Wir klären für euch, ob die Entwickler von Pokémon GO mit ihrem neuen Titel Harry Potter: Wizards Unite einen weiteren Blockbuster abgeliefert haben oder doch nur Altbewährtes kopieren.

Am Wochenende ist Niantics neue AR-App, Harry Potter: Wizards Unite, nach einer längeren Beta-Phase auch in Deutschland erschienen. Nach dem riesigen Erfolg von Pokémon GO sind die Erwartungen an Entwickler Niantic und Publisher Portkey Games dementsprechend hoch. 

Worum geht es eigentlich?

Beginnen wir von vorn beziehungsweise am Ende von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“. Wizards Unite setzt nämlich storytechnisch nach dem Ende des letzten Filmes ein. Euch könnten in der App also kleinere und größere Spoiler über den Weg laufen. 

Ihr werdet vom Zaubereiministerium kontaktiert und zum Mitglied einer Spezialeinheit berufen. Denn durch einen mysteriösen Zwischenfall sind Wesen und Gegenstände aus der Welt der Hexen und Zauberer in der Welt der Muggel gelandet. Also in unserer.

Gegenstände suchen und abliefern in Endlosschleife

Da kommen die Parallelen zu Pokémon GO ins Spiel. In der App ist eine Karte abgebildet, die wie eine „Harry Potter“-Version von Google Maps aussieht. Eure Aufgabe besteht darin, die Wesen und Gegenstände in der realen Welt zu finden und wieder an ihren Ursprungsort zurückzubringen.

Das Prozedere verläuft nach dem klassischen Pokémon-Prinzip „catch ‘em all”, nur dass ihr die Wesen und Gegenstände nicht einsetzen könnt. Genau dadurch wirkt die „Harry Potter“-Marke hier etwas fehl am Platz. Da die gesammelten Objekte nicht weiter benutzt oder wie Pokémon trainiert werden können, ist es nur wenig motivierend, durch die Straßen zu schlendern und Gegenstände oder Wesen zu fangen und aufzuleveln wie einst rund um den „Pokémon GO“-Release.

Harry Potter: Wizards Unite bietet neben dieser Sammelmechanik noch die Möglichkeit, Tränke zu brauen und Festungen gemeinsam mit anderen Spielern zu erobern, außerdem wird drumherum noch eine Geschichte über ein großes Mysterium erzählt. Doch die uninteressanteste Aufgabe, die das Spiel zu bieten hat, die Sammelmechanik, bildet leider das Kerngameplay. Die Festungen, die in Form von Raids wohl den momentanen Endgame-Content darstellen sollen, fallen durch lange Wartezeiten und die Abwesenheit von anderen Spielern auf.

Es wird sich noch zeigen, wie aktiv letzten Endes die Spielerbasis bei Wizards Unite ausfallen wird. Solltet ihr aber in einer abgeschiedenen Gegend leben oder in einer, in der nicht viele Spieler unterwegs sind, werdet ihr auf soziale Elemente verzichten müssen.   

In aller Ausführlichkeit haben wir übrigens einen Einsteiger-Guide für euch verfasst, in dem ihr mehr Infos zu Tränken, der Sammelmechanik und den Berufen findet.

Die Story

Erfahrungsgemäß sind gute Geschichten nicht das Hauptverkaufsargument für ein Mobile Game. Entwickler und Publisher versprechen allerdings eine Geschichte, die sich über mehrere Jahre hinweg spinnen und stetig weiter erzählen lässt. Ob das auch passieren wird, sei erst einmal dahin gestellt. Dennoch weiß Niantic zum Beginn des Spiels durchaus mit einem stimmungsvollen Start zu überzeugen. Immer wieder tauchen prominente Charaktere aus der der Welt der Hexerei und Zauberei auf. Harry Potter selbst, Professor McGonagall und Hagrid sind sogar Leiter der jeweils entsprechenden Berufsgruppe.

Prominenz ist auch vertreten.

Abseits des Tutorials wird die Geschichte hauptsächlich über die sogenannten SOS-Missionen vorangetrieben, die ihr immer wieder erhaltet. Im Zuge dieser Missionen ist es meistens eure Aufgabe, nur durch die Gegend zu laufen und die besagten Wesen und Gegenstände zu finden. Allerdings unterfüttert mit Geschichten, Dialogen und Kontext zu den jeweiligen auffindbaren Objekten. Diese Missionen versuchen stets Antworten auf die große Frage des Spiels zu finden: Wer hat die Grenze zwischen der Welt der Muggel und der Welt der Magie zerstört und, vor allem, wieso?

Die Technik

Funktionierende Technik und stabil laufende Server sind es­sen­zi­ell für eine gelungene Spielerfahrung. Hier könnt ihr bisher unbesorgt sein, denn Niantic scheint aus dem Release-Debakel von Pokémon GO gelernt zu haben. Die Server laufen zwar einigermaßen stabil, allerdings hängt sich die App gerne manchmal auf, sodass ihr sie neustarten müsst. Das ist besonders dann ärgerlich, wenn man endlich mal eine Gruppe für eine Festung gefunden hat. Hin und wieder kommt es ebenfalls vor, dass außer Gebäuden einfach nichts auf eurer Karte erscheint.

Die Mikrotransaktionen

Da das Spiel grundsätzlich kostenlos ist, finanziert es sich, wie für Mobile Games üblich, über Mikrotransaktionen. Ihr könnt in der App etliche Dinge für echtes Geld erwerben, zum Beispiel Gold, Energie und Tränke. Unserer Erfahrung nach ist das aber nicht nötig, da euch das Spiel zu keiner Zeit ausbremst. Sie sind eher für Spieler gedacht, die ihren Fortschritt beschleunigen möchten.

appchecker Wertung und Fazit

Harry Potter: Wizards Unite

GESAMTWERTUNG

Harry Potter: Wizards Unite lässt uns mit gemischten Gefühlen zurück. Es entsteht der Eindruck, als hätte Entwickler Niantic das Erfolgsrezept „Pokémon GO“ kopiert und mit Gewalt die „Harry Potter“-Lizenz übergestülpt. Das Spiel kann zum Start aber mit deutlich mehr Features aufwarten und erzählt nebenbei eine charmante kleine Geschichte. Allerdings wirkt die Sammelmechanik sehr erzwungen und will als Kerngameplay leider nicht so recht zum Rest des Spiels passen.

Grafik

Steuerung

Spielspaß

Bildquellen: Screenshots aus der App, Webseiten und Social-Media-Kanäle des Spielherstellers