Nach der Ankündigung mussten sich die Rollenspieler unter euch noch eine Weile gedulden, bevor die Neuauflage von Baldurs Gate auch auf dem iPad angekommen ist. Nun ist es da und ich habe mich auf die abenteuerliche Reise begeben, um herauszufinden ob das Spiel noch so gut wie in meiner Erinnerung ist…
Gameplay
Zu Beginn steht natürlich die umfangreiche Erstellung eures Spielcharakters, wo ihr Rasse, Bild, Fähigkeiten und bevorzugte Waffen bestimmt. Alternativ nutzt ihr einen der vorgefertigten Helden. Danach folgt ein ausführliches Tutorial zum Menü und den Spielgrundlagen – dafür solltet ihr aber Ausdauer mitbringen – schmissig und intuitiv geht anders, die nervigste Einführung seit Langem. Auch gute Englischkenntnisse sind Voraussetzung, die iPad Variante wurde nämlich leider nicht in deutsch lokalisiert.
Während des Tutorials gesellen sich immer mehr Leute zu eurer Gruppe, die natürlich alle ihre besonderen Fähigkeiten haben. So begebt ihr euch auf die Reise an der Schwertküste mit einer Gruppe von bis zu 6 Abenteurern, die ihr allesamt steuern und versorgen müsst. Das ganze Spiel inklusive aller Kämpfe läuft in Echtzeit ab und bezieht sich auf das Dungeons & Dragons Regelwerk.
Gemäß der Story des Originals spielt ihr als Sohn von Bhaal -dem Gott des Mordes- ohne dies aber anfänglich zu wissen. Dumm ist nur, dass euer Halbbruder Sarevok den Platz eures Vaters einnehmen will und euch dafür aus dem Weg räumen muss. Im Laufe des Spiels müsst ihr nun Licht in das Geheimnis eurer Abstammung bringen und nebenbei noch auch noch das halbe Land vor einem Krieg retten.
Während eurer Reise entwickelt sich euer zusammengewürfelter Haufen mit jedem Ereignis weiter, bekommt Erfahrungspunkte und wird besser. Aber auch jede Menge Gegenstände, Zaubersprüche, Rüstung, Waffen und natürlich Gold lassen sich finden. Stirbt ein Party-Mitglied, könnt ihr ein Neues anwerben. Segnet euer Spielcharakter das Zeitliche, ist das Spiel vorbei. Durch die Quicksave-Funktion, die ihr jederzeit verwenden dürft, lassen sich aber auch schwierige Situationen meistern.
Schon alleine weil das Spiel noch den Geiste der guten alten Videospielzeit hat, kann (und muss) man dafür viel Spieldauer einplanen. Alles scheint gemächlicher. Verglichen mit heutigen Spielen wie Torchlight 2 fühlt man sich wie beim nahtlosen Schauen von StarWars Episode 3 und 4: Alles wirkt auf einmal viiiiieeeeel laaaaangsaaaamer. Doch nach kurzer Zeit hat man sich daran gewöhnt und kann dies sogar genießen und schätzen.
Was ist nun eigentlich neu dazugekommen in der Enhanced Edition? Neben dem Original-Abenteuer steht euch auch die Erweiterung “The Black Pits” mit 15 Leveln und rund 6 Stunden Spielzeit separat zur Verfügung. Dazu gibt es neue Klassen und Unterklassen sowie drei neue Party-Mitglieder. Unterm Strich ist das eher von Wert für Kenner des Originals.
Neben dem normalen Singleplayer-Modus kann man sich auch online ins Multiplayer-Abenteuer stürzen. Allerdings nicht über das praktische GameCenter, sondern man muss die IP des Mitspielers wissen und eingeben. Das ist nicht so komfortabel, dafür lässt sich das iPad-Spiel auch mit PC oder Mac Versionen verbinden.
Grafik / Präsentation
Die Portierung ist gut gelungen. Die Menüs sind gut angeordnet, lassen sich mit den Fingern angenehm bedienen und bei Bedarf ausblenden. Verwirrend sind allerdings die Einstellungen für Tastatur und Maus in den Optionen. Die Umgebungen wurden überarbeitet und sind schöner als beim Original, trotzdem sind manche Eingänge und wichtige Details wie Schatzkisten oft nicht gut zu erkennen – Abhilfe schafft hier ein Button, der benutzbare Gegenstände hervorhebt. Die Charaktere sehen in Standard-Größe schick aus, zoomt man weiter heran, werden sie leider durch grobe Pixel unansehnlich.
Hier noch etwas Gameplay mit der Einführung…
Besonders die Soundkulisse wurde deutlich überarbeitet. Die Hintergrundmusik ist atmosphärisch, wurde aufwendig eingespielt und klingt wirklich gut. Wichtige Dialoge wurden mit professionellen Sprechern vertont – daher sicher auch die Dateigröße von rund 1,9GB. In den Optionen kann man alle Sound-Parameter detailliert und stufenlos einstellen.
Fazit
Die Portierung von Baldurs Gate wurde liebevoll restauriert und um schöne neue Features inklusive eines zusätzlichen Handlungsstrangs ergänzt. Die Umsetzung ist eine schöne Zeitreise für Rollenspieler und Kenners des Originals, leider verpassen die Entwickler die Chance auch unbedarfte Spieler mit einem schmissigen Einstieg zu begeistern, schade. In das Spiel kann man eine ganze Weile Zeit investieren, wird aber mit einer schönen Story und komplexen Gameplay belohnt. Ein Muss für Liebhaber von Rollenspiel-Klassikern, für den Einstieg ins das Genre gibt es bessere Spiele.
+ liebevoll restaurierte Originalgrafik + lange und schöne Story + komplexes Gameplay + Tutorial + toller Soundtrack / vertonte Dialoge + Steuerung gut für Touch umgesetzt + beliebige Speicherplätze / Quicksave + zusätzliche Erweiterung spielbar + keine InAppKäufe + Multiplayer (crossplattform) |
– Charaktere pixelig – komplexes Englisch – viel Speicherbedarf – langatmiges, nerviges Tutorial – kein GameCenter – keine iCloud-Synchronisation |
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