Das kartenbasierte Zivilisationsspiel Age of Rivals erschien bereits im letzten Jahr für PC auf Kongregate und Steam. Nun wagte sich Roboto Games auch an die Umsetzung für mobile Plattformen. Das erscheint auch nur sinnvoll, denn das erklärte Ziel des Titels ist es, das Spielgefühl eines Civilization in komprimierten Häppchen zu erzeugen. Kann das funktionieren?

Eine Zivilisation in 10 Minuten

In zehnminütigen Partien wetteifern zwei Spieler online (beziehungsweise ein Spieler gegen die sehr ordentliche KI) darum, wer über vier Runden hinweg die großartigere Zivilisation aufbauen kann. Der Kernmechanismus ist dabei die wiederholte Auswahl von jeweils einer aus vier zufällig gezogenen Karten. Die übrigen drei werden anschließend an den Gegner weitergereicht. Diesen sogenannten „Draft“ hat das Spiel beispielsweise mit dem Hit 7 Wonders oder auch dem entsprechenden Spielmodus von Magic: The Gathering gemeinsam.

Age of Rivals Die Karten kosten dabei jeweils Gold sowie verschiedene Zusatzressourcen und gehören bestimmten Kategorien an. So können sie beispielsweise die militärische Stärke, die Wirtschaftskraft oder die Siegpunktproduktion steigern. Zudem haben viele Karten zusätzlich spezielle Effekte, die oft nur unter bestimmten Bedingungen ausgelöst werden. Sind die acht Plätze auf Seiten beider Spieler befüllt, geht es an die Auswertung.

Age of Rivals Hierbei werden nacheinander verschiedene Kategorien mit Punkten belohnt, in denen jeweils unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen. In der Eroberungsphase geht es zunächst primär um die Anzahl der Angreifer. Wer mehr Angriffskarten ausgelegt hat, bekommt Bonuspunkte sowie -gold. Einzelne Einheiten mit hoher Angriffskraft sind wiederum in der folgenden Kriegsphase der entscheidende Faktor, denn dort gilt es, alle Angriffspunkte des Gegenübers auf die Verteidigungspunkte der eigenen Karten zu verteilen – und zwar in der Regel möglichst so, dass diese nicht vollständig zerstört werden. Zuletzt werden dann noch die direkt auf den Karten befindlichen Siegpunktwerte addiert.

Komplexität versus Zugänglichkeit?

Aus diesem Wertungssystem ergeben sich einige Abwägungen. Ein Spieler kann auf viele, in der Regel eher schwache, Angreifer setzen oder auf wenige starke, denn für beides zugleich sind in aller Regel weder genügend Ressourcen noch Kartenslots vorhanden. Idealerweise wird der Gegner in beiden Bereichen ganz knapp überboten, sodass mit möglichst wenig Einsatz ein maximal effizientes Ergebnis erzielt werden kann. Angesichts der Unsicherheit über die kommenden Picks im Rundenverlauf handelt es sich dabei jedoch auch um das riskanteste Vorgehen, wodurch eine gewisse Grundspannung forciert wird.

Age of Rivals Auch die Tatsache, dass über vier vollständige Runden gespielt wird, trägt ihrerseits zur Tiefe des Spiels bei. Ab der zweiten Runde wird die Hälfte der ausgelegten Karten nämlich zufällig erneut aus den zuvor erworbenen gezogen. Das bringt zwar einen gewissen Glücksfaktor ins Spiel, sorgt aber vor allem auch dafür, dass Kaufentscheidungen nicht bloß rein mathematisch auf die aktuelle Situation bezogen getroffen werden können, sondern auch große Auswirkungen auf zukünftige Runden haben.

Es steckt also doch einiges an Komplexität im auf den ersten Blick recht zugänglichen Spiel. Seine relativ niedrige Einstiegshürde verdankt es auch seinem Fortschrittssystem zwischen den Partien. Der Spieler verdient sich mit der Zeit und durch das Erfüllen täglicher Aufgaben Gold, das er in Kartenpakete investieren kann. Diese erweitern schrittweise die möglichen Optionen, die während der Partien auftauchen können. Auch über das Durchspielen der Kampagne, einer Reihe vorgefertigter Einzelspieler-Szenarien, lassen sich neue Karten freischalten.

Wichtig: In-App-Käufe gibt es hier keine. Der stetige Fortschritt dient lediglich der Motivation und der behutsamen Einführung neuer Spielelemente. Eines Accounts samt steter Internetverbindung bedarf es allerdings trotzdem. Im Hintergrund wird ein einheitliches System benutzt, das es möglich macht, die eigene Kartensammlung plattformübergreifend zu nutzen sowie auch mobil gegen Spieler am PC zu spielen und umgekehrt.

Insgesamt ist Age of Rivals ein hervorragendes Spiel, das für kleines Geld langfristigen Spielspaß bietet. Zudem bringt der Titel trotz recht offensichtlicher Inspirationsquellen einiges an Innovation mit sich. Insbesondere das enge Zusammenspiel aus Rundenstruktur und Wertungssystem potenziert die Spieltiefe auf bemerkenswerte Art und Weise. Über ein paar suboptimale Elemente im Interface, die wohl der PC-Herkunft geschuldet sind (Fenster werden per winzigem „X“ oben rechts geschlossen), sollte jeder Hobbystratege und Kartenspieler deshalb ohne Weiteres hinwegsehen.

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