So richtig konnte ich mir bei den Screenshots und dem Trailer zu Turmoil von Gamious nicht viel zum eigentlichen Spiel entnehmen. Da es aber recht interessant aussah, half hier nur ein Selbstversuch – zumal viele Spieler auf Steam schon recht angetan waren. Was konnte ich schon riskieren? Im schlimmsten Falle schreibe ich dem Entwickler wieder mal, dass ich lieber meine Zeit spare und nichts zu einem mittelmäßigen Spiel schreibe. Doch wie ihr merkt, ist dies nicht der Fall…

Bei Turmoil (haha Wortspiel mit Englisch Aufruhr und dem deutschen falschen Freund) tretet ihr gegen drei KI-Gegner an, wer wohl der mächtigste Öl-Magnaten wird. Das Spiel ist im frühen 19. Jahrhundert in Nordamerika angesiedelt und vereint kleine Aufbau-Parts mit Strategie und Action-Elemente, aber auch Glück sollte man haben.

Zeit ist Geld

Das Öl-Fördern in der Kampagne ist in viele kleine Level aufgeteilt, die meist gleich ablaufen: Zuerst könnt ihr euch in der kleinen Heimatstadt für den nächsten Auftrag rüsten. Hier gibt es allerlei Läden mit Verbesserungen für die Ausrüstung wie schnelleren Transport, dickere Leitungen oder bessere Öl-Suche. Neue Kredite bekommt man bei der Bank, Tipps fürs Spielen im Rathaus oder man trifft (nicht ganz koschere) Absprachen mit Geschäftspartnern. Und besonders wichtig ist die Auktion um das nächste Stück Land. Ist hier ein gutes Stück ergattert, geht es raus in die Wildnis… Jedes Level spielt übrigens man allein, die KI tritt nur auf dem Papier in Erscheinung.

Turmoil Review

In der Heimatstadt trifft man letzte Vorbereitungen…

Zuerst muss ein Bohrplatz mit Öl gefunden werden. Hierzu schickt man Wünschelrutengänger oder Maulwürfe los, die bald fündig werden. Über diese Stelle baut man einen Öl-Förderturm und bohrt eine Leitung ins Erdreich. Das ist allerdings sehr teuer und da man sieht nicht, wohin man bohrt, sollte man dabei vorsichtig sein. Ist eine Ölquelle angebohrt, kann es losgehen.

Das Öl wird oben angekommen in Fässern auf Pferdewagen abgefüllt, mit denen man zwei Dinge tun kann. Ist der Ölpreis gerade hoch, fährt man die Kutschen direkt zum Händler und verkauft. Es gibt exakt zwei Händler, einer am linken und rechten Bildschirmrand. Hier sieht man auch sofort den aktuellen Preis und kann reagieren. Ist er im Keller, lohnt es sich, das Öl erst einmal in einem Silo zu parken, bis der Ölpreis wieder steigt und sich ein Verkauf lohnt.

Die Zeit läuft aber immer gegen den Spieler, denn meist hat man nur ein Jahr Zeit, was in Echtzeit rund 5 Minuten pro Level sind. Wer mag, nutzt die Vorspul-Funktion. Dann wird abgerechnet und es geht von vorn los mit der nächsten Parzelle Land. Eine schmerzhaft hohe Strafe gibt es übrigens am Ende, wenn man Öl ungenutzt aus der Erde hervorsprudeln lässt – meist, wenn man nicht mit dem Abtransport hinterherkommt. So kann sich der Gewinn schon mal halbieren. Aua.

Turmoil Review

Links gibt es nur 55Cent, dann verkauf ich eben rechts für 1,08$

Im Laufe des Spieles kommt man in neue Gebiete, in denen der Untergrund neue Überraschungen bereithält. Angenehm sind da noch die Diamanten, die man auf der Bank verhökern kann. Schlecht sind dagegen sind Gas oder dicke Steinschichten, durch die man nicht mit dem Bohrer kommt und so teure Umwege erschaffen muss.

Geht runter wie Öl?

Das Spiel führt gut ins Geschehen ein und erklärt viele Dinge einfach und verständlich. In den Optionen kann man übrigens von Hand auf Deutsch umstellen. Das ist zwar noch etwas fehlerhaft, aber spielbar. Auch das Interface im Spiel ist gut und lässt eine schnelle Bedienung auch in hektischen Situationen zu. Leider kann man aber den Pferdewagen keinen eigenen Förderturm zuweisen, wodurch mancher Förderturm übersprudelt, während sich die Kutschen am Nachbarturm tummeln.

Turmoil gibt erst nach und nach seine Feinheiten preis und führt so gut ins Spiel ein, wo man schnell eine Menge Zeit verbringt. Ein gutes Zeichen. Das Gameplay ist zwar auf Dauer gesehen gleichförmig, macht aber dennoch viel Spaß und motiviert immer wieder zu einem neuen Versuch. Das liegt zum Beispiel an den verschiedenen Untergründen und neuen Hindernissen, aber auch an der langen Kampagne. Man steht im Wettkampf mit den drei KI-Gegnern und erst am Ende wird abgerechnet. So schlägt auch ein vergurktes Level nicht so ins Gewicht, was ebenfalls der Motivation zuträglich ist.


Die Optik ist zweckdienlich und die Portierung für das iPad noch in Ordnung. „Noch in Ordnung“, weil es alles ziemlich klein ist. Auf einem iPad Mini könnte es schon zu klein sein, auf einem normalen iPad-Display sieht man aber alles gut. Hier hätte es aber gern mehr Anpassung sein dürfen. Auch die 2D-Grafik ist detailliert und hübsch, dazu kommt ein entspannter Soundtrack mit Western-Gitarre. Abstürze hatte ich in der kompletten Kampagne mit dem iPad Air 2 keine. Von InAppKäufen bleibt man hier verschont.

Ob ein Spiel über Ölbohren Spaß machen kann? Im Falle von Turmoil überraschenderweise ja! Die Mischung macht es und hier haben die Entwickler ein gutes Geschick für motivierende Abwechslung in kleinen Level-Häppchen. Dazwischen wird wieder etwas an der eigenen Ausrüstung verbessert oder fiese Abreden mit Verkäufern getroffen. Die strategischen Möglichkeiten sind vielfältig, doch der finanzielle Rahmen reicht nicht groß für Experimente. Seine Strategie verfeinert man im Laufe der Kampagne, bei der erst am Ende abgerechnet wird. Unterm Strich ein tolles Spiel mit Strategie, etwas Action und Glück rund um das schwarze Gold.

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