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Review: Octodad Dadliest Catch – Ist Vater tierisch betrunken oder immer so?

Was hat acht Extremitäten, trägt einen Anzug und kommuniziert nur mit Blub-Geräuschen? Nein, die Rede ist nicht von einem Wirtschaftsprüfer aus Tschernobyl, sondern von einem Octopus. Warum dann ein Anzug? Weil sich unser Protagonist inkognito unter Menschen gemischt hat und wir alle wissen, wie sehr ein Anzug über animalische Charakteristika hinweg täuschen kann, seit Oliver Kahn im öffentlich-rechtlichen Fernsehen den Fußballexperten mimt.

Doch ein guter Anzug ist leider nur die halbe Miete. Unsere Reise als Octopus beginnt nämlich prompt mit der eigenen Hochzeit zu einer selbstredend menschlichen Frau. Auch wenn diese Ausgangssituation gut als Intro in einem skurrilen japanischen Schmuddelfilm (wer mag bitte keine Tentakel!) herhalten würde, erspart uns Octodad: Dadliest Catch von Young Horses gnädigerweise Einzelheiten zur Hochzeitsnacht. Ebenfalls im Dunkeln bleibt die offensichtlich erheblich eingeschränkte Sehstärke der Braut, die spätestens bei sechs Gliedmaßen hätte misstrauisch werden müssen.

Ungelenke Bewegungen sind gewünscht…

Unser Ziel ist es ab diesem Zeitpunkt, komplett triviale Alltagssituationen zu bestehen. Klingt langweilig? Nicht, wenn man ein Octopus im Anzug ist! Das bekommen wir auch direkt durch die Steuerung zu spüren, die uns willentlich unpräzise durch die Spielwelt schickt. Octodad ist bereits seit geraumer Zeit für Konsolen und PC erhältlich und schaffte dort, meist den Spagat zwischen fordernd und spaßig. Die Touch-Steuerung auf iOS hingegen will die Balance nicht so richtig hin bekommen.

Durch Tippen wechseln wir zwischen Fortbewegung und Interaktionen. Während das Fortbewegen durchaus simpel funktioniert, indem wir auf der linken oder rechtem Bildschirmhälfte wischen um das zugehörige “Bein” zu bewegen, wird der ganze Zirkus beim Interagieren deutlich fummeliger. Mit zwei Finger können wir unseren Tentakel heben oder in die Tiefe bewegen, während wir mit einem Finger nach links und rechts ausschwenken können. Das Aufheben (bzw. Ansaugen) von Objekten funktioniert automatisch, ebenso das Loslassen eben dieser in den ungünstigsten Momenten.

Wie immer: Alle (!) Hände voll zu tun.

Es wirkt fast unfair, die Steuerung eines Titels zu kritisieren, die gewollt schwer und unpräzise ist – im Vergleich zu den anderen Versionen ist die Kritik jedoch gerechtfertigt. Wenn man beinahe 20 Minuten damit zubringen muss ein Schloss zu öffnen, dann ist das nur noch frustrierend. Glück für all diejenigen, die einen kompatiblen Controller ihr eigen nennen und somit ein deutlich ausgewogeneres Spielerlebnis bekommen.

Selbst wenn denn die Steuerung funktioniert, ist Octodad ein bockschwerer Spaß erster Güte: Regelmäßig reißen wir ganze Kulissen ab, stürzen unglücklich oder beschmeißen NPCs unfreiwillig mit Objekten. Und das alles bei vermeintlich harmlosen Tätigkeiten wie Kaffee kochen, Rasen mähen oder dem wöchentlichen Einkauf. Octodad ist eine selbstgeschuldete Aneinanderreihung von Slapstick-Einlagen allererster Güte, die uns immer wieder zu Tränen amüsiert haben. Zwar ist der Frust ein allgegenwärtiger Beifahrer bei unserer Reise, der Spaß überwiegt hier aber fast immer.

Hoch anrechnen muss man den Entwicklern aber vor allem eines: Octodad ist ein kompromissloser Port der vorhergegangenen Versionen. Sowohl optisch als auch inhaltlich wurden alle Inhalte in die iOS Version übernommen. Sogar der Koop-Modus ist dabei, auch wenn die wenigsten wohl zwei kompatible Controller zur Hand haben werden. Ebenfalls inbegriffen ist die AppleTV-Version ohne Aufpreis… Einziger Nachteil dieser umfangreichen Qualität ist die Akkulaufzeit auf den iGeräten, die kompromisslos mit jeder Spielminute dahin schmilzt. Zwar kann dieser Effekt durch einen entsprechenden Stromsparmodus eingedämmt werden, das Spiel bleibt dennoch allzeit stromhungrig.

Octodad: Dadliest Catch ist im Kern ein großer Spaß – insofern man ein Fan von simplem Slapstick-Humor ist und dafür gerne über Frustmomente hinweg sieht. Einzig mit der Touch-Steuerung stellt sich der Titel ein Bein und büßt massiv an Spielspaß ein, so sehr sogar, dass wir den Titel im aktuellen Zustand nur bei vorhandenem Controller empfehlen.

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