Wie spielt sich die atmosphärische Mischung aus Limbo und Portal?

Gameplay

In einem anderen Universum: Hier hat „The Corporation“ das Sagen, alles wird von ihr kontrolliert. Sogar die Sonnen wurden benutzt und sind nun nicht mehr da. Ein kleiner Junge namens Inco macht sich mit seinem Freund Helios, einer Sonne, auf die Suche nach der Ursache und versucht so, die Planeten zu retten. Die Story zielt auf die vorherrschenden Überfirmen und deren Gehabe ab und hat damit aktuellen Zeitbezug, trotz des SciFi-Settings. Nach dem Motto „You are free to do as we choose.“

Die Spielmechanik ist recht interessant: Während man auf dem Planeten nach links und rechts läuft, dreht sich dieser, während Inco in der Mitte des Screens bleibt. Es gibt Schalter, welche Beamer-Strahlen aktivieren, die Inco auf den nächsten Planeten transportieren. Auf allen Planeten muss man 100 kleine Sonnenteile sammeln, um weiterzukommen. Dazu gibt es noch 50 Teile von Sternenkarten.

Auf den Planeten leben keine Menschen mehr, man findet nur noch riesige Maschinen, welche meist die Rätsel darstellen. Anfangs noch ganz unkompliziert, werden sie bald zur Denkaufgabe. Als Hilfe findet man überall Schilder der Corporation und Skelette, welche in ihren letzten Gedanken ebenfalls Hinweise versteckt haben. Dafür sollte man allerdings schon besseres Schulenglisch können, denn das Spiel ist komplett in englisch. Zum Spielen selbst braucht man keine Sprachkenntnisse, hier wird der Großteil bildhaft erklärt. Allerdings gehen einem dann auch wieder viele Details und Hinweise verloren…

Wenn man einmal den Überblick verloren hat, kann man aus dem Sonnensystem herauszoomen und sich alle dortigen Planeten ansehen. Dies erleichtert oft die Navigation. Insgesamt gibt es 16 Sonnensysteme mit jeweils mehreren Planeten, die man bereisen muss. Die Spielzeit lässt sich nicht so richtig beziffern, hier kommt es immer auf eure Rätsel-Skills an, ich persönlich habe bis jetzt gute 2 Stunden im Spiel verbracht und habe noch lange nicht alle Sonnensysteme gesehen. Zumal der Schwierigkeitsgrad nicht leichter wird und die Denkpausen somit länger.

Gesteuert wird mit einer OneTouch-Steuerung, die erstaunlich gut und präzise funktioniert. Man setzt seinen Finger auf und zieht ihn nach links oder rechts, damit Inco dorthin läuft. Ein Wisch nach oben und er springt. In der Praxis habe ich persönlich trotzdem mit zwei Fingern gespielt, was auch gut funktioniert. Als Alternative hat man noch feste Steuerungsbuttons zur Auswahl.

Dazu kommen noch Besonderheiten: Legt man zwei Finger auf den Screen, werden diese zu einem Scanner und alles was sich dazwischen befindet wird benannt und es gibt eine kleine Erklärung dazu. Damit kann man auch versteckte Teile und Schalter suchen, toll. Wenn man einen losen Gegenstand antippt, kann man ihn forttragen oder ihn auch werfen, die vorberechnete Wurflinie wird vorher angezeigt. Für diese Fähigkeit gibt es eine paar tolle Geschicklichkeitsrätsel.

Was ich sehr schön fand, war das komplette Fehlen einer Möglichkeit zu sterben, es gibt auch keinen Balken für Lebensenergie. Hier kann man sich also in aller Ruhe in die Atmosphäre vertiefen und rätseln.

 

Grafik / Präsentation

Die Grafik ist gestochen scharf und alles sieht knuffig aus, allerdings darf man hier keine Happy-Atmo erwarten – das gibt alleine schon die Story nicht her. Schon nach kurzer Zeit stellt sich eine tolle Spiel-Atmosphäre ein, welche sich durch das ganze Spiel zieht. Auf der einen Seite ist man froh, mit dem kleinen Inco die Sonnen zu retten und man erfreut sich an der Grafik – auf der anderen Seite schwingt immer eine Bedrohung mit und man ist stets allein (bis auf den Freund Helios) denn alle Menschen sind wahrscheinlich tot.

Diese Gradwanderung hat der Entwickler gut hinbekommen, so dass man gern weiterspielen will, zumal man erst langsam, nach und nach immer mehr Spielfeatures an die Hand bekommt. Ein guter Aufbau.

 

Sound

Den Soundtrack könnte man auch prima zur Meditation nehmen, er ist herrlich entspannt. Allerdings wirkt er auch situationsbezogen etwas bedrohlich. (Hier kann man ihn sich übrigens anhören und downloaden!) Incoboto sollte man unbedingt mit Kopfhörern spielen.

 

Über den Entwickler

Incoboto wurde komplett von Dene Carter aka Fluttermind Studios im Alleingang in über 22 Monaten entwickelt. Dies ist zwar der erste Titel des Studios, doch Dene ist kein Neuling – er hat zum Beispiel am Rollenspiel Fable mitgearbeitet. Hier hat er die komplette Arbeit selbst gemacht, vor allem die Musik war ihm wichtig. Als ich ihn nach den Einflüssen fragte, gab er erstaunlicherweise keine Spiele an, sondern den Kurzfilm „Space Alone“ von Ilias Sounas und die tollen Kinderbücher von Oliver Jeffers.

Der härteste Teil der Entwicklung war für ihn die Physik des Spiels und seine eigene Zufriedenheit – zu einem Zeitpunkt hatte er das komplette Spiel gelöscht und neu begonnen. Und das auch nur durch das gute Zureden seiner Frau… Seine Erwartung zu Incoboto beschrieb er so: „I do not expect the game to make money. I hope my game will make people feel something.“ Und das wird es definitiv!

 

Incoboto ist ein toller Plattformer mit viel Ruhe und Rätsel-Möglichkeiten, der verschiedene Spielmechaniken gut miteinander verknüpft. Der Soundtrack zaubert eine bedrohliche und doch beruhigende Atmosphäre, in der man sich lange Zeit mit dem Spiel beschäftigen kann und will. Ein echte Empfehlung und ein kleines AppStore-Kleinod!

[appbox appstore 499589490]

+ toller Grafikstil
+ gute Atmosphäre
+ läuft flüssig
+ niedliche Charaktere
+ präzise und intuitive Steuerung
+ Übersichtskarte
+ großer Spielumfang
+ entspannter und atmosphärischer Sound
+ GameCenter-Anbindung
– leider nur Englisch