Passender hätte der Zeitpunkt für den Release von Flewn gar nicht sein können. Pünktlich zur UN-Klimakonferenz 2015 veröffentlichte Entwickler Gabriel Smetzer seine interaktive Geschichte über einen Wal, der durch eine tödlich ausgetrocknete Landschaft mit letzter Kraft auf Krücken läuft.
Er ist auf der Suche nach dem Ozean, doch weit und breit nur Sand. Er ist nicht allein unterwegs, denn er trägt auf seinem Rücken eine ganze Stadt mit geretteten Fischen mit sich. Parallel erzählt Flewn die Geschichte aus der Perspektive eines Frosches und eines Kamels, die ein ähnliches Ziel haben. Ohne Navigation oder Buttons schiebt man die Geschichte einfach mit einem Finger von rechts nach links vorwärts.
Eigenwillig ist der Entwickler beim Erzählen der Geschichte vorgegangen, die in englischen Reimen zu lesen ist. Dabei muss man den Bildschirm häufig vom Quer- in den Hochkant-Modus drehen, das auch umgekehrt von allen vier Seiten… Englisch sollte man schon gut verstehen, denn sonst fehlt ein wichtiger Teil des Konstrukts. Insgesamt ist die Dauer der Geschichte mit rund 15 Minuten recht mager, dennoch entlässt sie den Spieler mit dem Gefühl, etwas Wichtiges und Tolles erlebt zu haben. Die Geschichte ist traurig, schafft es Inhalte ohne moralischen Zeigefinger zu vermitteln und ist am Ende doch irgendwie optimistisch.
Prinzipiell gibt es auch einen zweiten Spielmodus, bei dem man einen Frosch auf einem fliegenden Fahrrad helfen muss. Damit er (möglichst weit) vorwärts kommt, muss er Fliegen essen. Ansonsten stürzt er ab und das Spiel endet. Gesteuert wird mit einem Finger in bekannter Jetpack-Joyride-Manier. Wirklich überzeugend ist dieses kleine Minispiel nicht und zum Glück auch von der eigentlichen Geschichte losgelöst, so dass man es auch (getrost) ignorieren kann.
Gabriel Smetzer kreiert mit seinem Artwork eine ganz eigene Formsprache und kann mit vielen Details, sympathisch-tragischen Charakteren als auch tollen Landschaften begeistern. Auch der Sound ist gut und sollte mit Kopfhörern dazu genossen werden, um besser in die Geschichte hineinzukommen. Hier hört man neben traurigen Streichern, zarten Klavierklängen, entspannten Gitarren-Akkorden und Naturgeräuschen auch noch summende Frauenstimmen. Sehr gut.
Da Flewn kein Spiel ist, sondern viel mehr eine wundervoll erzählte Geschichte zum Selberblättern, vergebe ich auch keine Wertung. Die App schafft eine tolle Atmosphäre und erzählt behutsam die ergreifende Geschichte eines alten Wales, der auf der Suche nach dem Ozean durch eine vertrocknete Landschaft läuft. Dabei greift Flewn behutsam die aktuelle Umwelt-Thematik. Da man das lange Band der Geschehnisse selbst mit dem Finger vorwärts schiebt, kann man in Ruhe auf Details achten und die Reime wirken lassen. Dazu machen das wunderbare Artwork und der toller Soundtrack die Geschichte eindrucksvoll. Nichts für die große Allgemeinheit der iOS Nutzer, aber für geneigte Spieler mit Faible fürs Besondere.
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