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Review: Model 15 – Legendärer Moog-Synthesizer für unterwegs

Die Firma Moog sollte jedem ein Begriff sein, der sich schon einmal näher mit dem Machen von Musik beschäftigt hat, denn die englischen Synthesizer-Pioniere haben maßgeblich an der Entstehung von elektronischer Musik mitgewirkt. Auch heute noch stellen sie schicke Synthies her, seit längerem sind sie auch im AppStore vertreten. Ich nutze zum Beispiel regelmäßig den wundervollen Animoog auf der Bühne und bin sehr zufrieden. Nun legen Moog eine Schippe nach und bringen mit Model 15 eine Musik-App in den AppStore, die zum einen intuitiv ist, zum anderen aber eine bisher ungesehene Möglichkeit der Individualisierung mitbringt – gerade so, also säße man wirklich vor einem echten Model 15 von 1973.

Der Arpeggiator erfordert etwas Einarbeitung

In den einführenden Tutorials lernt man eine Menge über den Aufbau von analogen Synthesizer und deren modularer Bauweise. Man koppelt mit Patch-Kabeln diverse Sound-Erzeuger und hängt auf dem Weg noch einige Effekte und Klang-Veränderer mit rein. Da Model 15 auf dem Original-Synthie beruht, muss man auch hier alles selbst stecken. Und darf natürlich auch selbst an allen Schaltern und Reglern drehen und probieren. Der Synthie-Schrank selbst kommt mit vielen Modulen wie den vier 921er Oszillatoren und einigen Effekten wie Filtern und einem Delay. Was für Anfänger zu Beginn nach einem unverständlichen Kabelgewirr aussieht, wird schon bald etwas verständlicher. Allerdings könnten die englischen Tutorials deutlich umfassender sein. Ich war nach rund 30 Minuten damit durch und musste trotzdem noch das ausführliche Handbuch konsultieren.

Doch schon hier wird dem Nutzer der Willen am Selbsterarbeiten abverlangt. Klar, kann man eins der 160 Presets laden, die auch meist sehr gut klingen. Doch der eigentliche Reiz an Model 15 ist, selbst Hand an die Sounds anzulegen. Und auch durch das Drehen an diversen Reglern und die damit verbundene Klangänderung wird oft die Funktionsweise eines Bauteiles deutlich. Dennoch macht die App den Einstieg nicht besonders leicht…

Volle Zoom-Stufe. Transparente Kabel erleichtern die Übersicht.

Die Navigation in der App wurde gut für den Touchscreen umgesetzt und geht schon bald intuitiv von der Hand. Man kann sich zwar auf dem iPad den Synthie in Komplett-Ansicht zeigen lassen, doch arbeitet man häufig herangezoomt. Den Synthie verschiebt man mit zwei Fingern, die Kabel zieht man entweder von Buchse A nach B oder tippt einfach die gewünschten Anschlüsse an. Das Keyboard wird am unteren Bildschirmrand eingeblendet und kann mit einem Wisch auch schnell wieder zur Seite weg. Auf Doppeltap werden die Kabel durchsichtig und sorgen so für mehr Übersicht – sonst sieht man bei einem komplexeren Aufbau nur noch wenig von den Einstellungen…

Hat man seinen Wunsch-Sound kreiert, kann man ihn abspeichern oder als Datei exportieren und zum Beispiel auf einem anderen iGerät importieren oder sichern. Zum Einspielen von Melodien stehen verschiedene Möglichkeiten bereit: Eine klassische Klaviatur (leider mit etwas schmalen Tasten) sowie die abgefahrenen Animoog-Tasten, die sich skalieren lassen. Dazu gibt es noch den eigenwilligen Moog 1150 Ribbon Controller, einen 8-Step-Arpeggiator oder eine MIDI-Anbindung für externe Keyboards. Auch sonst lässt die App mit Support für 3D Touch, Apple Pencil, MIDI Controller, Ableton Link, Inter-App Audio, Audiobus, MIDI Bridge, Audio Bridge, Bluetooth LE MIDI, AudioCopy, AudioPaste und AudioShare keine Wünsche offen. Man kann sogar auf eine gekoppelte Bluetooth-Tastatur Shortcuts legen.

30€ für eine App? So teuer? Nein, das ist geschenkt! Schaut man sich die mitgelieferten Effekte und Synthie-Teile zusammen mit den Möglichkeiten an, merken Kenner schnell, dass hier ein exaktes Abbild der echten Geräte geschaffen wurde. Nur mal zum Vergleich: Allein das kleine Delay-Bauteil kostet als Hardware-Version schon rund 190€… Von größeren Moogs ganz zu schweigen. Kleiner und billiger kann man nicht Moog spielen… Für die 30€ bekommt man also einen guten Gegenwert! Übrigens: Der aktuelle Nachbau von Model 15 Synthie kostet ziemlich genau 10.000$ (!!!) auf der Moog Seite… Noch Fragen?!

Noch eine Sache: Es werden nur iGeräte mit Metal-Support und 64bit-Prozessor unterstützt. Sprich ab iPhone 5S, iPod touch 6, iPad Air, iPad mini 2 und natürlich das große iPad Pro. Und ja, diesmal gibt es die App als Universal-Version, wobei es auf dem kleineren iPhone-Display nicht so richtig Spaß macht.

Moog hat mit Model 15 ein echtes Synthie-Monster in den AppStore gehievt. Hier können Anfänger einfach auf die guten mitgelieferten Presets zurückgreifen und sich mit den Tutorials nach und nach in die Materie einarbeiten. Auskenner können hier wie vor einem echten analogen Moog-Synthie Kabel umstecken und eigene Sounds basteln – das gelingt aber auch nach kurzer Zeit ungelernten Elektro-Muckern. In dieser App steckt unglaublich viel Liebe und Hirnschmalz! Ganz nebenbei lernt man viel über den Aufbau eines ursprünglichen Synthies aus den 70ern. Wichtig ist aber vor allem der Sound: Model 15 klingt grandios (wohl auch dem Original verdammt ähnlich) und lässt schon bei den Presets viel brauchbare Klänge hören. Wer nur mal etwas mit elektronischer Musik herumspielen will, sollte sich lieber das kostenlose Figure laden. Wer sich ernsthafter mit Musik auf dem iGerät beschäftigen will und gern an Sounds schraubt, kommt um den Kauf von Model 15 nicht herum! Ein Meilenstein.

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