Meine Vorfreude auf Lords Of The Fallen für Mobilgeräte war groß: Das gleichnamige „Dark Souls-artige“ Action-Rollenspiel für PC hatte zwar seine Ecken und Kanten, es gefiel mir aber gerade wegen seiner schicken Grafik und der etwas trägen, aber wuchtigen Kämpfe mit Nahkampfwaffen sowie Magie sehr gut. Die spannende Frage für mich war: Wie wird die Spielmechanik, insbesondere das Kampfsystem, der geistigen Vorlage für die Touchsteuerung angepasst?

Vielseitige Echtzeitkämpfe trotz TouchSteuerung

Positiv ist schon mal, dass die Mobilversion von Lords Of The Fallen optisch sehr nah ans Original heranreicht. So erkennt man die verwüsteten und düsteren Schauplätze sowie die teils martialischen Gegner und Bosse der PC-Version sofort wieder.

Auch beim Aussehen der Waffen und Rüstungen wurde sich bei der namensgebenden Vorlage bedient. Die Entwickler von Octupus Games / CI Games haben bei der Portierung außerdem eine plausible Umsetzung für das Kampfsystem gewählt, die auch hervorragend funktioniert.

In 1 gegen 1 Duellen führt man durch das Wischen über den Bildschirm Nahkampfangriffe aus, kombiniert diese zu Kombos und pariert gleichzeitig gegnerische Angriffe. Zudem erlauben Ausweichbewegungen, diverse Zaubersprüche und die Möglichkeit mittels begrenzt haltbarem Schild Angriffe einfach zu blocken, viele Handlungsmöglichkeiten.

In erster Linie kommt es im Kampf auf das genaue Beobachten des Gegners und ein geschicktes Reagieren an. Fast schon nervig ist bei den Kämpfen nur das furchtbare Treffer-Feedback. Durch die teilweise lächerlichen Soundeffekte (Kämpfe klingen wie Klopfen auf Blechdosen und andere Küchenutensilien) des Spiels geht leider viel Wirkung und Atmosphäre verloren.

Copy & Paste – Alarm!?

Insgesamt stellt sich beim Spielen von Lords Of The Fallen schnell ein Gefühl der Ernüchterung ein. Wer bereits einen Teil der Infinity Blade Reihe gezockt hat (hier dient das bereits 2012 veröffentlichte Infinity Blade 2 als Vergleich), erkennt sicher bereits beim Tutorial von Lords Of The Fallen eine sehr offensichtliche Ähnlichkeit: Das Kampfsystem beider Spiele ist nahezu identisch.
Ich will den Entwicklern deswegen keine Vorwürfe machen, nur bietet Lords Of The Fallen eben im Vergleich zu Infinity Blade abseits der 1 gegen 1 – Konfrontationen nicht wirklich viel Inhalt.

Viel Gekloppe und was dann?

In Lords Of The Fallen steckt keine erwähnenswerte Geschichte, sondern „Haue alle Monster um!“ ist die Devise.  Ohne Videosequenzen und Dialoge, die wie bei Infinity Blade zwischen den Kämpfen für Abwechslung und Motivation hätten sorgen können, gestaltet sich der Spielverlauf von Lords Of The Fallen als eintönig.

In 13 linearen Gebieten wartet meist eine Handvoll Gegner plus der Boss des jeweiligen Levels, die nacheinander bekämpft werden müssen. Bezwungene Kreaturen hinterlassen Rohstoffe und neue Ausrüstung.

Leider tragen auch das Craftingsystem sowie die Anpassungsmöglichkeiten der drei Charakterklassen nicht viel zur Spieltiefe bei. So besitzt jede Klasse gerade mal drei verschiedenen Zaubersprüche, auf die erworbene Skillpunkte verteilt werden können. Ansonsten kann man über eine überschaubare Anzahl an Waffen, Rüstungen und Schmuckstücke die Werte der Helden verbessern. Besonders durch die Schmuckstücke lässt sich beeinflussen, ob der Charakter eher mehr austeilen kann oder über ein höheres Maß an Lebenspunkten verfügt.

Echtgeld-Käufe dürfen nicht fehlen

Jedes Item, Waffen und Rüstungen lassen sich in Lords Of The Fallen entweder mit gesammelten (und dabei teilweise ziemlich seltenen) Rohstoffen herstellen oder durch die InGame-Währung „Münzen“ kaufen. Diese sammelt man von besiegten Monstern ein oder verpulvert ein paar Euro im Echt-Geld-Shop.

Diese Investition ist glücklicherweise keine Notwendigkeit, um im Spiel voran zu kommen. Dieser Shop ist aber gerade in Anbetracht des verhältnismäßig hohen Anschaffungspreis von Lords Of The Fallen und Münzpakete bis 50€ fast schon dreist.

Immerhin geht die 3D-Grafik mit schicken Effekten und detaillierten Charaktermodellen für mobile Endgeräte in Ordnung, setzt aber keine Maßstäbe. Auch hier hat Infinity Blade wieder die Nase vorn. Zudem ruckelt das Spiel gelegentlich und auch die Treppchenbildung an Kanten ist nicht sehr hübsch anzusehen. Die miesen Soundeffekte habe ich ja bereits erwähnt…

Lords Of The Fallen hätte viel mehr sein können. Okay, die Kämpfe machen für eine gewisse Zeit echt Laune. Auch das Erleben von Schauplätzen und das Bezwingen von Monstern, die ich bereits aus der PC-Version kannte, hatte für mich seinen Reiz. Nur motiviert das auf Dauer eher monotone Monster-Schnetzeln einfach nicht. Ohne richtige Story und begrenzten Rollenspiel-Mechaniken, wie das Anpassen des Helden, fehlt es bei Lords Of The Fallen einfach an guten Inhalten. Vom Echt-Geld-Shop mal ganz zu schweigen. Zudem hatte ich nach knapp 2,5 Stunden bereits den letzten Boss umgehauen. Dann doch lieber Infinity Blade zocken!

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