Die Japaner von Zoom bringen mit dem Nachfolger iQ6 ein überarbeitetes Stereo X/Y Kondensator-Mikrofon auf den Markt, dass man einfach auf sein iGerät aufstecken kann und schon verwandelt sich das kleine Gerät in ein professionell klingendes Aufnahmestudio… Ich habe erste Aufnahmen gewagt.
Die Features des iQ6
Das Zoom iQ6 ist ein Stereo-Mikrofon zum direkten Aufstecken an den Lightning-Anschluss von Apple an iPhone, iPad oder iPod touch. Die zwei X/Y Kondensator Mikrofon-Kapseln lassen sich im Winkel von 90° bis 120° stufenlos drehen, um die Breite des Stereofeldes anzupassen. Sie sind übrigens baugleich mit dem Aufnahmegerät H4N des Herstellers (~250€).
Das Gehäuse ist aus silbernem Plastik und wiegt nur leichte 29g – mit Abmaßen von rund 6cm Breite, 3cm Tiefe und 4cm Höhe ist es sehr handlich. Auf der Front ist ein gut erreichbares Stellrad für den Lautstärke-Pegel und eine dreistufige LED-Anzeige. An der Seite befindet sich eine 3,5mm Kopfhörerbuchse zum direkten Mithören der Aufnahme – der normale Kopfhörerausgang ist ja am iPhone verdeckt. An der Unterseite gibt es zwei Gummi-Füßchen, mit denen man das iGerät mit iQ6 vibrationsarm ablegen kann.
Das Mikrofon benötigt keine eigene Stromversorgung, sondern wird über den Lightning-Anschluss gespeist. Unter dem Stecker ist noch eine kleine schwarze Kappe, mit der man den Höhenunterschied zu einer iPhone-Hülle ausgleichen kann – diese muss also in den meisten Fällen zum Aufnehmen nicht abgenommen werden. Im Lieferumfang ist noch ein Windschutz-Kapsel aus schwarzem Schaumstoff.
Testeindruck
Der Lightning-Stecker rastet sicher ein und durch das geringe Gewicht sitzt das gesamte Mikrofon sicher an der Buchse. Auch sonst wirkt es trotz Plastik gut verarbeitet: Die Mikrofone lassen sich stufenlos drehen und rasten mit einem deutlichen Klick ein. Das Lautstärke-Rad lässt sich bequem mit einem Finger bedienen.
Wenn man einen Kopfhörer an das iQ6 anschließt, kann man live das aufgenommene Signal mithören – dabei war eine leichte, aber nicht störende Latenz zu bemerken. Gleichzeitig kann man die Aufnahme hinterher auch über diesen Anschluss abhören.
Bei einer 44.1kHz Stereo-Aufnahme mit ausgeschalteten Display und bei maximal aufgedrehtem Vorverstärker verbrauchte das iQ6 gerade einmal 10% Akku am iPhone. Mit aktivem Display verbrauchte es auf mittlerer Helligkeit rund 20% des Akku. Dadurch das der Lightning-Anschluss in Benutzung ist, kann man leider kein Ladegerät oder externen Akku anschließen, hier heißt es also den Akku vor einer Aufnahme aufzuladen. Eine externe Lightning-Schnittstelle zum Durchschleifen wäre wünschenswert.
Aufnahmen im Lärm wie im Proberaum direkt vor dem Schlagzeug oder MMitschnitte bei einem Konzert konnten verzerrungsfrei aufgenommen werden. Auch sehr leise und weit entfernte Naturgeräusche waren gut zu hören, auch wenn es optisch wenig Ausschlag gab.
Wichtig für eine gute Aufnahme: Vorher am besten in den Flugzeug-Modus wechseln. Jeder Anruf, jede Nachricht und jedes Checken einer E-Mail wird mit fiesen Störgeräuschen in der Aufnahme quittiert, die man von ungeschirmten Radios kennt, in deren Nähe ein Handy aktiv ist. Außerdem will man ja auch nicht, dass man auf dem Aufnahmegerät angerufen wird.
Doch bei einem Mikrofon-Test sagen Aufnahmen mehr als tausend Worte… Hier ein paar Test-Aufnahmen, jeweils 15 Sekunden lang.
1) Krähen im Park 2) Regen 3) Schiffe im Kieler Hafen 4) Konzertmitschnitt ca 20 Meter von der Bühne entfernt 5) Proberaum-Mitschnitt 1 Meter vom Schlagzeug 90° 6) Proberaum-Mitschnitt gleicher Song 1 Meter vom Schlagzeug 120°
Das Mikrofon eignet sich auch wunderbar zum Filmen mit dem iGerät. Selbst wenn es nicht direkt in die Richtung der Kamera zeigt (im Gegensatz zum iQ5), ist der Ton damit in den meisten Anwendungsfällen wesentlich besser als ohne das iQ6 und natürlich Stereo.
Die App zum Mikrofon
Das Interface ist gut gelungen, es gibt eine Ansicht im Hoch- und Querformat, auch aus der Distanz erkennt man so gut die aufgenommene Zeit oder den aktuellen Modus. Dazu gibt es eine Anzeige der aktuelle Waveform, so dass man damit noch einmal gut auspegeln kann.
Die hier aufgenommenen Dateien verbleiben in der App und können drahtlos nur per E-Mail versendet oder auf Soundcloud hochgeladen werden. Da die E-Mail Funktion schnell die Kapazität vieler Postfächer sprengen wird, kann man hier vor dem Versenden die Aufnahme noch komprimieren oder auf Mono herunterrechnen. Idealerweise verbindet man das iGerät per USB mit dem PC/Mac und holt sich die Dateien schneller über iTunes.
Preis/Verfügbarkeit
Das neue Zoom iQ6 kostet beim deutschen Vertreter Sound Service rund 118€.
Das iQ6 von Zoom ist eine kompakte und preiswerte Möglichkeit, um mobile Audioaufnahmen zu machen, wenn man eh schon ein iPhone oder iPad mit Lightning-Anschluss besitzt. Die Aufnahme-Qualität ist sehr gut, mit der kostenlosen App kann man bis zu 48kHz Stereo im WAV Format mitschneiden. Auch der Akku des iGerätes wird geschont, 10% Verbrauch in einer Stunde ist okay. Durch die kompakten Abmaße ist es leicht zu verstauen und gerade fürs Fieldrecording immer griffbereit – anstecken und los gehts. Ein kleines Manko ist der verdeckte Stromanschluß des iGerätes, hier heißt es Akku vorher aufladen und die feste Ausrichtung. Alles in allem ein hochwertiges Stereomikrofon, dass sich perfekt eignet, um Musik, Interviews oder Originaltöne ohne großen Aufwand hochwertig einzufangen. Sogar zum Videodreh eignet es sich und dort, wo das eingebaute Mikrofon übersteuert. Wer sowieso ein iGerät sein Eigen nennt und kein zweites Gerät für die Aufnahme mit sich herumtragen will, hat mit dem Zoom iQ6 eine gute Lösung gefunden.