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Review: WRC The Official Game – Schafft man es über die Ziellinie?

Virtuelle Rennfahrer werden sich freuen, denn es gibt nun ein offizielles Rally-Spiel der FIA World Rally Championship (WRC) von Bigben Interactive/Firebrand Games im AppStore, bei dem ihr mit den 17 originalen Fahrer des Rally-Zirkus sowie alle offiziellen Wagen an den staubigen Start gehen könnt.

Die Renn-Saison führt euch durch Polen, Schweden, Mexiko, Portugal, Argentinien, Sardinien, Finnland, Deutschland, Australien, Frankreich, Spanien und Großbritannien auf insgesamt 46 unterschiedlichen Strecken. Dazu kommen noch ein Schnelles-Rennen-Modus sowie Super-Spezial-Stages (ohohoho!) und aktuelle Tages-Rennen, die man nur einmal pro Tag angehen kann.

Was gefällt an dem Rally-Spiel?

Die vielen Austragungsorten haben alle ihre Tücken, kommen mit recht unterschiedlichen Setting und Wetter daher und motivieren damit, alle Länder freizuspielen. Nach dem ersten Start überzeugt der schön kräftige Motor-Sound und eine dicht bepflanzte Landschaft mit gut eingebundenen Hintergründen, die flüssig über den Bildschirm zieht. Wie jedes Rallyspiel fährt man natürlich auch hier wie in einem Schlauch, aber es fällt spielerisch wie optisch nicht störend ins Gewicht.

Es gibt eine Rückspulfunktion, mit der man die letzten fünf Sekunden rückgängig machen kann. Das kostet die sogenannten Geschwindigkeitspunkte, die man für besondere Aktionen wie Drifts oder Sprünge verdient. Gefährliches Fahren wird also belohnt, kann aber die eben gewonnen Punkte kosten, wenn man zurückspulen muss.

Interessant wird die Sache, da man diese Geschwindigkeitspunkte auch für’s Bezahlen des Standard-Mechanikers nach den Rennen braucht. Hier muss man abwägen: Nehme ich den Crash mit dem Schaden und Zeitverlust in Kauf und investiere ich lieber am Ende ins Reparieren oder spule ich sofort (recht teuer) zurück?

Wer nicht mit den virtuellen Buttons zurechtkommt, kann auf eine alternative Steuerung zurückgreifen und mit dem Neigungssensor lenken. So richtig in Fahrt kommt man allerdings nur mit einem iOS Controller, der zumindest in den Rennen unterstützt wird – nur damit lässt sich so richtig feinfühlig lenken.

Was gibt es zu kritisieren?

Das größte Ärgernis ist die fehlerhafte Kollisionsabfrage, teilweise fliegt man wie in einem Tornado durch die Luft (siehe Gameplay-Video bei 3:26), schon wenn man langsam ein Schild anfährt. Teilweise kracht man gegen unsichtbare Hindernisse. Geht gar nicht! Dann muss man oft die Rückspul-Funktion nutzen, womit wieder wertvolle Geschwindigkeitspunkte verloren gehen.

Der Wagen reagiert ziemlich arcade-lastig und von dem versprochenen Schadensmodell ist nichts zu sehen, so dass der Wagen auch noch nach einem Totalcrash wie frisch aus dem Autohaus aussieht. Nicht mal Dreckspuren gibt es auf dem Lack. Lediglich ein kleiner Anzeigebalken lässt den Zustand des Wagens erahnen, er zieht auch mal nach rechts oder wird langsamer – unter einem realistischen Schadensmodell stelle ich mir aber eher verbeulte Kotflügel und zersplitterte Scheiben vor!

Ist der Wagen nach einem Rennen beschädigt, muss man ihn bis zum nächsten Start reparieren lassen, um wettbewerbsfähig zu sein. Hier kann man entweder einen normalen Mechaniker engagieren (der 30% repariert) oder man bucht den Premium-Mechaniker, der alles schafft – dies allerdings nur für Premiumwährung, die man spärlich mit einem Podiumsplatz verdient, oder eben für echtes Geld nachlegen kann. Die erforderlichen Zeiten sind recht straff festgelegt und man muss viele Strecken häufig fahren, um die nächsten Strecken, Fahrer und Wagen freizuschalten. Zu schwer für meinen Geschmack, verschiedene Schwierigkeitsgrade wären wünschenswert.

Dazu wurden einige Details lieblos umgesetzt: Erfahrene Rallypiloten werden sich ärgern, dass man die Ideallinie nicht deaktivieren kann. Es gibt kein Einzählen nach dem Pause-Screen, so dass man ungebremst in die nächste Mauer fährt. Statt mit eigenem Namen, steht man als ‚Spieler‘ in der Liste. Die Steuerungs-Buttons lassen sich nicht verschieben – was schön wäre, denn sie liegen auf einem iPad Air recht weit auseinander.

Fährt man im sumpfigen Waldgebiet los, hört man Vögel und Frösche – die hört man aber auch noch, wenn man schon lange 1.000 Meter höher durch den Schnee brettert. Das Spiel nervt im Ladebildschirm mit Sprüchen wie ‚Schaffst Du es nicht auf’s Podium? Dann kauf dir doch einen supertollen Fahrer für Premium-Währung!‘ Hinweise auf dem Lade-Bildschirm, man solle doch in der Haarnadel-Kurve die Bremse betätigen (ach?!), lassen mich nur fragend zurück…

Das offizielle WRC Spiel für iOS hinterlässt bei der Abfahrt einen staubigen Nachgeschmack, der mir etwas die Luft zum Jubeln nimmt. Grundlegend bietet es mit vielen Fahrern, Wagen, Strecken und Landschaften eine ganze Menge Abwechslung und Umfang. InAppKäufe sind zwar integriert, aber zum Glück nicht von Nöten. Doch es gibt Ärgernisse, vor allem an der Kollisionsabfrage sollte der Entwickler noch einmal dringend arbeiten. Auch das Balancing scheint mir für so ein Vollpreis-Spiel zu stark in Richtung InAppKäufe abzuzielen. Wer hier eine reinrassige Rally-Simulation erwartet, wird enttäuscht – wer gern eine Runde durch wilde Landschaften mit einem gut aussehenden Arcade-Racer (ohne Gegner) drehen will , sollte dringend noch ein Update abwarten, bevor er zuschlägt…

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