Sehr überraschend veröffentlichte Square Enix eine Portierung des Klassikers Final Fantasy IX für iPhone und iPad. Ursprünglich erschien der neunte Teil der Reihe im Jahr 2000 für die erste Playstation und war eines der letzten Spiele für die Konsole, die Playstation 2 war zu diesem Zeitpunkt schon erhältlich.

Der Grund, warum ihr nun heute schon einen längeren Text zum Spiel bei uns lesen könnt, ist sehr einfach: Final Fantasy IX ist für mich nicht nur das beste JRPG aller Zeiten, sondern gehört auch genre-übergreifend zu meinen Lieblingsspielen aller Zeiten. Daher habe ich mir diese Version hier nur kurz angeschaut, um die Unterschiede zum Original herauszufinden, den Rest kenne ich in- und auswendig, da ich dieses Spiel in den letzten 15 Jahren sicher alle zwei Jahre einmal durchgespielt habe. Daher kann es auch jetzt schon nur eine Wertung geben: 5 Sterne – Downloadbefehl! Artikel beendet, wir können uns die nächsten Spiele anschauen.

Die Hauptcharaktere

FFIX 2 Nein, so leicht lasse ich euch dann doch nicht davon kommen… Denn für alle, die das Original nicht kennen, möchte ich erklären, warum dieses Spiel auch heute noch an der Perfektion kratzt. Da hätten wir zum einen die Geschichte und die Charaktere: Der Affenjunge Zidane ist ein aufgeweckter Dieb und Frauenheld in der Tantalus-Gruppe. Ein bunter Haufen Diebe, die nicht nur Schätze stehlen, sondern auch hier und da mal Menschen entführen. Dabei schlägt das Herz der Gruppe aber am richtigen Fleck und man lernt die Jungs, einschließlich ihres leicht tollpatschigen Anführers, schnell lieben.

Die Ausgangslage: Tantalus möchte Prinzessin Garnet aus Alexandria entführen, um sie als Geisel zu nehmen und einen großen Batzen Geld von der Königin Brane zu erpressen. Doch bald stellt sich heraus, dass Garnet selbst entführt werden möchte, um auf diesem Weg Mitstreiter zu finden – sie hat die Befürchtung, dass ihre Mutter mit einer dunklen Macht in Verbindung steht. Zudem verlieben sich Zidane und Garnet im Laufe des Spiels ineinander.

Der Prinzessin steht Adelbert Steiner zur Seite, Hauptmann der Soldatenbrigade am alexindrischen Hofe. Er ist penibel, pflichtbewusst und der Prinzessin treu ergeben. Damit handelt er sich natürlich schnell den Spott von Zidane und dem Rest von Tantalus ein, die es mit diesen Werten als Diebe natürlich nicht so genau nehmen. Es entfaltet sich vor allem zwischen Zidane und Steiner eine Art Hassliebe, die man am besten mit Spock und McCoy aus Star Trek vergleichen könnte. Steiner bewundert insgeheim den Mut und den Freiheitsdrang von Zidane, dieser wiederum ist von Steiners Treue und Leidenschaft beeindruckt. Beide würden aber diese Gefühle nie offen zugeben und überspielen diese mit kleinen und großen gegenseitigen Neckereien.

FFIX 3 Ein weiteres Gruppenmitglied ist Vivi, ein kleiner Schwarzmagier. Er weiß selbst nichts über seine Herkunft und schließt sich auf der Suche nach seiner Heimat der Gruppe von Zidane und Garnet an. Er gehört durch seine liebenswerte, kindliche und etwas naive Art zu den beliebtesten Figuren des Spiels. Komplettiert wird die Gruppe von dem brummigen Kopfgeldjäger Mahagon, der Drachentöterin Freya, der kleinen Weißmagierin Eiko und Quina, einem seltsamen Wesen, von dem niemand genau weiß, ob Quina männlich oder weiblich ist. Nur, dass Quina gefräßig ist, wird schnell deutlich.

All diese Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet, haben eine tolle Chemie untereinander und sind sicherlich ein wichtiger Grund für die Beliebtheit des Spiels. Zudem sind die Jobklassen aus den früheren Final Fantasy Spielen bekannt. Nach den düsteren siebten und achten Teil der Reihe, kehrt Final Fantasy IX zu den Wurzeln zurück und verbindet den Final Fantasy Mythos mit einer sehr märchenhaften, bunten Welt voller Witz und Charme.

Die Spielwelt

FFIX 5 Ein weiterer wichtiger Faktor ist aber auch die abwechslungsreiche Spielwelt. Während sich viele Rollenspiele auf den immergleichen Dungeon- und Städte-Assets ausruhen, ist die Spielwelt in Final Fantasy IX organischer und abwechslungsreicher. Sei es nun das kleine, verschlafene Dörfchen inmitten eines Waldes, die große Stadt Alexandria oder Treno – eine Stadt des Glücksspiels und des Handels. Dazu kommen die vielen verschiedenen Dungeons, wie eine Eishöhle, dem versteinerten Wald, dem Zinnengebirge, der Erdschrein oder das Wüstenpalais. Während viele andere JRPGs auch heute noch mit generischen Städten und Dungeons arbeiten, wirkt die Welt hier wie aus einem Guss, so wie man es aus modernen westlichen Rollenspielen kennt! Außerdem wird das klassische Stadt – Dungeon – Stadt – Dungeon Prinzip durch viele Geschichten und Sidequests aufgebrochen.

Habe ich schon geschrieben, dass es in jedem Ort viele Geheimnisse zu entdecken gibt? Sei es versteckte Schatztruhen, Spielkarten, Heiltränke, Waffen und seltene Rüstungen. Es lohnt sich die einzelnen Abschnitte ganz genau anzuschauen und abzusuchen.

FFIX 6 Zur Spielwelt gehören auch die vielen optionalen Minispiele. Zuerst sei das Kartenspiel Tetra Master genannt. Hierbei handelt es sich um ein taktisches Kartenlegespiel, welches man mit etlichen Bewohnern der Spielwelt spielen kann. Dabei kann man immer neue Karten gewinnen und sich so sein Deck erweitern. Dann wäre auch die Chocobo-Schatzsuche zu nennen – früh im Spiel könnt ihr ein Chocobo als Reittier verwenden und so schneller über die Weltkarte kommen. Gleichzeitig könnt ihr aber auch auf Schatzsuche gehen, hierfür braucht ihr nur die verschiedenen Schatzkarten, die überall im Spiel versteckt sind. Um sein Chocobo stärker zu machen, lohnt es sich die Minispiele im Chocobos Wäldchen zu absolvieren. Durch das Bergen von Schätzen, bekommt ihr seltene Items und Rsütungsgegenstände.

Und als ob das nicht schon genug wäre, kann man auch Briefe für die einzelnen Mogrys austragen. Diese kleinen Wesen dienen gleichzeitig als Speicherpunkt. Dabei bekommt man in den Briefen auf lustige Weise nochmal eine kleine Zusammenfassung der Handlung. Und natürlich auch tolle Belohnungen.

Das Charaktersystem

FFIX_Magic_Stone Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern wurde das Charaktersystem im neunten Teil wieder einsteigerfreundlicher gestaltet. Neue Fähigkeiten sind mit verschiedenen Waffen, Rüstungen und Accesoires gekoppelt. An jedem dieser Items sind etwa Feuer- oder Heilzauber genauso gekoppelt wie passive Spezialfähigkeiten – etwa 20% mehr Lebenspunkte. Sobald ihr eine dieser Ausrüstungsgegenstände anlegt, können diese Fähigkeiten sofort genutzt werden – jedoch nur, solange ihr das Rüstungsstück angelegt habt. Um nun den Zauber oder die Support-Fähigkeit dauerhaft zu erlernen, müsst ihr in den Kämpfen so lange AP (Ability Points) sammeln bis ihr die jeweiligen Fähigkeiten gemeistert habt.

Je nach Präferenz des Charakters kann das mal länger und mal kürzer dauern. Garnet und Eiko beispielsweise können als Weißmagier einen Heilspruch in kürzerer Zeit meistern als Kämpfer wie Steiner oder Freya. Ich würde jedem empfehlen, viel Zeit in das Erlernen der Fähigkeiten zu investieren, da es später vom großen Vorteil ist, auf so viele Fähigkeiten wie möglich im Kampf zugreifen zu können. Zudem ihr dann auch den Platz habt, seltene Kristalle für doppelte Lebenspunkte oder schnelleren Stufenanstieg anzulegen.

Neben den AP gibt es natürlich auch ganz normale Erfahrungspunkte. Steigt ein Charakter im Level auf, werden die Charakterwerte automatisch erhöht.

Da ihr im Laufe des Abenteuers hunderte von Ausrüstungsgegenständen sammeln werdet (verkauft nicht eure Anfangsrüstungen und Waffen, diese werden an einem späteren Zeitpunkt im Spiel noch einmal wichtig!), ist es gut, dass die Menü-Führung einfach und intuitiv vonstatten geht. Hier trumpft die Touch-Steuerung richtig auf. Allgemein kann man die Steuerung per Touchscreen als gelungen betrachten. Da auch die Kämpfe rundenbasiert sind, gibt es keine schnellen und hakeligen Actionsequenzen.

Unterschiede zum Original

Bei der iOS Portierung wurde drauf geachtet, dass das Spiel so originalgetreu wie möglich auf eure iGeräte kommt. Aber es wurde die Auflösung der Videos, der Charaktermodelle und der Hintergründe kräftig erhöht. Es gibt auch Komfort-Optionen wie das Ausschalten von Zufallskämpfen und einen „Turbo-Booster“, mit dem die Charaktere schneller aufsteigen können oder Fähigkeiten schneller erlernt werden. Zum Glück werden einem diese Vereinfachungen aber nicht aufgezwungen und man kann auch mit dem Original-Schwierigkeitsgrad spielen. Für alle, die aber ungeduldig sind, könnte dies ein Segen sein.

Ansonsten wurde erfreulicherweise nichts verändert! Technisch wurde das Spiel auf iPad und iPhone fantastisch umgesetzt. Da das Spiel seinerzeit mit 4 CDs ausgeliefert wurde und man hier nochmal die Auflösung der Grafik erhöht hat, könnt ihr Euch denken, dass der Speicherplatz nicht ohne ist: Installiert frisst es insgesamt 4 GB auf eurem Gerät, für den Download und die Installation werden über 8 GB freier Speicher benötigt! Das ist durchaus eine Größe, wo es bei den 16 GB Modellen eng, sehr eng wird. Aber für ein Spiel solchen Umfangs war es wohl einfach nicht kompakter zu realisieren – allein das Originalspiel hatte zu damals eine Größe von rund 3,2 GB! Immerhin gibt es auch hier wieder eine iCloud-Funktion.

Allzu lange Spielpausen sollte man aber nicht einlegen (beispielsweise über mehrere Wochen), da man sonst nur schwer wieder in die Welt, die Geschichte und den Spielfortschritt kommt. Neulinge können für die Spielzeit auf dem Original-Schwierigkeitsgrad rund 60-80 Stunden veranschlagen. Ihr werdet also über viele Wochen beschäftigt sein – und das ohne irgendwelche In-App-Käufe, Timer, DLCs und andere Nervigkeiten der heutigen Zeit. Ja, damals hat man noch was für sein Geld geboten bekommen. Zum Glück eignet sich Final Fantasy IX aber auch für ein Spielchen von 1-2 Stunden zwischendurch, da die Story-Sequenzen nicht ausufern, es viel Gameplay gibt und die Speicherpunkte zahlreich sind. Heute mal einen Dungeon erforschen, morgen mit dem Chocobo auf Schatzsuche gehen, übermorgen Tetra Master spielen – ich denke in der Tat, dass Final Fantasy IX durch den abwechslungsreichen Aufbau überraschend gut als Smartphone-Spiel funktionieren könnte.

Axel meint: Final Fantasy IX ist der erste wirkliche Must-Have-Titel für euer iGerät im Jahr 2016! Die Umsetzung ist technisch einwandfrei, der Umfang ist enorm groß und abwechslungsreich, die Geschichte ist witzig, die Dialoge haben vor allem in der deutschen Sprache regelrechten Kultcharakter. Spannende Kämpfe, Minispiele, zig Sidequests, eine auch heute noch lebendige Spielwelt – wo findet man das schon bei modernen Mobile Games? Final Fantasy IX eignet sich mit seinen vielen unterhaltsamen Tutorials vor allem auch für Genre-Einsteiger und fesselt alle Spieler, die mal wieder Lust auf eine richtig gut geschriebene Abenteuergeschichte voller Überraschungen haben!

Carsten meint: Unter Fans von Final Fantasy ist man sich nicht immer einig, welcher Teil der Beste ist. Die Mehrheit tendiert dabei sicherlich zum siebten Teil der Reihe, auf Grund seiner denkwürdigen Charaktere, der riesigen Spielwelt und der verdammt guten Geschichte ist seine Bedeutung für Gamer und die handwerkliche sowie kommerzielle Entwicklung von Videospielen nicht von der Hand zu weisen. In meiner Gunst steht aber mit Abstand Final Fantasy IX. Ich liebe einfach diese schrulligen und skurrilen Charaktere, das Gameplay und die Musik des Spiels. Die fantastische Geschichte besitzt eine große Menge Witz, lässt aber auch dramatische und traurige Momente nicht zu kurz kommen. Soweit eigentlich alles wie bei FF VII. Den Unterschied aber machen ein märchenhaftes, am Mittelalter orientiertes Setting, eine Optik, die dem Zahn der Zeit sehr gut widerstanden hat sowie das spaßige Ingame – Kartenspiel „Tetra Master“. Final Fantasy IX sollte man gespielt haben!

[appbox appstore 1041260001]
+ spannende Geschichte
+ hervorragende Charaktere
+ witzige Dialoge
+ sehr große Spielwelt
+ viele Sidequests und Geheimnisse
+ taktische, spannende Kämpfe
+ für Genre-Neulinge geeignet
+ umfangreiche Minispiele
+ optionale Komfortfunktionen
+ iCloud-Unterstützung
+ deutsch
+ Universal-App
– viel Speicherbedarf (4GB)