Die Frage stellt sich uns selbst, die wir doch in die Rolle des ehemaligen Erdbewohners Darius bei Out There Chronicles von Mi-Clos schlüpfen. Er wird ganze eine Million Jahre später nach seiner Flucht von der Erde wieder aufgetaut. Und nach so einer Zeit ändert sich doch so einiges – wie ihr euch vorstellen könnt… Darius wacht nämlich nicht auf der Erde auf, sondern auf dem Planeten Amerika, den die ebenfalls geflohenen Erdlinge damals lebend erreichten und besiedelten.

out there chronicles review Damit haben die Entwickler Mi-Clos nicht nur thematisch an ihr schickes Weltraum-Spiel Out There angeknüpft, sondern bringen einen interessanten Story-Ansatz mit. Wurde sie doch von FibreTigre geschrieben, der schon Out There den Rahmen gab und sich hiermit auf das Spiel bezieht. Out There Chronicles kommt aber eher als (englisches) Spielbuch daher, bei dem man die Geschichte durch die Auswahl von kurzen Sätzen und Fragen voran bringt.

Eine gute SciFi-Geschichte

Während zu Beginn alles auf Amerika friedlich und in seliger Ruhe erscheint, blickt man schon bald hinter die Kulissen. Und da ist nicht alles Gold was glänzt. Obwohl es niemals Krieg dort gab, gibt es eine Armee. Wer nicht ganz ins Bild passt, wird auf eine Art Aussätzigen-Planet verbannt. Dazu kommt, dass man von Darius häufig die Gedanken zu lesen bekommt. Und dabei auch einige Rätsel auf… Warum will er schnellstmöglich flüchten? Was hat er für dunkle Geheimnisse?

Gleich am Anfang wird es nämlich schon brenzlig, als die begeisterten Zukunfts-Menschen sein Gehirn auslesen wollen, um ein lebendiges Bild der Welt vor einer Million Jahren zu bekommen. Das will Darius mit allen Mitteln verhindern. Ihr merkt schon, das Setting ist wirklich schick und bietet Raum für viele schöne Wendungen.

Doch wo Licht ist…

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Manchmal hilft nur probieren…

Was mich am Spiel gestört hat, ist die offensichtliche Linearität. Es gibt zwar immer mehrere Auswahl-Optionen, jedoch kommen nicht verwendete Text-Bausteine immer wieder, bis man sie dann doch irgendwann drückt. Stirbt man, wird man nur ein kleines Stück an einen Checkpoint gesetzt und muss es noch einmal probieren. Auch hier schien es bei mir oft nur einen möglichen Weg durch die Antworten zu geben und dies herauszufinden war dann eher nervig als interaktiv. Ich hatte den Eindruck, dass hier nur eine der vielen Möglichkeiten weiterführte, alle anderen führten zum Tod. Also musste man sich an (zum Glück) wenigen Stellen die genaue Abfolge durch einen langen Dialog merken, um weiterzukommen. Das macht so keinen Spaß.

So machte sich schnell der Eindruck breit, dass man eh die Story-Straße entlang schreiten muss, die vorgegeben ist. Die Story schafft es zum Glück für dieses Konzept zu entschädigen, jedoch geht hier viel von der Identifikation mit Darius und der Geschichte verloren. Wenn ich die Illusion habe, ich entscheide wirklich den Verlauf der Geschichte (mit allen Konsequenzen) dann sind mir diese Entscheidungen auch wichtig. Was hier eher weniger der Fall war.

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Das Artwork ist schnieke.

Besonders schick ist das Artwork von Benjamin Carré geworden, der hier eine recht glatte und farbenfroh leuchtende SciFi-Welt zeichnet. Dazu wurden die Zeichnungen noch gut in Szene gesetzt und leicht animiert, als hätte man einen digitalen Comic wie bei Madefire & Co. vor sich. Auch beim Sound wurde nicht gespart und so bekommt man die passenden Elektro-Flächen von Siddhartha Barnhoorn um die Ohren geschmeichelt, der auch schon die Klangteppiche für Antichamber und das originale Out There gewebt hat. Auf InAppKäufe wird übrigens zum Glück komplett verzichtet, leider aber auch auf eine iCloud Integration.

Die Idee hinter dem Spielbuch Out There Chronicles ist schön und die Optik sowie Präsentation wirklich sehenswert – nur die spielerische Umsetzung hätte besser sein können. Der Start der Geschichte ist interessant angelegt, leider verzweigt sich es hier für ein klassisches Spielbuch viel zu wenig, die Geschichte wirkt zu linear, teilweise muss man nervig probieren und wiederholen. Ein nochmaliges Durchspielen will man hier nicht. Viele Optionen muss man so oder so irgendwann wählen, was die Immersion stört. Davon abgesehen bekommt man hier aber ein gut gemachtes Spielbuch mit einer spannenden Geschichte, die sich schön illustriert langsam vor einem entblättert. Wenn man es als eine Art besonderes Buch / Comic sieht und im Englisch sattelfest ist, darf man ohne Sorge einen Download wagen.

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