Die Entwickler von Etter haben ein neues Spiel am Start, oder sagen wir gleich: Sie haben neue Kunst am Start! Mit Plug & Play beweisen die Schweizer Michael Frei und Mario von Rickenbach einmal mehr, dass sie den AppStore als kreative Spielwiese und Experimentierfeld begreifen. Und sind deshalb auch für den Nuovo Award beim Independent Games Festival 2015 nominiert.
Bei Plug & Play steuert man surreale Menschen, die statt einem Kopf einen Stecker haben. Es gibt schöne Animationen, die sich alle im aufs Wesentliche reduzierten Raum abspielen. Im Endeffekt geht es um Gegensätze: Alles bewegt sich zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Mann und Frau, zwischen Positiv und Negativ, zwischen Steckern und Steckdosen. Trotz dieser Gegensätze sind alle irgendwie miteinander verbunden, jede Aktion eines Einzelnen hat Auswirkungen auf die Gruppe.
Vielleicht ist es ganz große Kunst. Vielleicht ist es aber auch nur die hochpolierte Umsetzung eines präpubertären Jungen-Streichs über *knihihi* Ficken als freud’sche Fehlreaktion. Auch hier ist alles möglich und liegt wie so oft im Auge des Betrachters…
Dabei ist das Spiel schön verrückt und lässt schon mal ein Steckerwesen seine männlichen Stecker rektal ausscheiden, wodurch es zum weiblichen Wesen wird. Auch ein kleiner Gruppensex-Akt ist ziemlich abgedreht anzusehen und lässt auf Grund der Abstraktheit viel Spielraum zum Interpretieren. Darauf basiert es meiner Meinung nach – es wurde viel Raum für eigene Gedanken und Interpretationen gelassen. Leider ist die surreale Reise schon nach rund 10 Minuten zu Ende. In AppKäufe gibt es da natürlich nicht.
Plug & Play ist mehr Kunst als Spiel und wie Kunst oft ist, wirft sie mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Es richtet sich damit an ein sehr spezielles Publikum: Spieler, die rund 3€ für eine besondere digitale Erfahrung übrig haben und die auch mal in eine Kunstausstellung gehen… Am Ende der Geschichte, die reich an Metaphern ist, bleibt man genauso verwirrt zurück wie zwischendurch. Trotzdem fühlt es sich gut an und irgendwie kommt man ins Grübeln. Technisch richtig gut umgesetzt, lässt es sich intuitiv bedienen, auch die Animationen laufen fluffig über den Bildschirm. Damit kann ich das Spiel erwachsenen Spieler empfehlen, die gern etwas Besonders für sich suchen. Eine echte Wertung traue ich mir hier nicht zu, ist es doch zu viel Kunst und zu wenig Spiel…
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