Ein echter Cowboy braucht nur wenig um glücklich zu sein: Einen Colt mit unendlich viel Munition, einen Drei-Tage-Bart mit Lagerfeuergeruch, einen Stetson-Hut, einen Saloon mit reichlich Bier und natürlich Gold. All diese Bedürfnisse erfüllen euch digitalen Retro-Cowboys da draußen die Jungs von Cascadia Games, die unter Crescent Moon ihr neues Jump&Run 2-bit Cowboy veröffentlichen (und schon für die Cavorite-Reihe verantwortlich waren…)
Bei den 12 pixeligen Spielwelten das Ziel auf dem schnellsten Weg zu erreichen ist zügig erledigt, doch lockt das Spiel mit anderen Qualitäten vom Weg ab. Die Levels sind sehr verzweigt und es gibt auch abseits der Route viel zu entdecken: Plattformen auf Wolken, tiefe Wasser mit Piranhas oder dunkle Minen mit einem fahrbaren Wagen. Dazu findet man Pferde oder Ochsen, die sich für bestimmte Zeit reiten kann lassen.
Auch Steckbriefe kann man sammeln, die kleine zusätzliche Missionen wie „Erledige 3 Fledermäuse“, „Zerschieße 8 Flaschen“ oder „Sammle alle Goldmünzen ein“ bieten. Erfüllt man sie, gibt’s eine Belohnung. Dafür kauft man sich neuen optischen Schnickschnack wie Hüte, Bärte, Gürtel oder Masken. In der Spielwelt gibt es Casinos, Saloons oder einen Doktor, bei denen man ebenfalls Geld lassen kann. Doch auch wenn man zusätzlich virtuelles Geld als InAppKauf nachlegen kann, ist dies nur eine Option für Spieler, die schneller ihre Figur gestalten wollen – echte Vorteile kann man sich nicht erkaufen. Sehr angenehm.
In bester Retro-Manier bewegt man sich mit seinem Cowboy stilecht in einer grün-grauen Spielwelt wie auf einem Gameboy mit LCD Display. Es gibt zwei Tasten für links und rechts sowie einen Button zum Springen und Schießen. Akrobatisch legt man Doppelsprünge hin und der Cowboy kann sich längere Zeit an steilen Wänden festhalten, um von dort weiter nach oben zu springen. Die Steuerung ist präzise und geht gut von der Hand. Allerdings merkt man dem Spiel seinen iPhone-Bezug an, denn nur hier sind die Tasten im richtigen Größenverhältnis. Auf dem iPad sind die Buttons zu klein und lassen sie sich nicht anordnen oder vergrößern. Am schönsten spielt es sich jedoch mit einem iOS Controller, den das Spiel ebenfalls unterstützt.
Nicht nur die Aufmachung ist wie früher, auch das grundlegende Spielprinzip: Sind nämlich in der Spielwelt alle Herzen aufgebraucht, startet das Level komplett von vorn. Immerhin darf man jedes Level nach dem Durchspielen direkt anspringen, daher empfiehlt es sich erst einmal in jeder Spielwelt schnellstmöglich den Ausgang zu finden, bevor man sie auf der Suche nach Nebenmissionen und Gold ausführlich durchkämmt. So haben erfahrene Spieler alle Level in rund 30 Minuten geschafft, womit leider etwas der Reiz verloren geht. Hier hätte man den Weg etwas linearer halten können oder gewisse Voraussetzungen zur Öffnungen des Ausgangs einfordern müssen…
Tobi meint: Auch wenn es einige Level mehr sein könnten, wird man eine ganze Weile gut fürs kleine Geld unterhalten, wenn man die gestellten Aufgaben erledigen will. Die Steckbriefe motivieren zur Entdeckung der verzweigten Spielwelt, die Steuerung ist präzise (wenn auch auf dem iPad etwas klein) und die Retro-Aufmachung ist detailliert und hat viel Charme. Dabei bleibt das Spiel fair und macht auch Spielern Spaß, die gern Jump&Run Titel zocken, aber keine Retrofans sind. Das Gesamtkonzept von 2-bit Cowboy geht auf und macht das kleine Spiel zu einer Empfehlung!
Axel meint: Also dem Fazit von Tobi kann ich mich an dieser Stelle so überhaupt nicht anschließen. Für mich bietet 2-Bit Cowboy nichts, was irgendwie vier Wertungssterne rechtfertigt. Zur Orientierung: bei dieser Wertungszahl denke ich eher an Spiele wie Shantae: Risky’s Revenge oder die beiden Cordy-Spiele. Spiele mit kleinen Macken, aber sehr guten Leveldesign und einer vernünftigen Spielzeit. Und hier krankt es dann auch bei 2-Bit Cowboy. Das Leveldesign bietet einfach nichts besonderes. Sicher ist die Idee nett mit den Steckbriefen, aber dessen Aufgaben gehören doch wohl zum 1×1 eines Plattformers. Eine bestimmt Zahl von Gegnern eliminieren? Alle Goldmünzen einsammeln?
Tut mir leid liebe Entwickler, aber das sind Dinge die ich sowieso schon bei einem guten Spiel von selbst mache, da muss ich nicht noch künstlich daran erinnert werden. Hier werden elementare Gameplayelemente eines Platformers als lohnende Sidequests angepriesen und da fühle ich mich als jahzehntelanger Gamer dann doch ein wenig für blöd verkauft. Wenn es denn wenigstens Ziele wäre wie „Finde die drei geheimen Levelabschnitte“ oder sowas, dann würde das ganze ja sogar Sinn machen, aber nicht um das 1×1 eines Platformers irgendwie als was besonderes verkaufen zu wollen.
Auch das restliche Leveldesign ist irgendwie weder Fisch noch Fleisch. Die Levels sind weder groß noch bieten sie irgendwelche Aufgaben wie das Lösen von Rätseln oder das finden von Gegenständen um weiter zu kommen. In der Tat kommt man in den Levels unterhalb einer Minute zum eigentlichen Levelausgang. Das liegt daran, dass die Levels selbst sehr kurz und keinerlei Herausforderung bieten. Möchte man nun alle Levels mit den „Sidequests“ abschließen, wird man auch dann maximal eine Stunde dazu benötigen.
Zudem ist die Steuerung auf dem iPad eine Katastrophe. Die Buttons sind nicht nur „etwas“ zu kleines, sondern geradezu winzig. Das macht es nicht gerade einfacher das Spiel flüssig zu spielen, weil die virtuellen Buttons am äußersten Rand des Bildschirms angeordnet sind. Warum gibt man dem Spieler nicht die Möglichkeit die Größe der virtuellen Buttons und die Belegung selbst anzuordnen?
Alles im Allen merkt man diesem Spiel an, dass es innerhalb kürzester Zeit fertig gestellt wurde: Levels ohne Überraschungen oder wirklichen Herausforderungen, eine (auch für iOS-Verhältnisse) zu kurze Gesamtspielzeit sowie eine miese Steuerung auf dem iPad geben dem Spiel fette Minuspunkte. Es gibt wirklich eine ganze Menge toller Jump & Runs für das iOS, da fällt dieses Spiel hier fast schon negativ auf. Es ist meiner Ansicht nach allerhöchstens als unterstes Mittelmaß zu bezeichnen, aber keinesfalls als gut. Gute Spiele bleiben einem in Erinnerung, doch das hier… hat man nach 15 Minuten wieder vom iGerät gelöscht. Wer sich einen wirklich kreativen Western-Platformer anschauen möchte, der sollte zu Gunman Clive greifen. Hier kommt richtig Atmosphäre auf, die Levels sind herausfordernd und die Gesamtspielzeit demzufolge höher anzusiedeln.
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+ detaillierte Gameboy-Grafik + schöne Spielideen + verzweigte Spielwelten + Tiere zum Reiten + präzise Steuerung + anpassbarer Charakter + iOS Controller Support + GameCenter Anbindung + InAppKäufe nicht nötig + Universal-App |
– nur 12 Level – Ziel sehr einfach zu erreichen – keine iCloud Savegames |