Mal wieder geht es hinab in die düsteren Kerker. Noch Lust auf ein weiteres Spielchen dieser Sorte? Ich habe mir Desktop Dungeons: Enhanced Edition von QCF Design für euch angesehen und will versuchen, den Unterschied zu den zahlreichen Genre-Kollegen kurz für euch herauszuarbeiten. Und natürlich, ob sich ein Kauf der iOS Version lohnt. Also ab in den Kerker!

Ein ausführliches Tutorial führt in alle Features und Techniken ein, allerdings ist das Spiel in Englisch – gute Sprachkenntnisse und Lust auf lange Texte sollte man mitbringen. Das Desktop Dungeons kein simples Spiel ist, weiß man, wenn man die rund 30 Minuten Tutorial hinter sich hat… Am Anfang mag das Spiel gut von der Hand gehen, doch sobald der Schwierigkeitsgrad anzieht, sollte man sich noch einmal näher mit den taktischen Möglichkeiten beschäftigen, um den Levelboss überhaupt zu erreichen und ihn niederzustrecken…

Desktop Dungeons iOS

Das Dorf entwickelt sich…

Zu Beginn wird man zum König eines kleines Reiches ernannt – nicht mehr als ein kleines Dorf. Desktop Dungeons nutzt damit die Chance, die Sproggiwood verpasst hat: Während man unter Tage düstere Höhlen nach Gold durchsucht und von Schurken säubert, kümmert man sich über Tage um den Aufbau seines kleinen Reiches mit dem erkämpften Gold.

Was ist anders als bei den Kollegen?

Die erste Besonderheit: Jeder Dungeon ist immer genau einen Bildschirm groß, abzüglich der rechten Menüleiste – nichts mit langen Erkundungstouren. Da die Spielfelder aber sehr klein sind und jedesmal zufällig generiert werden, gibt es trotzdem jede Menge zum Entdecken. Eine Runde dauert circa 10 Minuten. Zu Beginn sind alle noch nicht entdeckten Kacheln unsichtbar.

Desktop Dungeons iOS

Nicht so schön, aber voll…

Zweite Besonderheit: Man regeneriert seine Lebensenergie und Zauberkraft nur, indem man neue Dungeon-Felder betritt. Und die sind, wie schon erwähnt, stark begrenzt. Schon beim Entdecken der düsteren Höhle sollte man also taktisch vorgehen – vielleicht kann man ja noch ein Monster angreifen, bevor man (geschwächt) weiter zieht und neue (heilende) Felder aufdeckt.

Die dritte Besonderheit sind die Monster, die nur passiv agieren – sprich, niemals nicht angreifen. Man kann sich also getrost vorbeischleichen oder aber angreifen, es wird selbst dann niemals zu mehr als einem Gegenschlag ausholen. Ab hier wird der vermeintliche Dungeon-Crawler schnell (unbemerkt) zu einem Mathe-Spiel. Kann ich mir den Angriff mit meinen Werten noch leisten? Abhilfe schafft hier die Vorschau in der Seitenleiste über den möglichen Schaden und die Auswirkungen, praktisch. In jedem Dungeon gibt es einen Endboss, den es zu erledigen gilt. Ist er platt gemacht, kann man die Trophäe einsacken und für etwas Spielgeld verkloppen.

Und unter der Oberfläche…?

Im Inventar sammelt man Waffen und Zaubersprüche sowie Heiltränke, die man jederzeit einsetzen kann. Im Laufe des Spiels schaltet man die 20 Klassen und die 7 Rassen frei, die man recht innovativ auch mit ihren Spezialfähigkeiten kombinieren kann und sich so seinen Superhelden erschafft, der am besten zur persönlichen Spielweise passt. Doch bis dahin ist es ein langer Weg.

Desktop Dungeons iOS Am Ende gibt es eine ausführliche Statistik, wie viele Monster man wie erledigt und wie viel Gold man sich in den Rucksack gestopft hat. Das Gold setzt man in seinem kleinen Königreich ein, um neue Gebäude zu bauen und diese zu verbessern und damit neue Klassen freizuschalten, stärkere Waffen zu erschaffen und… Auf der Landkarte erkundet man die Umgebung nach neuen Dungeons.

Die Retro-Optik sieht im ersten Augenblick etwas spröde und nüchtern aus, doch mit der Zeit schafft es das Spiel, mit schönem Artwork zwischen den Dungeons ein gewisses Retro-Feeling aufzubauen. Das Spiel ist nur für das iPad verfügbar und das hat einen einfachen Grund: Die Grafiken wurden 1:1 vom PC-Original übernommen. Das bedeutet, dass sie schon auf dem iPad recht klein sind, auch dem iPhone bräuchte man ein Lupe. Das bedeutet aber leider auch, dass alles leicht verwaschen aussieht. Schade, dass man hier nicht die Grafik neu für die Retina-Auflösung überarbeitet hat! Immerhin läuft es hier auch auf älteren iPads sehr flüssig.

Gespeichert wird lokal auf dem iPad in mehreren Speicherslots, alternativ kann man noch plattform-übergreifend das Savegame auf dem Server des Entwicklers speichern und so am Rechner weiterspielen – falls man die PC Version besitzt. Allerdings muss man sich dafür mit einer gültigen E-Mail Adresse dort anmelden. Leider wurde das die iCloud nicht zur Speicherung genutzt, was sehr schade ist.

Bei Desktop Dungeons: Enhanced Edition für iOS geht es weniger um Action, sondern hier ist eine gute Taktik gefragt, die aus dem Dungeon Crawler schon eher ein Puzzle-Spiel macht. Die Entwickler haben dem Spiel solch schöne Gameplay-Ideen verpasst, dass es auch trotz etwas altbackener Grafik und verwaschenen Texturen lange Zeit motivieren kann. Zu den taktischen (zufällig generierten) Dungeon-Kämpfen kommt noch die Expansion und Aufbau des kleinen Königreiches als bindendes Element. Unterm Strich ein lohnenswertes Spiel mit Suchtpotential, dass man sich auch anschauen kann, wenn man eigentlich schon gar keine Spiele dieser Zunft mehr sehen kann – Desktop Dungeon ist anders. Und ist gut.

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+ schöner Genre-Mix
+ motiviert
+ viele Klassen/Rassen
+ präzise Steuerung
+ zufällig generierte Level
+ viele frische Spielideen
+ zahlreiche PowerUps
+ Dorf-Aufbau
+ keine InAppKäufe
+ epischer Orchester-Soundtrack
+ GameCenter-Anbindung
– leicht verwaschen Grafik
– altbackene Optik
– keine iCloud Savegames
– komplexes Englisch