Das Point&Click Adventures zeitlos sind, beweist einmal mehr die Spielreihe Blackwell mit ihren drei gerade zeitgleich erschienen Teilen Blackwell: Legacy, Blackwell: Unbound und Blackwell: Convergence von Wadjet Eye Games, die schon für das tolle Gemini Rue verantwortlich waren. Ich habe die drei Teile für euch gespielt und war ziemlich begeistert, trotz kleinerer Mängel. Wieso? Weshalb? Warum? Hier mehr dazu…

Bei der Blackwell-Reihe geht es um die Familie Blackwell, die von einem Geist namens Joey heimgesucht wird. Doch statt gruselig umherzuspuken ist Joey ein adretter und smarter junger Herr, der immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat. Die Fähigkeit den durchsichtigen Herren zu sehen und mit ihm zu sprechen ist aber nur den Damen vorbehalten. Und Joey hat einen Plan: Mit seinem Auftauchen sind die Blackwell-Damen verpflichtet unerlöste Seelen ins Jenseits zu schicken. Und genau das macht eine wichtige Komponente des Spiels aus – dazu muss man nämlich die Todesfälle erst einmal erforschen und auflösen. Die Blackwell-Reihe ist also eine Art übernatürliches Detektiv-Spiel.

Blackwell 1: Legacy

Blackwell Legacy Im ersten Teil von 2006 spielt ihr Rosangela Blackwell, eine junge Autorin aus New York, die gerade ihre Tante zu Grabe getragen hat. Just an diesem Tag erbt sie auch die Gabe Joey zu sehen – eine ziemlich gefährliche Angelegenheit, da genau dieser Umstand ihre Tante für 25 Jahre in die Psychatrie gebracht hat. Mit eurem neuen Sidekick löst ihr nicht nur einen Selbstmord-Fall für die Zeitung, für die ihr schreibt, sondern erlöst noch ein paar andere Seelen.

Nebenbei bekommt man unterhaltsam vermittelt, was es bedeutet in New York zu leben und auch die Geschichte um die Blackwell Familie wird etwas klarer. Ein guter erster Teil, der Lust auf mehr macht… Der erste Teil ist recht kurz und nach rund 2 Stunden flimmert der Abspann über den Bildschirm.

Blackwell 2: Unbound

Im zweiten Teil geht es zurück in die 70er Jahre, denn hier übernimmt man die Rolle von Rosangelas Tante Lauren und schaut hinter die Kulissen. Hier fallen ein paar Neuerungen auf: Die etwas ausgefeiltere Grafik, man darf nun auch jederzeit Joey steuern und Gegenstände aus dem Inventar mit Gegenständen auf dem Bildschirm kombinieren.

Blackwell Unbound Ansonsten lebt Unbound von der schönen Jazz-Atmosphäre und den typischen 70er Schauplätzen und Gadgets – will man zum Beispiel etwas herausfinden, recherchiert man im Telefonbuch, Aufnahmen macht man mit der Polaroid-Kamera und einem Diktiergerät.

Lauren Blackwell ist eine attraktive junge Frau, die sich zum Zeitpunkt des Einstiegs ins Spiel schon gut mit Familienfluch Joey abgefunden hat und unglaublich viel raucht. Joey scheint übrigens sogar etwas verliebt in die junge Dame zu sein, eine interessante Konstellation. Der erste übernatürliche Fall führt Lauren in eine dunkle Jazzbar, um eine Saxophonisten-Seele zu erlösen. Doch das ist erst der Anfang des Falles, in den noch mehr verwickelt sind und der am Ende sogar noch lebensgefährlich für Lauren wird. Der zweite Teil ist schon umfangreicher, hier habe ich rund 4 Stunden im Spiel verbracht…

Blackwell 3: Convergence

Zurück zu Rosangela und Joey, wobei der dritte Teil zeitlich rund ein halbes Jahr nach dem ersten Teil ansetzt und ziemlich düster und verregnet ist.

Blackwell Convergence Auch hier hat sich der Grafikstil wieder weiterentwickelt: Die Sprechblasen sind nun rund, endlich ist die Schrift insgesamt auf dem iPad annehmbar. Für mich persönlich ist es hier schon fast zu detailliert vom Pixelartwork her – wo man in den ersten beiden Teilen noch eine eigene Persönlichkeit in die grob gepixelten Gesichter deutet konnte, sind sie nun ausgearbeitet – ich hätte aber einen gleichbleibenden Stil bevorzugt, ich fand die gröbere Pixelgrafik der ersten Teile gut.

Der dritte Teil führt Rosa ins Filmgeschäft – ein Schauspieler wurde ermordet. Doch es bleibt nicht dabei und bald stehen Rosa und Joey vor insgesamt drei mysteriösen Todesfälle, die am Ende alle an einem Punkt zusammenlaufen – mit überraschendem Ergebnis. Das übernatürliche Team trifft nämlich auf eine unangenehme Person aus dem zweiten Blackwell-Teil.

Gefallen hat mir an den Blackwell Adventures besonders die realistische Note. Hier gibt es endlich mal keine Hexen, Monster, Schlösser, Prinzen, Weltraumbewohner oder Paralleluniversen – das ist zur Abwechslung mal sehr angenehm. Die Spiele haben mich mit dem Setting (und der Optik) an LucasArts-Klassiker wie Indiana Jones erinnert. Alles könnte genau so stattfinden, natürlich mal von der etwas übernatürlichen Komponente mit Joey abgesehen, der wiederum einen tollen Sidekick abgibt.

Die Adventures sind im AppStore derzeit nur in Englisch erhältlich, die deutsche Lokalisierung der PC Version fehlt bisher leider. Dennoch bin ich sehr gut in die Spiele hineingekommen – das Englisch ist recht einfach und wird durch Textblasen und gute Synchronisation sehr gut getragen.

Blackwell Commentary Auch das Artwork gefällt mir sehr gut, ist natürlich recht retrolastig, hat aber viel Charme. Lediglich bei ein paar Animationen im ersten Teil gibt es Grund zur Kritik, die teilweise ruckelig sind. Auch die Menüs hätte man hier die Auflösung des iPad anpassen können. Retrografik im Spiel? Okay! Pixelige Schrift im Menü? Nein! Dies wird aber spätestens im dritten Teil behoben.

Eine Besonderheit aller drei Teile ist der Entwickler-Kommentar, den man in den Optionen aktivieren kann – und sollte! Entwickler Dave Gilbert erzählt mit dieser Funktion an passender Stelle interessante Fakten zur Entstehung einer Szene oder interviewt eine Designer, mit der er über spezielle Details spricht. Sehr toll!

Es gibt übrigens noch zwei weitere Teile der Reihe, die demnächst für iOS erscheinen sollen – weitere Teile trage ich dann hier nach…

Die Blackwell Adventures haben mich unwissend erwischt und überrascht. Ich habe sie fast an einem Stück durchgespielt und war durchweg begeistert. Das realistische Setting ist erholsam, der Grafikstil erinnerte mich an LucasArts-Klassiker und die Story mit Geist Joey und den übernatürlichen Fällen ist einfach genial. Im Laufe der Teile wird der technische Unterbau besser, die Möglichkeiten und Rätsel komplexer. Die Steuerung ist gut und auch die englischen Texte sind einfach zu verstehen. Dazu kommt eine tolle Soundkulisse mit guten Sprechern sowie den empfehlenswerten Entwickler-Kommentaren, der einem das Spiel mit viel Hintergrundwissen noch einmal deutlich näher bringt. Ihr solltet die Spiele übrigens der Reihe nach spielen… sie werden mit jedem Teil besser. Trotz kleiner Mängel lohnt sich diese Adventure-Reihe!

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+ tolle Retrografik
+ freie Speicherfunktion
+ solide und faire Rätsel
+ tolle Story
+ Wechsel zwischen Geist und Blackwell-Dame
+ Entwickler-Kommentare
+ keine InAppKäufe
+ schöner Soundtrack
+ gute Synchronsprecher
+ GameCenter Anbindung
+ Universal-App
– englisch
– Animationen ruckeln teilweise
– Menüs sehr pixelig
– keine iCloud Savegames