Da die Berliner von Digidiced bereits die 2-Spieler-Variante von Uwe Rosenbergs Brettspielhit Le Havre (Der Binnenhafen) sehr ordentlich digitalisiert hatten, durften sie nun auch beim entsprechenden Ableger des großen Klassikers Agricola: Die Bauern und das liebe Vieh ran. Dabei dreht sich, wie schon beim großen Bruder, der seinerzeit von Playdek ganz hervorragend auf iOS umgesetzt wurde (siehe auch unsere Brettspiel-Top-10), alles um das Errichten einer kleinen, aber feinen Farm. Der Hauptunterschied zur Vorlage besteht darin, dass sich die Spieler in erster Linie auf… ganz genau, „das liebe Vieh“ konzentrieren können. Wer am Ende des Spiels die meisten Schweine, Rinder, Schafe und Pferde auf Weiden oder in Ställen untergebracht hat, ohne dabei eine Spezies zu vernachlässigen, der gewinnt in der Regel auch die Partie.

Farmer sucht Arbeiter

agricola bauer vieh review Die Kernmechanik des Spiels bleibt dabei das rundenweise Einteilen der Arbeiter. Abwechselnd besetzen die beiden Spieler jeweils eines von 16 Aktionsfeldern. So lassen sich beispielsweise zusätzliche Tiere auf den Hof holen oder Ressourcen sammeln – letztere werden wiederum durch Bauaufträge verbraucht, die ebenfalls über Aktionsfelder ausgelöst werden. Es müssen Zäune errichtet werden, mit deren Hilfe sich Weidenfelder abgrenzen und so zur Viehhaltung nutzen lassen. Mit Stein und Schilf lässt sich wiederum ein Stall bauen, der bereits auf einem einzelnen Feld des Hofes eine stattliche Anzahl Tiere beherbergen kann. Insbesondere, wenn er später zur Stallung ausgebaut wird. Überall auf der Farm lassen sich zudem Futtertröge aufstellen, die die Kapazität des jeweiligen Feldes verdoppeln.

An dieser Stelle wird deutlich: Es geht stets um die möglichst effiziente Verteilung des Viehzeugs, das sich ab mindestens zwei Exemplaren pro Tierart auch noch jede Runde selbständig vermehrt. Einerseits ist dies wünschenswert, da es die Siegpunkte nach oben treibt. Andererseits muss aber stets darauf geachtet werden, dass noch genügend Platz ist und auch ausreichend viele Weiden und Ställe zur Verfügung stehen. Gemeinsam mit anderen Arten lassen sich die animalischen Sturköpfe nämlich nicht halten. Der sich ergebende Balance-Akt zwischen Farmausbau und Viehzuwachs sorgt für Spannung und stellt eine gelungene Vereinfachung des wesentlich komplexeren Hauptspiels dar.

Technisch bietet die App gewohnte Digidiced-Qualität

Die originalen Grafiken des Brettspiels werden verwendet und sind so effizient angeordnet, dass die Bedienung selbst auf dem kleineren Smartphone leicht von der Hand geht. Das kurzweilige deutsche Tutorial tut sein Übriges zur Einsteigerfreundlichkeit. Wer auf Dauer mehr Abwechslung möchte, kann per In-App-Kauf ein Erweiterungspaket mit zusätzlichen Spezialgebäuden erwerben(derzeit für 3€), die einige neue Regeln ins Spiel bringen.

In Sachen Umfang wird neben lokalem Multiplayer für zwei Spieler auch die bekannte, jedoch leider mal wieder ziemlich leere, Online-Lobby geboten. Zudem lässt sich gegen drei KI-Stufen antreten. Der Wermutstropfen dabei: Nach einigen Trainingsspielen gegen die leichten und mittleren Computergegner dürfte (zumindest erfahrenen Brettspielern) auch das Bezwingen der schweren KI-Gegner nicht sonderlich schwer fallen. Selbst diese begeht noch zu viele offensichtliche Fehler.

Agricola: Die Bauern und das liebe Vieh ist ein gutes Spiel für Brettspiel-Einsteiger und Spieler, die schon im eigenen Bekanntenkreis potenzielle menschlichen Gegner mitbringen. Unterm Strich ist das Light-Agricola sehr empfehlenswert – auch wer erst einmal in den Design-Kosmos von Uwe Rosenberg hineinschnuppern möchte, ist hier richtig und muss nicht fürchten, von der enormen ökonomischen Tiefe seiner „großen“ Spiele erschlagen zu werden. Insgesamt also eine klare Empfehlung – mit kleinen Abstrichen für Profis!

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