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Review: VVVVVV – Sechs mal V ist schwer wie Sau!

Bei VVVVVV von Terry Cavanagh kommt wahrhaft Retrofeeling auf, dass Jump&Run könnte genauso gut die Portierung eines C64 Klassikers sein. Ist es aber nicht, Pate stand hier die Version für PC und Mac von 2012. Hier steuert ihr Viridian, den Kapitän eines zerschellten Raumschiffes und müsst nach dem Crash eure fünfköpfige Crew finden und retten, dbevor ihr den Heimweg antreten könnt.

Der Weg führt euch durch große Raumschiffbereiche und abstrakt verwinkelte Spielwelten mit jeder Menge Fallen. Der Tod ist bei VVVVVV ein ständiger Begleiter, doch wie beim Motorad-Stuntspiel Trials oder Bike Baron will man die schwierige Stelle unbedingt schaffen und probiert es deshalb immer wieder. Die engmaschig verteilten Savepoints und die kurze Respawn-Zeit motivieren zum Dranbleiben.

Beim Anspielen hatte ich zu Beginn mehrere Probleme. Als Erstes musste ich mich an die Mechanik gewöhnen, das man die Schwerkraft umdrehen und so am Boden oder an der Decke laufen kann – daran ist nun nichts wahnsinnig Neues oder Ungewöhnliches. Für mich war es aber unverständlich, warum man die Schwerkraft erst dann umdrehen kann, wenn man am Boden oder der Decke steht – und nicht mitten im Flug. Aber recht schnell merkte ich, dass viele Abschnitte genau auf diese Mechanik abzielen und es dann wieder Sinn ergibt. Daran kann man sich gut gewöhnen.

Der zweite verwirrende Aspekt war die Orientierung im Spiel. Die Spielwelten sind teilweise recht groß, verzweigen sich dabei stark, außerdem gibt es Teleporter in verschiedene Bereiche. Gerade am Anfang war ich überfordert. Wo bin ich? Wo muss ich hin? Etwas Abhilfe schafft hier die Karte, allerdings ist auch die recht unübersichtlich und gibt keine Zielrichtung vor. Das Schlimmste: Manchmal kommt man auf der Suche nach einem neuen Bereich noch einmal in einen bereits durchgespielten Bereich und von dort nicht wieder zurück – dann bleibt nur noch, die Tortur noch einmal auf sich zu nehmen. Das geht gar nicht, das hat nix mit freier Spielwelt zu tun, das ist einfach nur ärgerlich und schlecht durchdacht!

Die Spielwelten warten schon bald mit vielen fiesen Fallen auf, dem eigentlichen Hauptinhalt des Spiels. In kreativer Bauweise bekommt man immer wieder neue Passagen präsentiert, durch die man nur selten beim ersten Anlauf kommt. Häufig hat man tödliche Spitzen (daher der Name!) aber auch fliegende Partikel, denen man ausweichen muss oder Bereiche, die bei Berührung die Schwerkraft automatisch umdrehen. Manche Stellen sind richtig affenschwer und nur mit dem richtigen Timing machbar, manchmal habe ich das iGerät vor Wut erstmal aus der Hand gelegt.

Wer das Spiel nach rund zwei bis drei Stunden und vielen Toden durchgespielt hat, kann als kleines Schmankerl noch 17 schöne User-Level spielen. Selbst erstellen kann man Spielwelten mit der Mobilversion des Spiels nicht.

http://www.youtube.com/watch?v=FxuacwotoQw

Die Portierung kann man leider nur als lieblos bezeichnen. Die Grafik wurde 1:1 übernommen, dabei sieht sie aber verwaschen aus, auf dem iPhone hat man noch hässliche schwarze Balken an den Seiten. Immerhin geht die Steuerung präzise von der Hand und das Spiel bietet neben der Button-Steuerung auch noch eine Swipe-Steuerung sowie beide Bildschirm-Hälften zum Navigieren an. iOS Controller werden nicht unterstützt.

Zur Grafik gibt es nicht viel zu sagen. Wer auf olle Retrogames steht, kann dem Look sicher etwas abgewinnen, ansonsten kann man dem Spiel im besten Fall noch Charme zugestehen. Wirklich schön sieht es nicht aus. Wie früher wechselt man von Bildschirm zu Bildschirm, flüssiges Scrollen gibt es nicht. Mein Highlight ist die zur Grafik passende Retromusik im Chiptune-Sound von Magnus Pálson, die fast schon Ohrwurm-Charakter hat.

Damit man mit VVVVVV glücklich wird, muss man a) Retrografik kompromisslos lieben und b) eine hohe Frustrationstoleranz gepaart mit guter Motivation besitzen. Dann kann man in dem schweren Spiel seine Geschicklichkeit testen und ein paar Stunden Spaß haben. Es hält den Spieler durch schöne Level, kurze Savepoints, präzise Steuerung und einen schmissigen Soundtrack am Ball und bekommt ihn sogar durch die drei Stunden Story. Punktabzug gibt es vor allem für das oft planlose Suchen nach dem nächsten Crewmitglied und dem zwanghaften Wiederholen bereits gespielter Level. Hart und irgendwie lohnenswert, aber defintiv nix für Casualgamer und Jump&Run-Weicheier.

[appbox appstore 880645949]

+ forderndes Gameplay
+ läuft flüssig
+ viele Savepoints
+ Minispiele
+ Time-Trial Modus
+ Community-Level
+ präzise Steuerung
+ Steuerungs-Alternativen
+ GameCenter Anbindung
+ keine InAppKäufe
+ Universal-App
– grauenhafte Orientierung
– englisch
– verwaschene Grafik
– lieblose Portierung
– keine iCloud Savegames
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