„Die erste und wichtigste Regel: Über den Punch Club redet man nicht“ – Diese Regel wird einem schnell von den anderen Charakteren im Spiel eingebläut. Dabei wäre es eine Schande, nicht über den Club zu reden! Denn mit Punch Club von Lazy Bear Games / TinyBuild liegt uns ein hübscher Vertreter der Lebenssimulationen vor, der zudem den Nerv der Zeit getroffen scheint. Denn seit Release des Spiels konnten die Entwickler über eine Million Dollar verdienen. Ob zurecht, wird mein Test zeigen…

Punch Club

Anspielungen wie auf die Turtles gibt es zu Hauf

Die Geschichte des Spiels ist schnell erklärt: Wir sehen in der Eröffnungssequenz einen Kickboxer, der vor den Augen eines Kindes ermordet wird. Einige Jahrzehnte später schlüpfen wir in die Rolle jenes Kindes. Noch immer konnte er das Gesehene nicht verarbeiten und dürstet nach Rache. Also schlüpft er, und wir mit ihm gemeinsam, in die Fußstapfen des Vaters und werden Kickboxer. Doch so einfach ist das natürlich nicht. In den ersten Kämpfen werden wir den Geschmack des Verlierens kosten. Und was es heißt KO auf die Matte geschlagen zu werden.

In den nächsten Spielstunden ist es daher unsere vorrangige Aufgabe zu trainieren und die ersten Kämpfe in der Amateurliga zu bestehen. Dabei präsentiert sich Punch Club als eine Lebenssimulation, wie man sie vielleicht mit dem ersten Sims Teil aus dem Jahr 2000 vergleichen kann. Die Schwierigkeit des Spiel besteht darin, dass Zeitmanagement zwischen Arbeit, Training, Kämpfen und sozialen Kontakten zu meistern. Mit der Arbeit verdienen wir bitter benötigtes Geld. Das Geld geben wir nicht nur für Nahrung aus, sondern auch für Trainingskämpfe in der Muckibude. Zudem können wir im Sportgeschäft Trainingsgeräte für unsere Garage erwerben, dies sorgt im späteren Spielverlauf für Zeit- und Geldersparnis, da wir nicht ständig zum Gym laufen und dort Eintritt zahlen müssen, um trainieren zu können.

Punch Club

Der Entwicklungsbaum ist komplex…

Das Training ist das A und O im Spiel. Wir können die drei Attribute Stärke, Schnelligkeit und Ausdauer erhöhen. Jede der Attribute steht für einen anderen Kampf-Weg mit jeweils anderen Fähigkeiten, den man später einschlagen kann. Wer sich etwa für Schnelligkeit entscheidet, kämpft später mit vielen Kicks, Ausweich- und Kontermanövern. Wer Stärke wählt, schlägt härter zu und kann die Gegner schneller auf die Matte schicken. Wichtig ist es, sich auf ein Attribut zu konzentrieren und den eigenen Charakter im Fähigkeitenbaum danach zu entwickeln. Um neue Fähigkeiten zu lernen, brauchen wir wiederum Erfahrungspunkte. Diese bekommen wir, indem wir Kämpfe und Trainingskämpfe bestreiten. Gelegentlich aber auch, wenn wir mit Nachbar Roy in der Bar einen Heben gehen, schließlich besteht nicht das ganze Leben aus Training und Kämpfe. So viel zum grundsätzlichen Aufbau der Charakterentwicklung, die einerseits simpel wirkt, gleichzeitig im späteren Verlauf schwieriger wird, da die Gefahr groß ist, sich zu verskillen.

Für Kumpel Roy repariert man schon mal das Auto...

Für Kumpel Roy repariert man schon mal das Auto…

In schönster 16-Bit-Grafik erforschen wir zudem die Heimatstadt. Sobald bestimmte Ziele in der Story erreicht wurden, können neue Arbeitsplätze, Kampfligen und Sidequests entdeckt werden. Dabei haben die Entwickler nicht mit Fanservice gespart. So begegnen wir Charakteren aus verschiedenen Filmen und Serien, überall sind popkulturelle Anspielungen zu finden. Dies gibt dem Spiel einen lockeren Comic-Charakter, der zeigt, dass es sich selbst nicht sonderlich ernst nimmt. Die musikalische Untermalung stimmt, wird mit der Zeit aber auch eintönig.

Ein Kritikpunkt ist die Tatsache, dass das Spiel mit der Zeit sehr grindig wird, da die benötigten Erfahrungspunkte zum Freischalten neuer Fähigkeiten immer höher werden. Zudem kann das immergleiche Jonglieren zwischen Training, Arbeit und Sozialleben auch ermüden, da in dieser Hinsicht zu wenig Abwechslung geboten wird.

Ein weiter Kritikpunkt ist die Tatsache, dass die Kämpfe großteils automatisch ablaufen. Nach jeder Runde kann festlegen, welche Angriffe und Verteidigungs-Moves gegen den aktuellen Gegner eingesetzt werden können. Taktisches Spielen ist daher also möglich, aber nur bedingt – je nachdem, wieviele Runden man durchhält. Ich würde hier eher ein rundenbasiertes Kampfsystem besser finden, da es einfach interaktiver wäre. So sind vor allem die knappen Niederlagen sehr frustig, da man eben nicht in den Kampf eingreifen kann.

Dafür überzeugen die lockeren Dialoge, die vielen grafischen Einfälle. Das Spiel motiviert dadurch, dass man gespannt ist, welche Einfälle die Entwickler im weiteren Verlau der Geschichte einfließen lassen. Insgesamt ist man so gut 15-20 Stunden beschäftigt, ehe der Mörder des Vaters ausfindig gemacht wird.

Axel meint: Punch Club ist eine hübsche Lebenssimulation mit leichten Rollenspiel-Elementen. Wer vor allem Spaß am Zeitmanagement-Gameplay hat, sollte sich das Spiel näher anschauen. Wer dagegen eine Kampfspielsimulation erwartet, wird enttäuscht. Die grafische Gestaltung zeugt von viel Liebe und Einfallsreichtum, die Geschichte motiviert, die Möglichkeiten im Spiel sind zahlreich genug, um Punch Club auch ein zweites und drittes Mal zu spielen.

Tobi meint: Punch Club hat mich überrascht und beschäftigt mich schon einige Stunden, man kann nur schwer aufhören. Das deutsch lokalisierte Aufbau-Spiel ist gut ausbalanciert und macht Spaß. Trainieren, Geld verdienen, Essen, Schlafen und nebenbei die Geschichte um den mysteriösen Punch Club vorantreiben. Mir gefällt der komplexe Fähigkeitenbaum, dazu kann man zwischen den Kampfrunden die Taktik festlegen und so etwas eingreifen – ähnlich wie beim Motorsport Manager. Toll sind auch die Anspielungen auf Formate wie das A-Team, Robocop, Turtles, Rocky oder die Simpsons. Leider muss sich der arme Kerl fast nur von Fleisch ernähren, hier wäre etwas mehr (vegetarische) Vielfalt auf der Speisekarte schön gewesen. Unterm Strich ein wundervolles Spiel und eine unbedingte Empfehlung für Freunde von Kairosoft-Titeln!

[appbox appstore 1024951378]
+ abwechslungsreiche Lebenssimulation
+ viele Möglichkeiten den Charakter zu entwickeln
+ gelungene Geschichte
+ taktische Kämpfe möglich
+ hübsche Retro-Grafik
+ großer Umfang
+ drei Savegames möglich
+ motiviert
+ viele schöne Anspielungen auf die 80er & 90er
+ viele Sidequests
+ deutsch
+ Keine In-App-Käufe
+ Universal-App
– Kämpfe laufen größtenteils automatisch ab
– später wird das Spiel recht grindig
– keine iCloud Savegames