Seid ihr wieder zahlreich versammelt, ihr jungen wilden iOS-Gamer da draußen? Ja? Das trifft sich gut. Denn wir haben in der AppGemeinde mal wieder den Schaukelstuhl aus altem Kiefernholz aufgebaut. In diesem werde ich mich alter Mann jetzt stilecht mit einer Tabakspfeife niederlassen und euch etwas von der Nachkriegszeit erzählen. Als wir noch 20 km barfuß durch den Schnee laufen mussten um zur nächsten Spielhalle zu kommen. Dort angekommen versenkten wir unsere letzten Taler in die bunten und lauten Automaten. Ihr dagegen habt es da wirklich gut, denn ihr bekommt all die Klassiker direkt auf eure Handys. Ihr müsst nicht mal das Bett verlassen. Diesmal im Fokus unserer Berichterstattung: Q*Bert Rebooted von Sony Pictures und Sideline Amusements.

Qbert3 Wir befinden uns im Jahr 1982. Das goldene Zeitalter der Videospiele ist im vollen Gange. Spiele wie Space Invaders, Pac-Man oder Donkey Kong locken Jugendliche in die zahlreichen Spielhallen. Von diesem Kuchen wollte auch die traditionelle Pinball-Manufaktur Gottlieb etwas abhaben und beauftragte die Entwickler Warren Davies und Jeff Lee ebenfalls ein Videospiel mit einer niedlichen Hauptfigur zu entwickeln. Schnell wurde der kleine Außerirdische Q*Bert erdacht. Die Idee war es, diesen gegen andere außerirdische Figuren in einem Geschicklichkeitsspiel antreten zu lassen. Inspiriert wurden die Entwickler dabei von M.C. Eschers Bild Monello. Damit gilt Q*Bert als erstes Videospiel, welches von der Arbeit Eschers inspiriert wurde und als Großvater heutiger Spiele wie Monument Valley.

Das Spielziel besteht darin, den kleinen Außerirdischen über eine Pyramide aus Würfeln springen zu lassen. Dabei sollen alle Flächen der Pyramide berührt und so umgefärbt werden. Was einfach klingt, wird durch die zahlreichen Gegner erschwert. So dürfen rote Kugeln nicht berührt werden, die lila Schlange Coily verfolgt den Spieler, bis dieser die Scheiben am Spielfeldrand benutzt. Diese Scheiben wiederum verschwinden nach einmaliger Nutzung. Die beiden Gegner Ugg und Wrongway hingegen springen auf den Seitenflächen des Spielfelds. Nur Slick und Sam stellen keine direkte Gefahr da, diese kann man sogar mit einem gezielten Sprung auf den Kopf besiegen. Aber: Sie sind in der Lage die Ursprungsfarben der Würfel wiederherzustellen.

Diese Elemente sorgten für eines der unterhaltsamsten Spiele des Jahres 1982. Aber nicht nur damals, auch heute ist das Spielprinzip noch überraschend frisch. Was zum einen sicherlich daran li Qbert2 egt, dass aus Q*Bert nie solch ein großes Franchise wie beispielsweise Pac-Man wurde. Lediglich ein paar Heimcomputer- und Konsolenumsetzungen in den 80ern gab es, sowie ein paar wenige Neuauflagen in den 90ern, die damals aber niemand mitbekommen hat.

Und so wirkt das hier vorliegende Remake spielerisch frisch, was sicherlich auch an den neuen Gegnern und den erweiterten Spielwelten liegt. Über 30 Levels mit je drei Runden werden absolviert. Es gibt Felder, auf die man mehrmals springen muss, um sie umzufärben, es gibt unterschiedliche Grundrisse für die Pyramiden und andere kleine Verbesserungen im Vergleich zum Original. Mit den Diamanten können zudem neue Figuren freigeschaltet werden, die aber einen rein kosmetischen Charakter haben und sich nicht weiter auf das Spiel auswirken.

Wer nach den 30 Spielstufen immer noch nicht genug von der spaßigen Hüpferei hat, für den gibt es das Automaten-Original von 1982 obendrauf! Das bietet zwar nur 9 Levels, dafür aber einen höheren Schwierigkeitsgrad.

Die Touch-Steuerung wurde überraschend gut gelöst: Einfach den Bildschirm in die zu springende Richtung berühren. Das funktioniert sehr intuitiv. Auf dem iPhone kann es durch den kleinen Bildschirm gelegentlich passieren, dass ihr mit eurer Hand ein Teil des Spielfeldes überdeckt. Auf dem großen iPad-Bildschirm sollte es jedoch keine weiteren Probleme geben.

Abzüge gibt es für die Grafik. Auf mich wirken die Figuren sehr blass und allgemein hat das ganze Spiel eher den Anschein eines einfachen Flash-Spiels. Es gibt sehr wenige Animationen und auch die Farben hätten ruhig kräftiger sein können. Immerhin sind Farben elementarer Bestandteil des Spielprinzips – da hätte eine schönere 3D-Grafik schon gut getan. Die Musik ist nicht weiter erwähnenswert und düdelt im Hintergrund vor sich dahin.

Dafür ist der Preis vergleichsweise fair: Ihr könnt das Spiel kostenlos herunterladen und bekommt zwischen den Spielstufen kurze Werbeeinblendungen. Diese können mit einem einmaligen In-App-Kauf von 1€ abgeschaltet werden.

Q*Bert Rebooted hinterlässt bei mir einen mäßig-positiven Eindruck: Das Original-Spielprinzip wurde nicht großartig verändert, es gibt zahlreiche Levels, das Arcade-Original von 1982 ist vorhanden und die Steuerung wurde intuitiv umgesetzt. Lediglich die technische Gestaltung hätte ein kleines Stück zeitgemäßer und sauberer ausfallen können. Besonders die blassen Farben und die tristen Hintergründe in den Spielstufen müssen im Jahr 2015 wirklich nicht mehr sein. Dafür lässt sich die Werbung zum Spottpreis abschalten. Daher gilt: Im Zweifel einfach ausprobieren und solltet ihr Spaß an der Veröffentlichung haben, seid so fair und unterstützt die Entwickler. Für ein Spielchen zwischendurch eignet sich Q*Bert definitiv.

[appbox appstore 1010883120]
+ unverändertes Spielprinzip
+ über 30 Level
+ inklusive Originalspiel von 1982
+ Werbung zum kleinen Preis ausschaltbar
+ intuitive Steuerung
+ Gamecenter-Anbindung
+ Universal-App
– blasse Farben
– wenig grafische Abwechslung