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Review: WWE 2K – Out of touch statt Kracher der Woche!

Ach Tobi, der 1. April ist doch schon zwei Wochen her – von wegen Kracher der Woche, der war gut! Aber es hätte ja wirklich schön sein können: Nach einem Autoquartett und einem Injustice-Klon von 2K endlich ein richtiges 3D-Wrestlingspiel mit WWE-Lizenz. Ohne In-App-Käufe! Doch leider entpuppt sich dieses Spiel hier als Grafikblender der üblen Sorte und so langsam muss man sich ein wenig Sorgen um 2K machen: Waren sie in der Vergangenheit für exzellente iOS-Spiele bekannt, kommen auch hier immer mehr Freemium-Titel und simplifizierte Spiele.

Vor dem Review möchte ich kurz etwas über meine Erwartungshaltung zum Spiel klarstellen: Ich habe natürlich kein komplettes WWE 2K15 als iOS-Version erwartet. Eher habe ich ein solides Wrestlingspiel erwartet, dass zumindest die Grundfunktionen des Genres bietet. Vergleichen werde ich WWE 2K also nicht mit WWE 2K15, sondern mit dem ebenfalls für iOS erhältlichen Wrestling Revolution 3D!

Fangen wir beim Umfang an: Es gibt die drei Match-Arten Standard, Hardcore und Cage. Dazu gibt es die vier Arenen RAW, Smackdown, Main Event und Superstars. Wobei sich die Arenen nur im Design des Entrance-Bereiches unterscheiden. Es gibt keine PPVs, nicht mal Wrestlemania und SummerSlam. Das Roster besitzt (lediglich) 19 Originalwrestler:
Wade Barrett, Batista, Big Show, Bray Wyatt, Brock Lesnar, Cesaro, Daniel Bryan, Dean Ambrose, Hulk Hogan, John Cena, Kane, Randy Orton, Roman Reigns, Rusev, Seth Rollins, Sheamus, Sting, Triple H und den Undertaker.

Dieser Umfang ist, anders kann man es nicht nennen, ein Witz. Die komplette Mid- und Undercard der WWE ist nicht abgebildet, dazu sind mit Batista, Lesnar, Hogan, Undertaker und Sting Namen dabei, die entweder nur unregelmäßig kämpfen (Lesnar), gar nicht mehr in den Ring steigen (Batista und Hogan) oder die man höchstens bei Wrestlemania sieht (Sting und Undertaker). Das macht im Endeffekt nur 14 Charaktere, die man wöchentlich in RAW und SmackDown sehen kann. Das ist nicht nur viel zu wenig, verbunden mit den wenigen Arenen und den drei Matcharten hat man hier innerhalb einer halben Stunde alles gesehen, was das Spiel zu bieten hat.

Der groß angepriesene Karriere-Modus besteht im Endeffekt nur daraus, ein Match nach den anderen zu bestreiten. Und weil so wenige Originalwrestler an Bord sind, gibt es nochmal 10 schlechte Fantasiewrestler dazu! Was soll das denn? Hätte man denn hier nicht einfach Wrestler wie Dolph Ziggler, The Miz, Goldust oder die Usos mit hinzunehmen können? Man kann doch nicht ernsthaft ein WWE-Lizenzspiel auf den Markt bringen, bei dem die Hälfte des Rosters aus Fantasiewrestlern besteht! Da kann man auch gleich zu Wrestling Revolution 3D greifen. Nur dort hat man ein ungleich größeres Angebot an Wrestlern, extrem viele Matcharten sowie einen echten Karrieremodus mit kleinen Storylines!

Bei WWE 2K besteht der Karrieremodus  daraus, stumpf ein Match nach dem Anderen zu bestreiten. Es gibt Aufgaben wie „Besiege den Gegner mit einem Aufgabegriff“ oder „Zeige im Match 5 Signature Moves“. Das kann man vielleicht als optionale Aufgaben mit anbringen, aber so gestaltet man doch keinen Karriere-Modus! Mit jedem gewonnenen Match bekommt ihr Ruhmpunkte. Irgendwann gewinnt ihr die verschiedenen Titel und am Ende kommt euer Wrestler in die Hall of Fame. Das war’s! Keine Storylines, keine Großveranstaltungen und immer nur die selben Matches. Selbst Karrieremodi alter WWE-Gameboyspiele haben mit Texteinblendungen gearbeitet, um zumindest eine kleine Story zu erzählen. Nichts großes, nur eine kleine Rahmenhandlung, um zu zeigen, dass Storylines ein wichtiger Bestandteil der WWE-Shows sind.

Der Create-A-Wrestler-Modus ist ebenfalls enttäuschend: Hier werden während des „Karriere“-Modes immer neue Outfits freigeschaltet. Kein Thema. Aber nicht mal Hosen und Shirts lassen sich gesondert auswählen. Sondern es gibt nur komplette Outfits, die sich einfärben lassen. Dazu sind es meistens auch Outfits von den anderen Wrestlern im Spiel. Und es lassen sich nicht mal eigene Moves aussuchen. Vielmehr sucht man sich aus vier verschiedenen Move-Sets das aus, das einem am ehesten zusagt. Dann noch den Namen auswählen (den darf man immerhin selbst bestimmen) und fertig. Individualität? Ist eh überbewertet… Oder?

Selbst das macht Wrestling Revolution 3D besser. Dort gibt es zwar jetzt auch keine riesige Auswahl an Klamotten, aber durch eine umfangreiche Move-Bibliothek und verschiedenen Kleinigkeiten wie MP3-Unterstützung hat man dort einen soliden Editor um etwas Individualität ins Spiel zu bringen!

Okay, geschenkt – über das alles könnte man noch hinwegsehen, wenn wenigstens die Action im Ring stimmt. Tut sie das? Ihr könnt Euch die Antwort denken, oder? Nein, tut sie nicht. Haltet euch fest: Ihr könnt im Ring nicht mal frei herumlaufen! Also einfach mal aus dem Ring gehen und das Match nach außen verlagern? Ist nicht drin. Stattdessen tippt ihr den Gegner an und euer Wrestler läuft zu ihm. Dort könnt ihr durch wiederholtes tippen Schläge anbringen. Wenn ihr zwei Finger auf dem Screen zusammenführt, kann einer von vier Moves ausgeführt werden. Mit zwei Fingern nach links oder rechts über den Screen gestrichen könnt ihr einen Irish Whip ausführen. Streicht ihr zum Turnbuckle, steigt euer Wrestler hoch und kann eine Aktion zeigen. Dann lassen sich noch Finisher und Signature Moves ausführen. Das war im Endeffekt schon die komplette Match-Beschreibung.

Das ganze Gameplay besteht quasi aus einer Ansammlung von Quick-Time-Events. Streiche wiederholt in eine Richtung, damit der Finisher stärker wird. Streiche wiederholt in einer andere Richtung, um aus dem Pin herauszukommen und solche Geschichten…

Das alles hat aber mit einem Wrestlingmatch nichts zu tun. Kein Wunder, das es nicht mehr Matcharten gibt. Ein Tag Team Match oder eine Battle Royal lässt sich damit nicht vernünftig umsetzen. Der größte Witz kommt aber noch: Beim Steel-Cage-Match reicht es schon AUF den Käfig zu steigen, um zu gewinnen und im „Hardcore“-Match fliegen Kendo-Sticks und Stühle in den Ring, die man dann einsetzen kann. Gut, was will man auch machen, wenn es nicht möglich ist, den Wrestler von selbst aus dem Ring zu steigen zu lassen und einen Stuhl mit in den Ring zu nehmen?

Wenn ich das mal mit Wrestling Revolution 3D vergleiche: Dort haben die Wrestler acht Standardmoves, nicht nur vier. Dort kann man verschiedenste Aktionen anbringen: Gegner gegen den Turnbuckle schleudern und Aktionen in der Ringecke ausführen. Aufgabegriffe an Gegnern ausführen, die auf dem Boden liegen. Aus dem Ring gehen und einen Tisch in den Ring holen, um den Gegner danach hindurch zu hämmern. Oder über das dritte Seil aus dem Ring auf die Gegner springen. Es gibt sogar einen Ringrichter! Moment, ist das nicht Standard in jedem 3D-Wrestlingspiel seit 20 Jahren? Dieses Spiel hier schafft es nicht mal die absoluten Basics eines Wrestlingspiels rüberzubringen! Wenn ich dieses Spiel hier vergleichen müsste, dann fallen mir eher die ersten WWE-Spiele für das NES ein und das ist 25 Jahre her.

Das alles ist so unfassbar traurig, weil die Grafik und die Engine wirklich gut sind. Aber was nützt einem ein guter technischer Unterbau, wenn ein Spiel überall sonst auf ganzer Linie versagt? Wenn JEDES Match sich gleicht und es überhaupt keine Abwechslung gibt? Wenn das Gameplay nur aus stupiden Quick-Time-Events besteht und kein Gefühl eines Wrestlingmatches aufkommt? Dazu ist WWE 2k mit knapp 1GB Speicherplatz kein kleines Spiel. Und preislich kein 99Cent-Spiel! Der Online-Multiplayer-Mode macht dann so auch keinen Spaß mehr.

Axel: Liebe Leser, zum ersten Mal fühle ich mich – auf gut deutsch gesagt – verarscht! Was vollmündig in der App-Beschreibung als actionreiches Wrestlingspiel angepriesen wird, stellt sich als QTE-Parade der nervigen Sorte heraus. Das Roster besteht zur Hälfte aus Fantasie-Wrestlern, der Umfang ist geradezu lächerlich gering und allgemein wirkt dieses Spiel einfach nur lieblos dahingeschludert. Bisher konnte man sich die iOS-Spiele von 2K bedenkenlos kaufen. Doch sollte WWE 2K die neue Marschrichtung sein, dann sollte man in Zukunft dreimal überlegen Geld für ein Spiel des Entwicklers zu investieren.

Ich habe wirklich kein WWE 2K15 erwartet, aber zumindest ein Spiel, dass die elementaren Basics eines Wrestlingspiels an Bord hat. Das bietet dieses Spiel bei Weitem nicht. Daher muss ich an dieser Stelle eine ausdrückliche Warnung aussprechen und die niedrigste Wertung vergeben. Fazit: Dieses Spiel ist wahrlich Out of Touch – zumindest darin bildet dieses Spiel die aktuelle WWE hervorragend ab.

Tobi: Etwas vorweg: Ich habe mit Wrestling normalerweise nichts am Hut, aber manchmal hole ich doch die PS3 raus und zocke etwas Smackdown vs. Raw – daher habe ich mich auch auf WWE 2K gefreut! Erwartet habe ich gar nichts, auch der Vergleich fehlt mir zu iOS-Wrestlingspielen, dazu verstehe ich von Wrestling soviel wie von Synchronschwimmen. Ob nun bekannte Wrestler dabei sind oder nicht, ist mir relativ schnuppe. Spaß machen muss es halt.

Und das hat es leider nur bedingt. Den Karriere-Modus gestartet und einen eigenen Wrestler erstellt, leider nur sehr eingeschränkt. Danach kann man sich durch ein langes Tutorial kämpfen, um alle Gesten zu lernen. Die sind nicht besonders intuitiv, es sind einfach zu viele verschiedene. Warum man hier kein virtuelles Pad und ein paar Buttons hat und frei herumlaufen kann? Schade. So bleibt auch auf Dauer der Spielspaß auf der Strecke, zumal die Matches zwar Laune machen, doch sich recht schnell abnutzen.

Immerhin sieht es richtig gut aus, auch der Soundtrack rockt.Wer also kein Wrestling-Freak ist, aber Lust auf etwas Action im Ring hat, kann hier ein paar vergnügliche Aktionen starten. Man muss sich dann allerdings mit der unnötig komplizierten Gesten-Steuerung, dem geringen Umfang und dem hohen Kaufpreis anfreunden wollen.

+ schöne Grafik, gute Engine
+ Online-Multiplayer
+ keine In-App-Käufe
+ deutsch
+ gute Soundtracks
+ GameCenter-Anbindung
+ Universal-App
– langweiliges, auf QuickTimeEvents basierendes Gameplay
– keine Abwechslung in den Matches
– Genre-Standard wird nicht erreicht
– ungenaue Touchscreen-Steuerung
– keine freie Bewegung im Ring
– nur 19 Originalwrestler
– zu viele Fantasiewrestler
– zu wenig Umfang
– keine PPV-Arenen
– enttäuschender Create-A-Wrestler-Modus
– langweiliger Karrieremodus
– keine Storylines
– keine Entwicklung des eigenen Wrestlers
– Feeling der Shows wird nicht ansatzweise erreicht
– viel Speicherplatz (ca. 1GB)
– keine iCloud-Anbindung
– kein Mfi iOS Controller Support
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