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Review: Papers, Please für iOS – Traumberuf Grenzbeamter?

Bevor ihr weiterlest, solltet ihr euch fragen, warum ihr dieses Review von Papers, Please des Entwicklers Lucas Pope lest! Wenn ihr es lest, weil ihr wissen wollt, um was es in dem ungewöhnlichen Spiel überhaupt geht und ob es euch gefällt – lasst mich euch zurufen: Lest nicht weiter, sondern spielt es einfach! Spielt es! Es wird euch überraschen und hat nicht umsonst so viele Preise abgeräumt.

Falls ihr die PC-Version besitzt und dieses Review lest, um herauszufinden, ob sich die iOS Portierung lohnt: Auch hier kann ich euch beruhigen. Die iPad-App ist als 1:1 Portierung wunderbar umgesetzt und wie schon bei so manch anderem Spiel, fühlt sich Papers Please auf dem Touchscreen einfach zu Hause. Für meinen Geschmack sogar besser als mit Maus & Tastatur. Dazu kommt es komplett deutsch lokalisiert und ohne InAppKäufe. Für Einsteiger bietet sich der einfache Modus an, bei dem man eine monatliche Geld-Stütze bekommt.

Für die Unbelehrbaren unter euch möchte ich doch noch ein paar Impressionen aus meinem neuen Arbeitsleben als Grenzbeamter an der Staatsgrenze von Arstotzka preisgeben. Natürlich alles unter der Hand, sagt bitte nichts weiter! Dazu muss ich noch anmerken, dass ich vorher absolut keinen blassen Schimmer vom Inhalt des Spiels hatte und ohne Vorwissen herangegangen bin. Ein Spiel, bei dem man immer wieder nur Leute am Schalter abfertigt? Was soll daran schon so toll sein?

Mein erster Arbeitstag als Grenzer. Winter 1982. Ich sitze in dem kleinen Grenzposten und lese mir die mehrseitigen Arbeitsinstruktionen durch, dazu kommt ein Fax mit aktuellen Instruktionen: Alle sind zu kontrollieren, Ausländer haben einen gültigen Pass vorzuzeigen, bevor ich ihnen einen grünen Stempel hineindrücke. Zwei Verwarnungen handle ich mir ein, einmal für ein übersehenen falschen Geburtsort und einmal für ein nicht bemerktes falsches Passbild. Bei Papers Please muss man gewissenhaft kontrollieren.

Nach jedem Tag bekommt man eine Abrechnung, das spärliche Gehalt und die schrumpfenden Ersparnisse stehen hier gegen Miete, Heizung oder Medikamente für die arbeitslose Familie. Schon am zweiten Tag kommt der allgegenwärtige Moral-Aspekt hinzu: Eine Frau tritt ein und zeigt offensichtlich falsche Papiere vor, schiebt aber gleichzeitig eine Bestechung mit über den Tresen. Annehmen und in die eigene Tasche stecken oder sie abweisen. Im Endeffekt ist man ja ein genau so armes Schwein wie sie…

Jeden Morgen lese ich die Zeitung, heute die Schlagzeile: Ausländische Arbeiter nehmen unseren Leuten die Arbeitsplätze weg. Ich erwische mich beim Kontrollieren von Arbeitsgenehmigungen, wie ich einige am liebsten wieder mit einem roten Stempel zurückschicken würde… Das Spiel setzt interessante Gedanken in Gang, schon alleine deswegen sollte man Papers Please spielen.

Am vierten Tag lasse ich einen jungen Mann passieren, der kurz darauf eine Granate wirft und den Grenzübergang in Schutt und Asche legt. Die Order am nächsten Tag: Alle Einreisende aus diesem Land des Terroristen sind genauer zu kontrollieren. Hier kommt der Körperscanner zum Einsatz, der mitgeführte Waffen offenbart. Zusätzlich kann man entscheiden, ob man jemand abweist oder in Arrest nimmt. Auch der Vergleich von Fingerabdrücken ist nützlich.

Am fünften Tag kommt ein ‘Kollege’ in die Stube und stellt sich als Gefängnisbeamter vor. Er bekomme wohl einen Bonus, wenn er besonders viele Verdächtige einbuchte und er würde mir etwas von seinem Bonus abgeben – wenn ich ihm im Gegenzug ein paar Verdächtige mehr zuschanze. Immer wieder führt Papers Please an die Grenze der eigenen Moral. Spätestens dann, wenn man als ehemaliger DDR-Bürger die Möglichkeit bekommt, auf Grenzflüchtige zu schießen. Und das mit einem Geldbonus.

Dazu kommt in den 31 Arbeitstagen noch eine ominöse Geheimorganisation, man gerät in diverse politische Verstrickungen mit Diplomaten und Spionen, außerdem kehren viele Gesichter mit immer neuen Versuchen wieder, die Grenze zu überschreiten. Auch soll man die Augen nach gesuchten Terroristen offen halten. Am Ende des Arbeitsmonats steht dann eins von 20 verschiedenen Enden, ein Wiederspielen ist also lohnenswert. Dazu gibt es noch einen zufällig generiertem Endlos-Modus für nimmersatte Spielernaturen.

Lang lebe Arstotzka! So wenig wie ich vorher von Papers, Please wusste, so sehr hat es mich begeistert. Nur langweilig Ausweise kontrollieren? Denkste! Der Entwickler baut immer neue Szenarien auf und führt den Spieler an moralische Grenzen. Papers Please regt in seinen rund 4 Stunden Spielzeit zum Nachdenken an – über persönliche Befindlichkeiten, den kalten Krieg der 80er Jahre, aktuelle Ausländer-Themen und den eigenen Standpunkt zu blindem Gehorsam. Leute, spielt dieses wirklich besondere Spiel, ihr verpasst sonst etwas! So, und ich muss wieder meinen Grenzposten aufmachen, es warten schon wieder viele Leute und die Mittagspause ist schon vorbei. Hoffentlich bleibt es heute ruhig. Lang lebe Arstotzka!

[appbox appstore 935216956]
+ passende Pixel-Optik
+ überraschendes Gameplay
+ zusätzlicher einfacher Spielmodus
+ recht komplex
+ schöne Story
+ mehrere Speicherplätze
+ Spiel regt zum Nachdenken an
+ tolle Atmosphäre
+ motiviert
+ Story/Endlos-Modus
+ passende Geräuschkulisse
+ keine InAppKäufe
+ komplett deutsch
+ GameCenter-Anbindung
– keine iCloud Savegames
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