Wie beginnt man eigentlich ein Review, welches wieder einmal mit längst vergangenen Zeiten beginnt? „Es war einmal“? – Nein, etwas moderner sollte es schon sein. „Wisst Ihr noch?“ – Auch nicht das richtige, am Ende denkt man vielleicht, ich würde ausschließlich im Ehedem festhängen. Aber wie der Zufall so will, gibt es wieder ein neues Spielchen im AppStore, welches mit einem alten Spielprinzip um die Ecke kommt. Nein, nicht die xte Tetris-Variante, auch nicht der nächste Plattformer. Sondern Tempest – ein altes Arcade-Spiel aus dem Jahr 1980 von Atari.

In der Tat habe ich im AppStore noch keinen schönen Tempest-Klon gefunden. Mittlerweile haben wir ja alles im AppStore, sei es Tetris-Spiele, LCD-Titel, Asteroids, Space Invaders, Pac-Man … Man könnte wahrscheinlich die komplette Videospielhistorie allein mit dem iPhone erklären. Aber Tempest, das ist eine Lücke, die es noch zu schließen galt. TriBlaster vom Indie-Entwickler oeFun, publiziert von der französischen Firma BulkyPix, möchte in diese Fußstapfen treten.

Und diese Fußstapfen sind in der Tat nicht gerade klein: Tempest wurde 1980 von Spieleprogrammierer Dave Theurer erdacht, nachdem er mit Missile Command einen Klassiker programmierte, der die frühe Arcade-Ära geprägt und vom Setting her maßgeblich spätere ShootEm Ups prägte. Und mit I, Robot setzte er 1983 den ersten 3D-Polygon-Shooter um.

Tempest war für das Jahr 1980 ein durchaus revolutionäres Spiel im Shooter-Genre. Während Spieler meistens die Spielfigur am unteren Bildschirmrand von links nach rechts bewegten und die Feinde vom oberen Bildschirmrand kamen, spielte Tempest dagegen auf einem mehrspurigen Spielfeld, das nach geometrischen Formen wie Röhren, geradlinige Flächen oder Treppen aussah. Die Spielfigur agiert am äußeren Rand und schießt die näherkommenden Gegner ab. Das abwechslungsreiche Leveldesign mit den unterschiedlichen Spielfeldern erforderte dabei immer neue Taktiken, weshalb Tempest in dendamaligen Spielhallen ein absoluter Renner wurde. In den 90ern gab es mit Tempest 2000 eine sehr hübsche, aufgemotzte Fortsetzung mit gleichem Gameplay.

TriBlaster2Keine Frage, Tempest ist ein wichtiger Klassiker der Computerspielgeschichte und so liegen die Erwartungen auf einem Spiel, welches in diese Fußstapfen treten möchte, auch dementsprechend hoch. Nun hat sich der Entwickler dafür entschieden keine großartigen Neuerungen in das Spielprinzip einzuführen: Immer noch ist die Spielfigur, hier ein Dreieck, auf einer mehrbahnigen Spielumgebung unterwegs und muss, statt Aliens wie im Original, geometrische Formen wie Würfel, Kegel oder Zylinder abschießen. Diese haben ihr eigenes Bewegungs- und Angriffsmuster.

Die 100 Level im Spiel werden immer schwieriger, vor allem, weil in jedem Level mehr und mehr Gegner auf die Bahn kommen. Eine der wenigen Neuerungen im Spiel sind die grünen Energiekristalle, die man bekommt, sobald man einen Gegner zerstört. Damit lässt sich ein mächtiger Laserstrahl abfeuern und man damit springen. Mit jedem Sprung wird dabei ein Stück der Energieleiste abgezogen. Diese Fähigkeit wird später sehr wichtig, da häufig Gegner bis an den Rand des Spielfeldes kommen – aus der Ferne kann man sich auch diese vom Hals schaffen. Um später erfolgreich zu sein, gilt es auch die Energiereserven sorgfältig einzusetzen.

Die Steuerung geht leicht von der Hand: Auf der einen Seite des Bildschirms bewegt man mit Wischbewegungen die Spielfigur nach links und rechts, die bei Bewegung automatisch feuert. Auf der anderen Seite des Bildschirms finden sich Buttons für den Laserstrahl und die Sprungfunktion. Bei Bedarf kann man die Belegung auch spiegelverkehrt anordnen, Alternativ wird auch ein iOS Controller unterstützt, womit das Spiel noch einmal deutlich leichter von der Hand geht.

Nach jeweils fünf Levels gibt es eine kleine Bonusrunde, in der man ein außerirdisches Wesen trifft, dass Energiekristalle spukt. Schafft man es fünf dieser Kristalle nacheinander zu fangen, gibt es ein Extraleben. Extraleben gibt es zudem, wenn man während des Spiels 100.000 Punkte sammelt. Sind alle Leben verbraucht, heißt es Game Over. Ein Checkpoint wird dabei in Level 25, 50 und 75 gesetzt, so dass man nicht immer ganz von vorn beginnen muss.

Das Retrogefühl wird von TriBlaster gut eingefangen. Zudem setzt es nicht auf InAppKäufe oder das man jedes Level im Menü auswählen kann – hier ist man konsequent klassisch: Ein Level nach dem anderen. Die polygone 3D-Grafik ist minimalistisch, aber hübsch. Mir hätte eine klassische Vektor-Grafik besser gefallen, aber man kann ja nicht alles haben. Die Soundkulisse ist ebenfalls schön retrohaft, wenn auch zu unauffällig. Einen Soundtrack gibt es allerdings nicht (die Musik aus dem Trailer ist nicht im Spiel zu hören). Das finde ich schade, da so nicht wirklich Stimmung aufkommt. Dabei wäre beispielsweise ein schöner futuristischer Synthie-Soundtrack durchaus passend.

TriBlaster bietet nichts wirklich Neues. Das 34 Jahre alte Spielkonzept wurde kaum geändert oder weiterentwickelt. Es fehlt mir persönlich der letzte Kick, um wirklich zu begeistert zu sein. Ist es der fehlende Soundtrack? Wenig Abwechslung im Gameplay? Wahrscheinlich eine Mischung aus Beidem. So ist das Spiel in seiner jetzigen Form oberer Durchschnitt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es macht Spaß, spielt sich gut und ist definitiv interessant für Retro-Freunde.

 

[app 829711121]
+ guter Tempest-Klon
+ 100 Levels
+ gute Steuerung
+ verschiedene Spielfelder
+ konsequent Retro
+ keine InAppKäufe
+ Savepoints
+ iOS Controller Support
+ GameCenter Anbindung
+ Universal-App
– kein Soundtrack
– wenig Abwechslung im Gameplay