Wenn eine Spielidee seit 30 Jahren immer wieder aufgegriffen wird, dann muss es sich um einen Klassiker handeln. Und das war Boulder Dash in der Tat, ob nun auf dem C64 oder auf dem NES. Die Idee, dass man mit einem Forscher Schätze aus labyrinthartigen Höhlen freilegt, war damals durchaus neu. Neben offiziellen Spielen erschienen in den letzten Jahrzehnten auch eine unzählbare Anzahl an Klonen für den PC. Nun erschien eine iOS-Umsetzung zum 30. Geburtstag des Spiels – das unter Mitwirkung von den beiden Serienschöpfern Peter Liepa und Chris Gray produziert wurde.

 

Rockford wieder in Aktion

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Die ersten Level sind noch recht übersichtlich

Das Ziel des Jubiläums-Spiels bleibt unverändert: Mit Forscher Rockford macht Ihr Euch auf den Weg durch Höhlen um Diamanten zu finden. Habt Ihr eine bestimmte Zahl an Diamanten aufgesammelt, öffnet sich der Ausgang des Levels. Wie im Original gilt es auch diesmal Feinden auszuweichen oder diese mit Steinen zu erschlagen. Steine sind wieder ein zentrales Element: Die könnt Ihr als Falle für die Feinde verwenden, schnell können sie aber auch zum Verhängnis werden, nämlich dann wenn man von ihnen erschlagen oder eingeschlossen wird. Zudem gibt es eine Zeitbegrenzung für jeden Level: Läuft der Timer ab, muss man das Level von vorn anfangen.

Im Gegensatz zum Original gestaltet sich das Leveldesign moderner. Zwar ist Rockford immer noch in labyrinthartigen Höhlen unterwegs, diese sind aber nicht mehr allzu ausufernd wie in den 80ern. Wenngleich spätere Level recht umfangreich werden, wird es nie unübersichtlich, wie in den späteren Levels des Originals. Dafür gibt es nun auch schräge Plattformen, von den man die Steine runter rollen lassen kann um beispielsweise Feinde und andere Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

Bekannt sind die Magic Walls und Teleporter, die wieder mit an Bord sind. Mit Magic Walls lassen sich Steine in Diamanten verwandeln und Teleporter bringen Rockford (sowie Gegner und Steine) in andere Bereiche der Spielwelt.

Optional stehen Rockford auch einige Power-Ups zur Verfügung. Mit Dynamit lassen sich Feinde, Steine und manche Wände wegsprengen, mit dem Fernglas kann man in Ruhe die Levelkarte studieren. Dann gibt es ein Power-Up, mit denen alle Elemente kurzzeitig eingefroren werden und ein Power-Up, mit denen die Punkte kurzzeitig beim Einsammeln von Diamanten und dem Besiegen von Feinden verdoppelt werden.

Die 200 Level sind in verschiedene Levelpakete aufgeteilt. Um das nächste Paket freizuschalten, müssen eine bestimmte Zahl an Sternen eingesammelt werden, diese gibt es für einen hohen Highscore. Um die Höchstzahl von drei Sternen zu bekommen, solltet Ihr also alle Diamanten eines Levels sammeln, sowie ein Großteil der Feinde mit Steinen besiegen.

So lauft Ihr von Höhle zu Höhle, die immer umfangreicher werden und später auch einige Puzzle-Einlagen beinhalten. Im Vergleich zum Original ist das Gameplay sehr viel schneller und actionreicher, wer sich also auf Retro-Feeling freut, wird sicher enttäuscht werden.

 

Das Freemium-Modell

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Steine kann man auf Gegner fallen lassen

Wer meine Artikel hier in der AppGemeinde kennt, der kennt auch meine starke Skepsis zum Freemium-Modell. Andererseits sind nicht wir Hardcoregamer die primäre Zielgruppe, sondern der Großteil der User, die nicht zu jener Sorte gehören. Studien belegen, dass über die Hälfte der Smartphone-User keinen einzigen Cent für Apps ausgeben (Link zur aktuellen Studie von Developer Economics). Dazu sind nur ca. 30% der User bereit Geld für Spiele auszugeben. Das stellt die Entwickler natürlich vor großen Problemen, gerade bei solch kleinen Firmen wie First Star Software und Tabstar Interactive.

Ob nun das Freemium-Modell als erstes da war oder die geringe Bereitschaft Geld auszugeben, darüber lässt sich streiten (Henne-Ei-Problem). Fakt ist, dass es dieses Modell gibt. Nun kann man pauschal das ganze Modell abstrafen wie es andere Rezensenten zum aktuellen Boulder Dash Spiel getan haben (und wie ich es früher zweifellos auch getan hätte), oder man kann versuchen sich in die Entwickler hineinzuversetzen, denn irgendwie muss man ja von seiner Arbeit auch leben können. Auf jeden Fall sollte man auch ein Freemium-Spiel fair beurteilen.

Das Konzept sieht bei Boulder Dash 30th Anniversary folgendermaßen aus: Für 4,49€ lassen sich die Werbeeinblendungen ausschalten. Außerdem gibt es drei Levelpakete, die nur als In-App-Kauf von je 1,79€ angeboten werden (was durchaus teuer ist, dafür das ein Paket nur 20 Level beinhaltet!). Alle anderen Pakete lassen sich freispielen. Die meisten, wie oben erklärt mit Sternen, dann gibt es noch ein Halloween- und ein Geister-Paket. Diese lassen sich freischalten, wenn man in den Schatzkisten Kürbisse und Geister findet. 10 Kürbisse und 30 Geister reichen aus. Ich hatte diese bereits nach 40 Level beisammen.

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Rockford im Kampf mit Skeletten und Fledermäuße

Und da wären wir bei den Schatzkisten: Diese findet man durch Zufall beim Spielen. Es gibt keine feste Stelle, sondern man findet diese einfach beim Graben. Es kommt dabei nicht selten vor, dass man in einem Level 3-5 Schatzkisten findet, manchmal aber auch nur eine oder gar keine. Nach dem Abschluss des Levels lassen sich jene Schatzkisten öffnen – darin enthalten sind Power-Ups, sowie verschiedene Items und schließlich Goldbarren. Mit den Items wie Zahnrädern oder Baumstämmen können neue Spielfiguren freigeschaltet werden und mit Goldbarren kann man ein Level weiterspielen, wenn man gestorben ist.

Zwar besteht die Möglichkeit auch per In-App-Kauf Power-Ups, Goldbarren und Schatzkisten zu kaufen, wirklich nötig wird es aber nicht, wenn man die Power-Ups beispielsweise nur dann einsetzt, wenn es wirklich nötig ist – was selten vorkommt. Denn allgemein sind die Level so aufbaut, dass man auch ohne deren Einsatz 3 Sterne erreichen kann. Dafür braucht es aber ein wenig Übung und Taktik. Da ein Level maximal 3 Minuten in Anspruch nimmt, ist es auch nicht notwendig Goldbarren auszugeben.

Ich habe bereits über 80 Levels gespielt und hatte immer genug Power-Ups. Bis auf das Ausschalten der Werbung habe ich keinen einzigen Cent investiert (auch in diesem Spiel lässt sich die Werbung übrigens ausschalten, wenn man sein Gerät vom Internet trennt). Ich spreche da natürlich aus der Sicht eines Gamers, der sich gerne in solch ein Spiel reinbeißt und allgemein gern auf Highscorejagd geht. Dies ist hier zum Glück möglich, denn Einschränkungen in den Versuchen gibt es keine und das Spiel benötigt auch keine Internetverbindung. Es ist also nicht so wie in anderen Freemium-Spielen, dass man nach einer bestimmten Zahl an Versuchen warten muss. Somit empfinde ich dieses Modell hier bei weitem nicht als so penetrant und nervend wie das der zahlreichen Konkurrenz und kann somit der teilweise vernichtenden Kritik im Netz nicht zustimmen!

Gleichwohl wäre eine Art „Premium-In-App-Kauf“ zum Ausschalten des Freemium-Modells psychologisch gesehen wünschenswert.

http://www.youtube.com/watch?v=caqaQTNLndY

Jetzt auch als Premium-Version!

[Update von Tobi] Als hätten Axels Zeilen magische Wirkung, gibt es ab sofort nun die Premium-Version, die im Prinzip ohne InAppKäufe auskommt – lediglich 4 neue Levelpacks kann man für je 89Cent hinzukaufen, doch dazu muss man schon eine ganze Weile mit der normalen Version verbringen. Die Premium-Version ist zwar nicht ganz billig, kommt aber gänzlich ohne Werbung oder die Möglichkeit etwas für echtes Geld zu kaufen aus, auch das Balancing wurde etwas verbessert. Das Spiel macht in dieser Version einen runden Eindruck – hier könnt ihr noch etwas an der Wertung dazurechnen! Am besten die Freemium-Version antesten und sich bei Gefallen für diese Version entscheiden…

 

Wie sieht es mit der Technik aus?

Wie eben bereits angedeutet braucht das Spiel keine Internetverbindung. Das gibt schon einmal einen Pluspunkt, den gibt es auch für den Controller-Support. Diesen braucht es aber nicht unbedingt, denn die Steuerung mit Wischgesten ist erstaunlich genau und intuitiv, diese gefällt mir sogar besser als die Controllersteuerung. Dann gibt es noch eine Option für ein einblendbares D-Pad.

Grafisch finde ich das Spiel durchaus hübsch mit seiner 2,5D Grafik, den Animationen und den kleinen Lichteffekten. Die Musik ist etwas comichaft, könnte vielleicht manchen nerven – zum Glück lässt sie sich ausschalten. Die Geräuschkulisse ist dagegen sehr gut mit den Grabgeräuschen, wenn Steine auf Gegner fallen usw. Einen iCloud-Support vermisst man allerdings, dafür ist das Spiel mit 100MB zwar nicht winzig, aber es gibt Spiele die mehr Speicherplatz fressen.

Der ganzen Freemiumgeschichte zum Trotz: Boulder Dash 30th Anniversary macht mir unglaublich viel Spaß. Man merkt die Verneigung vor dem Original, dazu gibt es neue Elemente, ohne dass das Spielkonzept so verfremdet wird wie beispielsweise in Boulder Dash Rocks aus dem Jahr 2008 (das hatte mit dem Original wirklich nicht mehr viel zu tun). Hier wurde das Spiel sehr behutsam modernisiert. Gute Steuerung, hübsche Grafik und schnelles, actionreiches Gameplay prädestinieren den Titel für einen schönen Zeitvertreib zwischendurch. Da es keine Timer wie in anderen Freemium-Titel gibt, sind lange Spielnachmittage garantiert. Und mit einem Umfang von 200 Level (davon müssen 60 freigekauft werden) hat man definitiv einiges zu tun.

[appbox appstore 865484224][appbox appstore 936749679]
+ 200 Levels (140 lassen sich freispielen)
+ zeitgemäße 2,5D Grafik
+ abwechlungsreiches Leveldesign
+ gute Touchsteuerung
+ keine Timer
+ hohe Erscheinungsfrequenz der Schatzkisten
+ deutsch
+ Mfi-Controller-Support
+ keine Internetverbindung notwendig
+ GameCenter-Anbindung
+ Universal-App
– Preise für drei Levelpakete zu hoch
– Musik mit der Zeit etwas nervig
– manche Gamer vermissen sicher das Retro-Feeling
– keine iCloud-Anbindung