Was ist eigentlich Roblox?

Feb 14, 2020 | Artikel | 0 Kommentare

Seid ihr bereits über den Namen Roblox gestolpert und konntet nichts mit dem Begriff anfangen? Ihr seid nicht allein! Wir haben uns den Gaming-Überflieger für euch genauer angeschaut. 

Im Jahr 2019 seid ihr vielleicht auch über einen seltsam wirkenden Begriff gestolpert: Roblox. Auch außerhalb von reinen Games-Portalen wurde der vermeintlich neue Überflieger thematisiert. Die Süddeutsche Zeitung titelte beispielsweise „Das Spiel, das Kinder mehr interessiert als YouTube“. Aber was genau hat es eigentlich mit Roblox auf sich? Woher das scheinbar plötzliche Interesse? Beginnen wir von vorn… 

Die Ursprünge liegen in den USA

Im Jahr 2003 kam David Baszucki in den USA auf die Idee, einen digitalen Baukasten zu entwerfen und zu testen, mit dem es jedem einigermaßen computerfachkundigen Menschen möglich sein sollte, eigene Spiele zu entwickeln. Die Beta-Version dieses Programms nannte er „DynaBlocks“.

Die erste Version von Roblox hieß DynaBlocks und war in ihrem Funktionsumfang noch stark eingeschränkt.

Bereits im Frühjahr 2004 wurde die Plattform in Roblox umbenannt. Damit war der Grundstein für eine Erfolgsgeschichte gelegt, die bis heute andauert. Der „neue“ Überflieger Roblox, ist also gar nicht mehr so neu und dürfte zum Teil sogar älter sein als seine Spieler. 

Die Roblox-Evolution

In der Zwischenzeit hat sich einiges getan und die Roblox-Community ist mittlerweile auf stolze 100 Millionen aktive Nutzer gewachsen. Aber was tun die überwiegend minderjährigen Spieler in Roblox eigentlich den ganzen Tag? Welche Art von Spiel spielen sie dort? Ist Roblox über ein Spiel im eigentlichen Sinne?

Roblox ist eine Plattform

Roblox ansich ist kein Spiel, sondern eine Plattform, über die ihr Spiele herunterladen und spielen könnt. Am ehesten vergleichbar mit einem App Store mit integrierten Social-Media-Funktionen und einer Werkzeug-Sammlung zum Erstellen eigener Spiele! Das Besondere an den Spielen ist, dass sie wirklich ausschließlich von der Roblox-Community selbst entwickelt werden – die Plattform besteht zu 100 Prozent aus sogenanntem „User Generated Content“.

Das Angebot auf Roblox ist riesig. Quasi jedes Genre und Subgenre in irgendeiner Form vertreten. 

Auf Roblox findet die Community alles, was das Herz begehrt. Von Simulationen über Rollenspiele bis hin zu digitalen Freizeitparks oder Roblox-Versionen von bekannten Gesellschaftsspielen könnt ihr hier alles spielen. Das Besondere an den Spielen ist, dass ihr kostenlos herunterladen und spielen könnt. Außerdem sind viele Anwendungen auf Roblox darauf ausgerichtet, sie mit anderen Spielern gemeinsam zu erleben. Die Betreiber der Plattform, die Roblox Corporation, legt dabei großen Wert auf ein zivilisiertes Mit- statt einem wettbewerbsorientierten Gegeneinander. 

In Jailbreak treten zwar in einer Art „Räuber und Gendarm“ zwei Teams gegeneinander an, dennoch liegt der Fokus hier mehr auf dem Zusammenspiel der Teams als auf dem kompetitiven Aspekt. Ihr könnt auch einfach auf der Bloxburg gemeinsam mit euren Freunden Zeit verbringen, ohne einem wirklichen Spielziel zu folgen. Die Möglichkeiten der Roblox-eigenen Engine „Roblox Studio“ scheinen fast grenzenlos zu sein. 

Das Geschäftsmodell

Da niemand etwas zu verschenken hat, stellt sich zwangsläufig die Frage nach dem Geschäftsmodell hinter Roblox. Die Entwickler eines Roblox-Spiels können in ihre Kreationen Mikrotransaktionen einbauen. Startet ihr zum Beispiel die beliebte Airport-Sim-Anwendung, befindet ihr euch auf einem Flughafengelände und könnt Flüge in andere Roblox-Spiele buchen. Theoretisch könnt ihr so andere Spiele starten, ohne den Roblox Player wieder beenden zu müssen. Stellt euch vor, ihr könntet direkt in der „Brawl Stars“-App Archero starten, ohne dass ihr wieder auf den Homescreen eures Smartphones wechseln müsst. Diesen Service lassen sich die Entwickler der Airport Sim aber bezahlen und zwar mit der plattformeigenen Währung „Robux“.

Mit der Ingame-Währung Robux, die nur mit Echtgeld gekauft werden kann, bezahlen die teils auch minderjährigen Spieler in Roblox.

Die Währung kann in Paketen von 5 bis zu 100 Euro gekauft werden. Diese Art von Monetarisierung findet ihr auf unterschiedliche Weisen in sämtlichen Roblox-Spielen. Das Modell ist nicht unumstritten. Da sich Roblox vor allem an Kinder richtet, wird der Roblox Corporation hin und wieder unterstellt, über die Minderjährigen tief in die Geldbeutel der Eltern greifen zu wollen. 

Eigene Spiele mit Roblox Studio und Lua entwickeln

Da die Plattformbetreiber selbst keine Spiele entwickeln, fällt diese Aufgabe der Community zu – und die ist sehr fleißig. Stand 2019 sollen in etwa 57 Millionen kostenlose Spiele auf der Plattform Roblox zur Verfügung gestanden haben, Tendenz steigend. Mit der mitgelieferten Engine Roblox Studio und der darin integrierten Skriptsprache Lua ist es möglich, komplexe Spiele zu entwickeln, zu veröffentlichten und sogar Geld mit ihnen zu verdienen.

Mit diesem Baukasten, Roblox Studio, wurde jedes Spiel entwickelt, das auf der Plattform Roblox zu finden ist. 

Ganz nebenbei eignet ihr euch auch noch Wissen in Game Design und Programmierung an. Bevor ihr jetzt euren Job kündigt und beschließt, unter die Roblox-Millionäre zu gehen, muss euch klar sein, dass ihr viel Zeit und Fleiß brauchen werdet, um wirklich komplexe, hochwertige Roblox-Spiele zu entwickeln und euch bestens mit Roblox Studio und Lua auszukennen. 

Wie gewährleistet Roblox die Sicherheit seiner Nutzer?

Die Community setzt sich im Ausland vor allem aus Kindern unter 13 Jahren zusammen, in Deutschland ist die App erst ab 12 Jahren freigegeben. Laut der Roblox Corporation sind in den USA inzwischen die überwiegende Mehrheit der neun- bis zwölfjährigen Kinder auf Roblox aktiv. Außerdem seien knapp 40 Prozent der Nutzer weiblich. Bei einer Community von dieser jungen Zusammensetzung stellt sich die Frage nach der Sicherheit der zahlreichen minderjährigen Nutzer.

In der beliebten Simulation „Adopt Me!“ kümmern sich die Spieler wahlweise um ein putziges Haustier oder ein kleines Baby und ziehen es groß.

Auch die Roblox Corporation ist sich diesem Problem bewusst. Innerhalb des Unternehmens existiert sogar eine eigene Abteilung, die den Namen „Digitale Höflichkeit“ trägt. Am Schutz der mehr als 100 Millionen aktiven Nutzer arbeiten derzeit nach eigenen Angaben ungefähr 800 Moderatoren, die auf der ganzen Welt verteilt im Einsatz sind und rund um die Uhr Support anbieten. Die Moderatoren greifen daher auf technische Hilfsmittel zurück: jede Menge strenger Textfilter. Die sind in Roblox äußerst effizient, denn die Plattform unterstützt ausschließlich Textchats.

Sogar Shooter können mit Roblox gespielt werden und selbst hier herrscht eine entspannte Stimmung.

Das mag aus heutiger Sicht rückständig wirken, allerdings können geschrieben Nachrichten von Algorithmen deutlich besser erkannt und gegebenenfalls gesperrt werden als das gesprochene Wort. Und wer von euch mal einen Blick in ein Roblox-Spiel wirft, wird schnell merken, dass diese Methode  erfolgreich ist. Die Chats in Roblox sind verhältnismäßig unaufgeregt und über weite Teile geradezu freundlich. 

Die Rolle der Eltern

Auch wenn ein Heer von Moderatoren und clevere Filter die User schützen, Eltern minderjähriger Kinder sollten sich trotzdem immer mit dem auseinander setzen, was die Kids spielen. Roblox macht dazu eine ganze Reihe von Angeboten: An diesem Punkt sind die Betreiber von Roblox bemüht, die Eltern der Spieler einzubeziehen. So können sie sich auf der Homepage von Roblox über das Geschäftsmodell und das Angebot auf der Plattform informieren. Beispielsweise können Accounts von minderjährigen Nutzern so eingerichtet werden, dass sie ausschließlich von Roblox kuratierte Spiele sehen und herunterladen können. Diese Voreinstellung müssen aber die Eltern übernehmen. Wie sicher und effektiv diese Maßnahme ist, lässt sich bei internetaffinen Kindern, die bereits selbst über Mail-Adressen verfügen und sich auch einfach einen neuen Account erstellen könnten, anzweifeln.

Eine von der Roblox Corporation durchgeführte Studie kam außerdem zu dem Ergebnis, dass Eltern viel häufiger mit ihrem Nachwuchs über ihr Verhalten im Internet sprechen sollten.

Fazit: eine empfehlenswerte Plattform

Eine Plattform wie Roblox, auf der so viele unterschiedliche Spiele kostenlos angeboten werden, findet ihr kein zweites Mal. Kein Videospiel-Anbieter setzt sich so intensiv für ein sicheres Umfeld ein, indem Kinder und minderjährige Spieler, sicher miteinander digitale Welten erkunden können. Auch wenn die Roblox-Community nicht perfekt ist, bleibt es erstaunlich mit wieviel Eifer die Roblox Corporation an der Sicherheit ihrer Plattform mit Erfolg arbeitet. Eine eigene Abteilung für „Digitale Höflichkeit“ (englisch: „digital civility“) dürften sich die wenigsten Unternehmen leisten.

Wir empfehlen die Plattform für alle, die…

… einmal in die Entwicklung eigener Spiele reinschnuppern wollen, ohne gleich C++ zu lernen oder gleich die Unreal-Engine an den Start zu bringen

… die Kinder haben und ihnen die Nutzung eines umfassenden Spieleangebots in einem geschützten Rahmen ermöglichen möchten

Oder beides in Kombination – dank vieler Tools und Tutorials (teilweise nur Englisch) ist es mit Roblox gut möglich, gemeinsam mit einem Kind in die Entwicklung eines eigenen Spielprojektes einzusteigen.

Text- und Bildquellen:

Screenshots aus der App, Webseiten und Social-Media-Kanäle des Spielherstellers