre Klassiker gespielt hat, schafft es Legend of Grimrock zu begeistern! Die Entwickler haben die richtigen Zutaten der Klassiker übernommen, um eine passende Atmosphäre zu schaffen, aber genug neue Features mit eingebaut, um auch moderne Spieler zu motivieren. Ein durchweg richtig gutes Spiel, bei dem es nur Kleinigkeiten auszusetzen gibt. Großer Umfang, tolle Rätsel, spannende Kämpfe, packende Atmosphäre. Dieses Spiel ist grandios und sei jedem empfohlen, der auch nur ansatzweise gern eine Freizeit in Dungeons verbringt. Ich freue mich übrigens schon auf eine Umsetzung von LoG2!

Axel meint: Legend of Grimrock ist ein fantastisches Spiel! Damit wäre jetzt eigentlich alles schon geschrieben und ihr solltet duch dieses Meisterwerk kaufen. Aber ich möchte noch ein wenig auf das Spiel eingehen: Es stimmt, Legend of Grimrock ist sehr traditionell. Dennoch gibt es frische Elemente, die es so nicht bei Klassikern wie der Eye of the Beholder Reihe gegeben hat.

Die Fallen sind sehr ausgefuchst. Beispielsweise kommt ihr relativ früh im Spiel in einen Raum mit etlichen Rittern, die zu diesem Zeitpunkt sehr schwierig zu besiegen sind. Im hintersten Eck des Raumes sieht man schon einen Schlüssel funkeln, den man braucht um im Labyrinth eine wichtige Tür zu öffnen. Gut, dass in der Mitte des Raumes eine Falltür verbaut wurde. Da könnte man doch die Gegner einfach in diese Falltür laufen lassen. So habe ich es getan und hinterher, nachdem ich den Schlüssel an mich genommen habe, dass die Gitter zum Ausgang zugefallen sind. Ich suche also den Raum nach einem Geheimschalter ab – Fehlanzeige. Doch unterhalb der Falltür gibt es einen Teleport zurück. Doch dummerweise ist dieser sehr enge Gang nun mit den ganzen Gegner gefüllt – man kann ihnen unmöglich ausweichen – anders als im weitaus größeren Raum wo der Schlüssel lag!

Mit solchen Fallen haben die Entwickler häufig experimentiert und immer muss man sich die Frage stellen: Wie komme ich nun von A nach B ohne mitten in eine Horde von Gegnern zu landen? Aber es gibt noch mehr zu beachten. Neben der Lebensenergie gibt es einen weiteren Balken: Das Hungergefühl! So muss die Truppe regelmäßig Fleisch und Obst essen, damit die Angriffe und Zauber mächtig bleiben. Außerdem wird die Lebensenergie nicht mehr aufgefüllt, wenn die Kämpfer hungrig sind. Auch an Schlaf ist in diesem Zustand nur schwer zu denken.

Man tastet sich zwar durch die Verliese, dennoch sollte man sich nicht allzu viel Zeit lassen, denn irgendwann gehen die Vorräte aus, auch Fackeln brennen nicht ewig. Zwar artet das Gameplay nie in Stress aus, aber etwas zügiger sollte man schon spielen. Und das ist später auch bitter notwendig, weil viele Kämpfe schnelle Bewegungen erfordern. Etwa, wenn man gefährliche Gegner quer durch das Verlies in eine Falle locken möchte. Nicht immer ist der direkte Kampf der beste Weg.

Kleiner Tipp: Wann immer ihr eine verschlossene Tür, Fallen, Portale, Speicherpunkte und andere interessante Dinge findet: Schreibt es Euch auf die Karte. Auf dieser lassen sich Notizen festhalten und das ist später von großer Wichtigkeit, weil die Verliese im späteren Verlauf sowas von komplex und ineinander verschachtelt werden, dass man ohne Notizen schnell den Überblick verliert.

[appbox appstore 965096605]
+ atmosphärische Grafik
+ läuft flüssig
+ scharfe Texturen
+ Entdecker-Geist wird geweckt
+ gute (OldSchool-)Steuerung
+ große und verworrene Level
+ Karte mit Notizfunktion
+ viele fordernde Gegner
+ taktische Echtzeit-Kämpfe
+ viele (Schalter-)Rätsel
+ drei Schwierigkeitsgrade
+ versteckte Räume
+ atmosphärische Soundkulisse
+ Schwierigkeitsgrad gut ausbalanciert
+ Quicksave-Funktion
+ wenig Speicherbedarf
+ keine InAppKäufe
+ GameCenter-Anbindung
– Item-Vergleich umständlich
– Optik mit leichtem Fischaugen-Effekt (FOV)
– englisch
– keine iCloud Savegames