Wer sich gern als digitaler Hobbygärtner betätigen möchte, muss sich nicht gleich den Garten Simulator 2015 zulegen. Den Anspruch erfüllt in ersten Ansätzen auch Prune von Joel McDonald und bringt gleich noch eine Menge künstlerisches Blingbling mit in die Gartenlaube.

An einem recht abstrakten Ort müsst ihr in jedem Level jeweils einen Baum sprießen lassen. Dabei gilt das philosophische (Lebens-)Motto: „Cultivate what matters. Cut away the rest.“ Wenn man das erst einmal setzen lässt, kann man das Spiel starten. Und das geht so:

In jedem Level pflanzt man einen Samen und kann dazu noch (grob) bestimmen, in welche Richtung er wachsen soll. Ziel ist es, den in die Höhe schießenden Baum ins Licht wachsen zu lassen, damit er Blätter trägt. Damit die Lebenskraft des zarten Pflänzchens auch bis dahin reicht, muss man störende Äste wegschneiden – so ändert man auch die Wuchsrichtung. Lässt man zu viele Äste stehen, wird der Baum recht breit, gewinnt aber nicht an Höhe…

Prune Review iOS

Es wird nicht leichter. Fiese Sägeblätter inklusive…

In späteren Spielwelten kommen Hindernisse hinzu: Neben Schattenplätzen gibt es dann Zonen, an denen die Baum besonders schnell wächst. Aber es kommen auch Zonen hinzu, an denen der Baum von einer Art Virus befallen wird, die man also meiden sollte. Auch der Baum verändert sich und wird immer verwundener. Sogar kleine Schalterrätsel gilt es zu lösen und Sägeblättern auszuweichen. Stets heißt es, schnell zu reagieren und den Baum passend zu beschneiden, wie ein japanischer Bonsai-Meister.

Das macht man aber nicht mit einer Schere, sondern mit einem einfachen Finger-Wisch an passender Stelle. Auf einem iPad-Bildschirm kommt die Optik gut zur Geltung und die Finger können die feinen Äste noch gut durchsäbeln. Doch spätestens auf dem iPhone 5 Display hört der Spaß und das Gameplay wird zur Glückssache – hier also nicht zu empfehlen.

Prune Review iOS

Der Sound steht der schicken Optik in Nichts nach

Essentieller Bestandteil von Prune ist neben der minimalistischen bis abstrakten Optik auch der sphärische Sound, der einen dichten Teppich aus Synthie-Flächen und Streichern webt. Kopfhörer sind hier Pflicht, um das Spiel angemessen zu genießen! Damit liegt das Genre Zen-Puzzler recht nahe, doch ist man hier ständig unter Zeitdruck. Die Natur macht schon im echte Leben nicht Halt und bei diesem Spiel wächst der Baum besonders schnell. Nix mit entspanntem Puzzlen… Trotzdem bleibt das Spiel fair und lässt den Spieler nach einigen Fehlversuchen das Level überspringen.

Das Spiel verspricht in seiner AppStore-Beschreibung eine Story. Wahr ist, dass man von Level zu Level und von Umgebung zu Umgebung wirklich eine Veränderung bemerkt. Nicht nur, dass es schwerer wird, den Baum ins Licht wachsen zu lassen. Nein, er verändert sich, genau wie seine Umwelt. Wie das philosophische Zitat zu Beginn, entlässt es den Spieler auch mit einer Erkenntnis. Die enthalte ich euch aber vor. Gespoilert wird nicht – spielt es doch selbst! ^_^

Prune baut eine schöne Atmosphäre auf und bringt es fertig, Geschicklichkeit und einen durchdachten Plan als gute Mischung zu fordern, wenn man die Bäume wachsen lässt. Das Spielprinzip ist nett und in Verbindung mit dem künstlerischen Ansatz und der passenden Präsentation wirklich schön. Nicht jedermanns Sache, aber wirklich schön. Das entscheidet auch, ob man Freude beim Spielen haben wird. Mir hat es mit dem gut gesteigerten Schwierigkeitsgrad gefallen und mich auch über längere Zeit motiviert. Wer also auf besondere Spiele steht und auch auch mit Zeitdruck umgehen kann, sollte hier einen Blick riskieren – denn Prune entlässt euch nach rund 2 Stunden mit einem tollen Gefühl. Und das schaffen nicht viele Spiele!

[appbox appstore 972319818]
+ schicke Präsentation
+ philosophische „Story“
+ zufälliges Baumwachstum
+ leichte OneTouch-Steuerung
+ gut steigender / fairer Schwierigkeit
+ atmosphärischer Soundtrack
+ wenig Speicherbedarf
+ keine InAppKäufe
+ iCloud Support
+ GameCenter-Anbindung
+ Universal-App
– auf kleinen Displays schwer zu spielen