Funatics, die Entwickler von Valhalla Hills, kennt man wohl am ehesten für ihre Wikinger-Strategiespiel-Reihe Cultures. Außerdem waren sie an der Entstehung von Die Siedler 2 und dessen Remake beteiligt. Da verwundert es also nicht, dass sich Valhalla Hills wie eine Mischung aus diesen beiden Spiele-Serien anfühlt. Zusammen mit dem Publisher Daedalic Entertainment wird jetzt auch für iOS ein klassisches Aufbau-Strategiespiel mit Schwerpunkt auf Siedlungsbau und Warenketten geboten.

Endlosspiel statt Story-Kampagne

Die Motivation von Valhalla Hills ist schnell erklärt: Damit der eigene Wikinger-Clan in die Hallen von Valhalla einziehen darf, müssen sie erst mal fleißig Ruhm sammeln. Dazu wird zu Beginn eine Siedlung errichtet. Schließlich gilt es Portale zu aktivieren, die sich auf den namensgebenden Bergspitzen zufällig generierten Inselwelten befinden.

Das geschieht, indem man deren Wächter besiegt oder sie mit einer großzügige Opfergabe besänftigt. Die so geöffneten Portale führen dann wiederum zur nächsten Welt, in der der Aufbau der Siedlung von vorne beginnt. Bis der erste Wikinger endlich nach Valhalla zieht, vergehen schon 30 bis 40 Stunden Spielzeit.

Eine wirkliche Geschichte oder variierende Missionsziele gibt es in Valhalla Hills leider nicht. Das stellt für mich auch den größten Kritikpunkt von Valhalla Hills dar. Durch die teils arg begrenzte Spielweltgröße und das Fehlen von gegnerischen, KI-gesteuerten Völkern, die zum Beispiel die Portale streitig machen, schleicht sich relativ schnell Routine ins Spiel. Nur die natürlichen Begebenheiten der jeweiligen Insel, vereinzelte Gegnergruppen und kleinere Portale, durch die im späteren Spielverlauf neue Gegner erscheinen, bringen wirkliche Abwechslung.

Siedler mit Bedürfnissen

Gelungen ist dagegen der grundlegende Siedlungsaufbau: Zu Beginn jeder Mission sollte ein Werkzeugmacher erschaffen werden, der spätere Handwerker mit Werkzeugen versorgt. Nachdem die Grundversorgung an Rohstoffen wie Holz und Bruchstein gesichert ist, geht es schließlich daran den Wikinger-Clan mit Nahrung zu versorgen.

Die Siedler müssen nämlich regelmäßig essen, schlafen und sich mit ihresgleichen unterhalten um bei Laune zu bleiben. Gegen kleinen Hunger sorgen anfänglich noch Beeren und Pilze für Abhilfe. Mit wachsender Einwohnerzahl reicht das aber nicht mehr, also müssen Bauernhof und Bäckerei her. Gegen Müdigkeit sollten außerdem Zelte in der Nähe der Arbeitsplätze errichtet werden.

Kleine KI-Schwächen beim Warentransport (je nach Anzahl beteiligter Bauarbeiter werden beispielsweise Baustoffe oft mehrfach zur Baustelle transportiert) oder bei der Nahrungssuche fallen gelegentlich negativ auf. Besonders wenn ein übermütiger Wikinger auf der Suche nach Beeren wiederholt in ein Wolfsrudel oder eine Gegnergruppe läuft und dabei stirbt, kann das nerven. Da mangelt es bei der Betreuung der Wikinger und auch beim Wirtschaftsmanagment leider an Umfang und Tiefe.

Freischaltbares, Kampfsystem und Qualität der Portierung

Nicht alle Baupläne für Gebäude, Werkzeuge und Waffen stehen in Valhalla Hills von Beginn an zur Verfügung. Diese müssen im Verlauf des Spiels durch das Erfüllen kleinerer Aufgaben, wie der Produktion einer bestimmten Menge an Waren, freigeschaltet werden.  Nur so darf man zum Beispiel auch Minenstollen in die Berghänge treiben, um aus den darin gewonnenen Erzen mächtige Eisenäxte zu schmieden.

Nicht wichtig, aber nett: Man kann verschiedene Hüte zur individuellen Gestaltung seiner Schützlinge freischalten.

Nachdem die Siedlung floriert, schickt man schließlich seine Wikinger in geschlossenen Kampfverbänden und mit Axt, Bogen oder Heilstab los, um die Spitze des Berges und dessen Portal zu erobern. Mit Bier erhöht man zuvor ihre Lebensenergie und Goldbarren stärken die Angriffskraft. Wie schon bei Die Siedler oder Cultures hat man dabei kaum Einfluss auf das Kampfgeschehen. Nähert sich der eigene Trupp einem Feind, wird dieser automatisch attackiert. Mit limitierten Zaubersprüchen, die zuvor in der Opferstätte aktiviert werden, stärkt oder heilt man seine Wikinger im richtigen Moment.

Technisch ist die iOS-Portierung von Valhalla Hills insgesamt gelungen. Die Touch-Steuerung ist intuitiv und genau. Auch die Menüs sind übersichtlich und die meisten Anzeigen lassen sich je nach Wunsch ein- oder ausblenden. Man sieht man zwar von dem Potential der verwendeten Unreal4-Engine nicht mehr viel, die Grafik-Details wurden im Vergleich zu PC- und Konsolenversion verständlicherweise nochmal stark reduziert. Auf Mobilgeräten ist das aber immer noch sehr ansprechend und gut aussehend.

Valhalla Hills für iOS schaft es leider nicht alle Qualitäten seiner geistigen Vorlagen (Die Siedler, Cultures) zu erreichen. Durch den immer gleichen Missionsaufbau ist die Langzeitmotivation nicht die größte. Wirklich herausfordernd ist Valhalla Hills auch nur selten. Wenn man aber in erster Linie in aller Ruhe eine kleine Siedlung errichten möchte, um deren Einwohner beim herumwuseln zuzuschauen, dann funktioniert dieses Spiel sehr gut. Durch die gelungene Steuerung, hübsche Grafik und die relativ kurzen Missionen auf immer wieder zufällig generierten Karten ist Valhalla Hills trotz aller Schwächen ein gelungenes Aufbau-Strategiespiel für Zwischendurch und unterwegs.

[appbox appstore 1108907896][appbox steam 351910]